Nach G-BA-Beschluss

Janssen stellt Vokanamet-Vertrieb ein

Berlin - 17.02.2015, 10:49 Uhr


Nachdem der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) dem Diabetes-Medikament Vokanamet® (Canagliflozin und Metformin) in der frühen Nutzenbewertung „keinen Zusatznutzen“ attestiert hat, hat der Hersteller Janssen die Marktrücknahme seines SGLT2-Hemmers in Deutschland angekündigt. In Preisverhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband wird das Unternehmen daher nicht eintreten. Bei der Deutschen Diabetes Gesellschaft spricht man von einer Fehlentscheidung des G-BA.

Ab sofort sei der Vertrieb für das Medikament Vokanamet® eingestellt, so Janssen. Das Unternehmen hält dem G-BA vor, die vorgelegte Evidenz und die dahinter liegende umfassende Forschungsarbeit „unzureichend berücksichtigt“ zu haben. Studienprogramme und direkte Vergleichsstudien hätten gezeigt, dass der Wirkstoff Canagliflozin die Versorgung von Typ-2-Diabetes-Patienten deutlich verbessern können. Das Unternehmen verweist auf andere europäische Länder, die den Zusatznutzen von Canagliflozin anders bewertet hätten: In England, Schottland, Schweden, Dänemark, Tschechien, Österreich, Kroatien, Luxemburg, Irland, Belgien, den Niederlanden sowie in der Slowakei und der Schweiz habe der Wirkstoff einen Zusatznutzen bescheinigt bekommen.

Für Janssens Diabetes-Sparte ist das nicht der erste Schlag – das Unternehmen hat auch schon sein Canagliflozin-Monopräparat Invokana® vom Markt genommen. In Deutschland konnte bislang kein einziger SGLT2-Hemmer die frühe Nutzenbewertung mit positivem Ergebnis bestehen. Neben Vokanamet® hatte der G-BA am 5. Februar auch Empagliflozin (Jardiance® von Boehringer Ingelheim) einen Zusatznutzen abgesprochen. Boehringer hatte jedoch mitgeteilt, in die Preisverhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband einzutreten. Ziel sei es, Jardiance® den Patienten in Deutschland dauerhaft anzubieten.

DDG kritisiert G-BA-Entscheidungen

Die DDG kritisierte beide Beschlüsse des G-BA als Fehlentscheidungen. Sie würden auch von internationalen Diabetesexperten mit Unverständnis zur Kenntnis genommen. Das Therapieprinzip der SGLT2-Hemmer habe bereits in circa 40 Ländern der Welt Eingang in die Diabetestherapie gefunden. „Hier isoliert sich Deutschland international – und zwar nicht aufgrund evidenzbasierter Medizin, sondern durch strukturierte Nicht-Beachtung klinischer Evidenz, die an Tausenden von Patienten kontrolliert erhoben worden sind“, so die DDG.

Professor Dr. Stephan Matthaei von der Diabetes-Klinik in Quakenbrück und Past-Präsident der DDG betont: „Neue Diabetes-Medikamente, die man als Tabletten einnehmen kann, würden helfen, mehr Patienten frühzeitig effektiv und sicher gut einzustellen, ohne das Risiko von Unterzuckerungen.” Im Gegensatz zu der vom G-BA herangezogenen zweckmäßigen Vergleichstherapie mit Sulfonylharnstoffen senkten SGLT2-Hemmer den Blutzucker, ohne das Risiko für Unterzuckerungen zu erhöhen.


Kirsten Sucker-Sket


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