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Berlin – Am Sonntag startet in Schloss Elmau in Oberbayern der G7-Gipfel 2015. Die Staats- und Regierungschefs von sieben großen Staaten sowie Vertreter der Europäischen Union werden hier über die Weltwirtschaft, die Außen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik diskutieren. Aber auch Antibiotikaresistenzen, vernachlässigte und armutsassoziierte Krankheiten sowie Ebola stehen auf der Tagesordnung. Zu den vernachlässigten und armutsassoziierten Erkrankungen und damit in das G7-Programm gehört auch Diabetes Typ 2 – das jedenfalls meint man bei DiabetesDE – Deutsche Diabeteshilfe, einem Dachverband von Diabetes-Patienten, -Behandlern und -Forschern.
In Deutschland sei sichtbar, betonte Professor Dr. Thomas Danne, Kinderarzt und Vorsitzender von diabetesDE: Es besteht ein Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheit. Wer in sozial benachteiligten Regionen lebt, die wenig attraktive Lebensbedingungen bieten und in denen es viele Arbeitslose gibt und Menschen mit Arbeit wenig verdienen, hat ein höheres Risiko zu erkranken, etwa an Diabetes Typ 2. Schon Kinder, die in diese Verhältnisse geboren werden, sind diesem Risiko ausgesetzt – und immerhin jedes fünfte Kind in Deutschland gilt als arm. Wer arm ist, ernährt sich häufig schlechter, treibt weniger Sport, ist öfter Passivrauchbelastungen ausgesetzt oder raucht.
Danne hat einige Vorschläge, wie man diese Menschen für die Primärpävention erreichen könnte: Mit täglich einer Stunde Sport/Bewegung in der Schule, verpflichtenden Qualitätskriterien für die Schulernährung, einer Zucker-Fett-Steuer sowie einem Verbot für an Kinder gerichtete Werbung für zweifelhafte Lebensmittel. Der Arzt ist überzeugt: „Wir können den Menschen nicht alles selbst überlassen“ – ein Anstoß von außen sei nötig. Vor wenigen Jahren habe man sich auch noch keine rauchfreien Restaurants vorstellen können, so Danne.
Tanzen und Bewegung hilft mehr als der Arzt
Ellis Huber, der ehemalige streitbare Berliner Ärzte-Chef, heute Vorsitzender des Berufsverbandes der Präventologen, spricht von Diabetes gar als „Infektionskrankheit“ – zwar nicht ausgelöst durch Viren oder Bakterien. Die Ansteckungskraft komme vielmehr aus den gesellschaftlichen Verhältnissen, die die Gesundheit des „sozialen Bindegewebes“ angriffen. Statt Verbots- oder Kuschelpädagogik setzt er auf das „Erleben“ von gesundem Leben. Die Einsicht müsse über das persönliche Erleben einer gesunden Lebensweise wachsen. „Tanzen und Geselligkeit“ helfe viel mehr als ständig zum Arzt zu gehen – ob zur Früherkennung oder zur Therapie. Auch Huber ist überzeugt: Der Umgang mit Diabetes verdient ein besonderes Augenmerk der G7-Teilnehmer. Sich jetzt auf Ebola zu fokussieren hält er gar für eine Strategie, um von den Problemen „zuhause“ abzulenken.
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