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DAZ.online-Wochenschau
Mehr Tbc, aufgeklärte Arzneimitteldiebstähle und Streit um Paracetamol
Endlich scheint es neben Ebola auch wieder andere Erkrankungen und Themen zu geben: Tuberkulose, HIV, Hepatitis C, Osteoporose, Homöopathie, Antibiotikagebrauch, Arzneimitteldiebstähle – und Paracetamol. Die Diskussion für und wider Rezeptpflicht entbrennt erneut. Das alles, ein bisschen über Ebola und viel mehr lesen Sie in unserer Wochenschau.
Deprimierender „Tuberkulose-Bericht 2014“. Trotz aller medizinischer Fortschritte sind im vergangenen Jahr etwa 1,5 Millionen Menschen an Tuberkulose gestorben, ca. neun Millionen sind erkrankt. Zwar sinkt die Sterblichkeit, aber es sind fast eine Million mehr Tuberkulosefälle mehr als zuletzt geschätzt. Rund 60% der Kranken und Toten sind Männer. Südostasien und die westpazifischen Regionen sind am stärksten betroffen.
Auch Männer haben Osteoporose. Anlässlich des Welt-Osteoporosetages wurden Präventionsmöglichkeiten und Früherkennungsmaßnahmen in den Mittelpunkt gerückt. Im Fokus stehen dieses Jahr die Männer: Denn die Risiken, die mit einer Osteoporose einhergehen, werden bei Männern unterschätzt. Und weil Männer seltener als Frauen an Osteoporose erkranken, scheinen sich viele dem tatsächlichen Risiko nicht bewusst zu sein.
Hepatitis-C-Register gestartet. Im Deutschen Hepatitis-C-Register sollen Daten zu Hepatitis-C-Therapien gesammelt werden, um die Behandlung der Patienten zu optimieren. Es gibt neue Medikamente, die echte Heilungschancen für Hepatitis-C-Patienten versprechen. Doch gerade für die neuen Medikamente seien weitere Daten erforderlich, um die Behandlung der Patienten zu optimieren. Angesichts der hohen Kosten dieser neuen Präparate ist eine optimale Therapie sicher von besonderer Bedeutung. Und es gibt auch mehr Geld: Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und GKV-Spitzenverband genehmigen ein Sonderausgabenvolumen für moderne Hepatitis-C-Arzneimittel.
Homöopathie ist gefragt. Immer mehr Menschen nehmen homöopathische Arzneimittel, so das Ergebnis einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach. 94% der Befragten kennen Homöopathika (2009: 92%), und der Anteil der Verwender ist von 53% im Jahr 2009 auf heute 60% gestiegen. Vor allem Frauen greifen zu Homöopathika, und Homöopathika werden häufiger in Westdeutschland eingenommen (64%), im Osten sind es 44%.
HIV-Kampagne gegen Ausgrenzung. „Würdest Du jemanden mit HIV küssen?“ Diese und weitere Fragen bilden den Auftakt für die neue HIV-Kampagne anlässlich des Welt-AIDS-Tags am 1. Dezember. Unter dem Motto „Positiv zusammen leben“ sollen unbegründete Ängste vor einer Übertragung im Alltag thematisiert und abgebaut werden, um die immer noch vorherrschende Diskriminierung HIV-positiver Menschen zu überwinden.
Weniger Antibiotika bei Tieren. Gute Nachrichten in Sachen Antibiotika-Einsatz bei Tieren: Ein Umsatzrückgang von 15% zwischen 2010 und 2012 lässt nach einem neuen Bericht der EMA auf einen verantwortungsvolleren Umgang in Europa schließen. Zwar seien noch nicht alle Daten valide und sollten mit der gebotenen Vorsicht interpretiert werden, aber eine positive Entwicklung ist erkennbar.
Drei neue Wirkstoffe empfohlen. In seiner Oktobersitzung hat das Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur für drei neue Wirkstoffe Zulassungsempfehlungen ausgesprochen. Afamelanotide (Scenesse®) zur Behandlung der erythropoetischen Protoporphyrie, Olaparib (Lynparza®) für die Behandlung des Ovarialkarzinom, Nonacoggamma (Rixubis®) für die Behandlung und Prophylaxe von Blutungen bei Haemophilie B, dem angeborenen Faktor-IX-Mangel.
