Blutzuckermess-System FreeStyle-Libre

BAV: Gespräche oder rechtliche Überprüfung

05.05.2015, 09:45 Uhr

Der Vertrieb des neuen Blutzuckermess-Systems FreeStyle Libre sorgt für viel Verärgerung in Apotheken. (Foto: FreeStyle Libre)

Der Vertrieb des neuen Blutzuckermess-Systems FreeStyle Libre sorgt für viel Verärgerung in Apotheken. (Foto: FreeStyle Libre)


Berlin – Der Direktvertrieb des neuartigen Blutzuckermess-Systems FreeStyle Libre, mit dem der Hersteller Abbott bewusst Apotheken umgeht, hat nun auch den Bayerischen Apothekerverband (BAV) auf den Plan gerufen. In einem offenen Brief an das Unternehmen schreibt der BAV-Vorsitzende Dr. Hans-Peter Hubmann, dass die Entscheidung für diese Vertriebsform für große Verärgerung unter den Verbandsmitgliedern gesorgt habe. Er bietet Abbott Gespräche an, mit dem Ziel, den Vertrieb auch über Apotheken zu ermöglichen – im Interesse der Patienten. Dadurch könnte sich eine rechtliche Überprüfung dieser Vertriebswegbeschränkung erübrigen, so Hubmann.

Der FreeStyle Libre, der seit November 2014 auf dem Markt ist, ist durchaus eine Innovation in der Blutzuckermessung: Die Glukosewerte eines Patienten werden beständig und automatisch über einen Sensor gemessen und an ein Lesegerät übermittelt. Der regelmäßige Piks in die Fingerkuppe ist damit passé. Doch noch kann das neue System nur von Selbstzahlern und ausgewählten GKV-Versicherten genutzt werden. Und: Es sorgt wegen der ausschließlichen Bezugsmöglichkeit über einen Online-Shop für einigen Ärger bei Apothekern. Kürzlich wandte sich deshalb schon der Apothekerverband Duisburg/Niederrhein in einem offenen Brief an den Hersteller und suchte das Gespräch mit diesem. Nun geht auch der BAV in die Offensive.

In seinem offenen Brief drückt Hubmann sein „absolutes Unverständnis“ über den gewählten Vertriebsweg aus. Dieses sei nicht nur dadurch begründet, dass hierdurch die bislang guten Beziehungen der Apothekerschaft zum Konzern belastet würden. Auch das gewachsene Vertrauensverhältnis der Patienten zu ihrer Apotheke werde beeinträchtigt, „wenn Sie dazu beitragen, dass die gewohnte Rund-um-Versorgung von Diabetes-Patienten durch Apothekerinnen und Apotheker nicht nur mit Arzneimitteln, sondern auch mit begleitenden Messinstrumenten, unnötig zu deren Lasten eingeschränkt wird“.

Kartell- und wettbewerbsrechtliche Bedenken

Im Interesse der verunsicherten Patienten und seiner Mitglieder fordert der BAV daher Abbott auf, „Ihre Beschränkung des Vertriebswegs unverzüglich aufzugeben und den Vertrieb über Apotheken im allseitigen Interesse umgehend zu ermöglichen“. Für konstruktive Gespräche stehe man bereit. Zugleich macht der BAV aber auch Druck: Komme es zu den Gesprächen, würde sich eine rechtliche Überprüfung des Vertriebswegs erübrigen.

Denn beim BAV vertritt man die Auffassung, dass dieser unter kartell- und wettbewerbsrechtlichen Aspekten problematisch ist. Schließlich handele es sich um eine neuartige Messtechnik, für die es noch keine Mitbewerber auf dem Markt gebe. Auch an den mit den Krankenkassen DAK und TK geschlossenen Verträgen zweifelt man beim BAV – für diese erkennt man dort etwa keine Rechtsgrundlage im SGB V.

Bislang gibt sich Abbott unbeeindruckt von der Apothekerkritik. Es handele sich um eine „strategische Entscheidung“. Auch die Beratung sei sichergestellt, da die Webseite Trainingsvideos beinhalte und die Möglichkeit biete, per Telefon Experten zu kontaktieren.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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1 Kommentar

Anmerkung zu den Messverfahren

von Bernhard Kaspari am 20.01.2017 um 17:26 Uhr

Für die Diabetiker finde ich das bessere Messverfahren.
Die Apotheken wollen ja auch was verdienen .

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