BEISPIEL AUS DER APOTHEKENPRAXIS

Retaxen drastisch reduziert

24.04.2015, 13:55 Uhr

Das Retax-Risiko lässt sich reduzieren - allerdings nicht kostenfrei. (Foto: momius/Fotolia)

Das Retax-Risiko lässt sich reduzieren - allerdings nicht kostenfrei. (Foto: momius/Fotolia)


Berlin - In den vergangenen Jahren hatte ein der Redaktion bekannter Apotheker regelmäßig mit zahlreichen Retaxationen zu kämpfen. Über 500 Retaxen im Halbjahr waren bei ihm keine Seltenheit. Dabei ging es immer in der Summe um Beträge von 5000 Euro und mehr. Seit der Apotheker, der namentlich nicht genannt werden möchte, aufgerüstet, neue Kassensysteme installiert und die persönlichen Kontrollen verschärft hat, ist die Retax-Anzahl jedoch drastisch gesunken. Während die Landesapothekerverbände noch Daten sammeln, hat DAZ.online schon mal einen Blick in seine reale Retax-Bilanz des letzten Halbjahres werfen dürfen. Hier die Ergebnisse.

Statt wie früher über 500 Retaxen musste der Apotheker sich jetzt nur noch 53-mal über Post von den Krankenkassen ärgern. Insgesamt retaxierten die Kassen 576,18 Euro. Die teuerste Retaxation betrug 65,84 Cent, die billigste kostete 32 Cent. In 28 Fällen wurden von der Apothekensoftware bei Sprechstundenbedarf und Hilfsmitteln die Fixzuschläge falsch berechnet. Sechs Mal wurde die Zuzahlung des Patienten falsch berechnet oder nicht erhoben, weil die Scanner-Kasse den nicht sauber aufgedruckten Arztstempel nicht richtig auslesen konnte. Fehler passierten auch bei der Abgabe von Import-Arzneimitteln, weil beispielsweise nicht das billigste Import-Arzneimittel abgegeben wurde.

In den meisten Fällen wurde von den Kassen aber nicht auf null retaxiert, sondern nur ein Teilbetrag von der Rechnung abgezogen. Null-Retaxen gab es für den Apotheker nur in fünf der 53 Fälle – einmal, weil im Notdienst ein Desinfektionsmittel gegen ein vorrätiges Mittel ausgetauscht worden war.

Das Drücken der Retax-Zahl kostet den Apotheker allerdings viel Geld. Die neuen Scanner-Kassen haben eine gute fünftstellige Investition verschlungen. Außerdem hat er seit fast zwei Jahren eine doppelte Nachkontrolle eingeführt. Alle Rezepte werden von ihm und einer approbierten Kollegin nach dem Scannen nochmals nach dem Vier-Augen-Prinzip kontrolliert. Selbst bei kleinsten Mängeln oder Unklarheiten ruft der Apotheker beim ausstellenden Arzt an oder schickt seine Patienten für eine Korrektur zurück. Mitgeholfen beim Senken der Retax-Zahl hat auch sein Apothekenrechenzentrum, welches ebenfalls seine Technik nachgebessert hat.  

Eines aber ärgert den Apotheker immer noch: Bei den nur noch wenigen Null-Retaxationen weigern sich die Kassen, ihm das betreffende Rezept wieder auszuhändigen. „Das ist doch mein Eigentum“, meint der Apotheker.   


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