Medizinische Hautpflege besser als konventionelle. Das Verbrauchermagazin „Öko-Test“ wollte wissen, wie hautverträglich medizinische Hautpflegeserien wirklich sind. „Kann sich sehen lassen“, lautet das Fazit – insbesondere im Vergleich zu konventionellen Körperlotionen und Gesichtscremes. Allerdings, so die Tester, sollten vor allem die bekannten Markenunternehmen noch etwas Nachhilfe nehmen. Apothekenexklusive Präparate schnitten eher mittelmäßig ab.
Arzneimittel-Diebstähle in Italien aufgeklärt? Nach Arzneimitteldiebstählen in Italien tauchten seit Ende März in der legalen Vertriebskette immer wieder Arzneimittel auf, die aus diesen Diebstählen stammen. Die von der italienischen Staatsanwaltschaft aufgenommenen Ermittlungen sollen in Kürze vollständig abgeschlossen sein. Die italienische Arzneimittel-Zulassungsbehörde AIFA versichert zudem, dass parallel vertriebene Arzneimittel mit italienischem Ursprung, die nach dem 1. Juli 2014 exportiert wurden, legal seien. Für Arzneimittel, die in Italien von den Zulassungsinhabern nur an Krankenhäuser geliefert wurden, wird allerdings weiterhin die Abklärung der Legalität empfohlen. Doch es soll weiterhin auf mögliche Manipulationen geachtet werden, da zwischenzeitlich auch manipulierte Arzneimittel aus Rumänien aufgefallen sind.
Paracetamol besser nur noch auf Rezept? Die Diskussion um Paracetamol geht in die nächste Runde: Paracetamol hat eine geringe therapeutische Breite und seine Lebertoxizität ist gefürchtet. Aber es wirksam, es ist günstig, ohne Rezept zu bekommen und darf auch während der Schwangerschaft genommen werden. Zu sorglos sollte mit dem Schmerzmittel allerdings nicht umgegangen werden, warnt Kay Brune, Pharmakologe an der Uni Erlangen-Nürnberg. Seit Jahren setzt er sich dafür ein, Paracetamol der Rezeptpflicht zu unterstellen. Belege soll ein Review liefern, den Brune zusammen mit Kollegen auf Basis von Datenbank-Analysen und Fall-Kontroll-Studien erstellt hat, der aber noch nicht öffentlich zugänglich ist.
Vorsicht mit Chlorhexidin. Chlorhexidin ist ein beliebtes Desinfektionsmittel und Antiseptikum. Doch jetzt weist das BfArM auf das Risiko von Hautverätzungen bei Neugeborenen hin. Der Gebrauch von Clorhexidin-haltigen Lösungen, sowohl auf Alkohol- als auch auf Wasserbasis, zur Hautdesinfektion vor invasiven Eingriffen ist mit dem Auftreten von Hautverätzungen bei Neugeborenen assoziiert. In die Produktinformationen Chlorhexidin-haltiger Arzneimittel zur Hautdesinfektion müssen entsprechende Hinweise aufgenommen werden.
Ebola-Behandlung in Deutschland. Hohe Kosten, knappes Fachpersonal: In Deutschland können weniger Ebola-Patienten aufgenommen werden als gedacht. Es sind nur etwa zehn Betten für Ebola-Patienten in Deutschland gleichzeitig einsetzbar. Der Aufwand an Kosten und Personal ist immens. Mehr als 30 speziell geschulte Mitarbeiter pro Tag seien nötig, um einen Patienten zu versorgen. In Afrika sind fast 10.000 Menschen infiziert.
Und was ist in der Pipeline?
Gegen Ebola gibt es bisher keine zugelassenen Medikamente – weder Impfstoffe noch Arzneimittel zur Behandlung. Die Forschung ist zwar nicht untätig, doch schnell geht gar nichts. Die meisten Arzneimittel befinden sich noch in der präklinischen Phase. Andere werden derzeit in der klinischen Phase I erstmals an gesunden Freiwilligen erprobt. Noch keines hat die Phase II erreicht. Die WHO setzt Anreize: Sie hat Ebola als orphan disease erklärt. Damit kann das Zulassungsverfahren für Arznei- und Impfstoffe als Orphan Drugs signifikant beschleunigt werden. Und es winken Privilegien: kostenlose wissenschaftliche Beratung durch die EMA, Gebührenverzicht sowie eine garantierte zehnjährige Marktexklusivität nach der Zulassung.
25.10.2014, 07:47 Uhr