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Ökonomische Analyse
30 Euro pro Jahr sollte ein Medikationsplan kosten
Süsel – Patienten sollen einen Anspruch auf einen Medikationsplan erhalten. Eine ökonomische Analyse ergibt 30 Euro pro Jahr und Patient als Orientierungsgröße für ein angemessenes Honorar, wobei der Aufwand stark von der Zahl der Arzneimittel abhängt. Andere Betrachtungen, in denen über mögliche Kosten für die Apotheken in Milliardenhöhe spekuliert worden war, erscheinen dagegen unrealistisch, weil gar nicht so viele Apotheker existieren, die so viele neue Leistungen erbringen könnten.
Es ist zu bedenken, dass die gesetzliche Neuregelung nur einen Medikationsplan, aber nicht den viel aufwendigeren kontinuierlichen Prozess des Medikationsmanagements vorsieht. Eine Kalkulation kann entweder die Teilkosten für die neue Leistung oder ein wirtschaftlich angemessenes Honorar mit einem Gemeinkostenanteil ermitteln. Wenn der Gesetzgeber eine neue Aufgabe für Apotheken definiert, erscheint es jedoch konsequent, dass dafür ein Honorar gezahlt wird – auch wenn darüber bisher noch nicht diskutiert wurde.
Durchschnittlich 30 Minuten pro Patient und Jahr
Für eine ökonomische Analyse soll ein Durchschnitt von sieben bis acht Arzneimitteln pro Patient sowie eine Durchschnittsdauer von 15 Minuten für die einmal jährliche Erstellung des Plans angenommen werden. Dahinter steht die Idee, dass die Erfassung eines Arzneimittels mit Dosierung und Einnahmeschema eine Minute erfordert und pro Arzneimittel eine Interaktion zu bedenken ist, wofür jeweils eine Minute veranschlagt wird. Die Zeit für die Lösung arzneimittelbezogener Probleme wird dabei nicht berücksichtigt. Für die spätere Aktualisierung des Plans bei Änderungen der Medikation werden fünf Minuten pro Quartal angesetzt. Dies ergibt 30 Minuten pro Patient und Jahr als Annahme für den durchschnittlichen Zeitbedarf mit einer sehr großen Spannweite für verschiedene Patienten.
Ein Honorar sollte die Teilkosten für das Personal und einen angemessenen Gemeinkostenanteil decken. Mit 60 Euro pro Stunde als Orientierungswert ergibt dies ein Honorar von 30 Euro pro Patient und Jahr für den Medikationsplan. Dabei erscheint eine Honorarstaffel in Abhängigkeit von der Zahl der Arzneimittel angemessen. Außerdem wäre zu klären, ob eine Jahrespauschale abgerechnet werden kann oder die Erstellung und die Aktualisierung jeweils getrennt abzurechnen sind.
Bei 7 Millionen Patienten würde dies den Apotheken einen zusätzlichen Umsatz von 210 Millionen Euro pro Jahr bzw. 10.500 Euro pro Apotheke und Jahr bringen, jedoch bei erheblich höheren Personalkosten. Dafür wären etwa 2.200 Vollzeit-Apotheker nötig. Dies wäre eine beträchtliche Herausforderung für die Apotheken. Dies zeigt aber auch, dass andere Kalkulationen, die von viel größeren Kostenvolumina ausgehen, unrealistisch sind, weil so viele Apotheker nicht existieren. Wenn die Medikationspläne teilweise von den Ärzten erstellt werden, kommt weniger neuer Aufwand auf die Apotheken zu. Allerdings ist nicht zu erwarten, dass die Ärzte die Leistung billiger erbringen können.
Die vollständige Analyse mit weiteren Ergebnissen finden Sie in der aktuellen Ausgabe der DAZ Nr. 18, 2015, S. 20
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