DAZ: Bis vor einigen Jahren hat die Standesvertretung großen Wert darauf gelegt, dass alle Apotheken alles anbieten können. Das Impfen und bestimmte pharmazeutische Dienstleistungen sind jedoch Beispiele für Tätigkeiten, die nicht für jeden Betrieb infrage kommen. Ist das One-fits-all-Modell überholt?
König: Grundsätzlich wäre es natürlich wünschenswert, dass alle Apotheken alles anbieten können. Inzwischen geht dieser Grundsatz aber an der Realität vorbei, denn die Aufgaben werden immer vielfältiger. Wenn die innere Einstellung stimmt und der Wille da ist, sich weiterzuentwickeln und neue Angebote zu machen, glaube ich, dass dennoch viel möglich ist. Der Berufsstand muss wandlungsbereit sein, sonst wird er es in Zukunft schwer haben.
DAZ: Was tun die Verbände, um die Kolleginnen und Kollegen auf diesem Weg zu unterstützen?
König: Wir versuchen, die Apotheken von lästigen Arbeiten zu entlasten, vor allem mithilfe digitaler Angebote. Ob Retaxationen, Kostenvoranschläge oder die Belieferung von Hilfsmittelrezepten – all die Prozesse, die damit verknüpft sind, könnten sehr viel geschmeidiger laufen, wenn wir das Potenzial der Digitalisierung noch besser nutzen würden als bisher. Daran arbeitet der Deutsche Apothekerverband bereits und ich finde es richtig, dass wir an dieser Stelle Zeit und Geld investieren. Es mangelt uns an Fachkräften und das wird sich auf absehbare Zeit wohl auch nicht ändern. Da müssen wir unsere Mitarbeitenden sinnvoller einsetzen, als sie mit solchen Aufgaben zu beschäftigen.
DAZ: Der Fachkräftemangel in den Apotheken beschäftigt auch die zukünftige Landesregierung in Brandenburg. Im Entwurf ihres Koalitionsvertrags nehmen sich SPD und BSW vor, die Ausbildungskapazitäten für PTA und PKA auszubauen. Zudem wollen die Parteien prüfen, ob ein Pharmaziestudiengang in Brandenburg geschaffen werden kann. Vorgesehen sind überdies Anreize, um Apothekerinnen und Apotheker für ländliche Regionen zu gewinnen. Wie könnten solche Anreize aussehen?
König: Das ist ein schwieriges Thema. Natürlich könnte man Apothekerinnen und Apotheker mit einer Art Strukturpauschale unterstützen, wenn sie sich in Gegenden niederlassen, in denen sonst gar keine Apotheke wäre. Dabei stellt sich jedoch die Frage, weshalb es dort keine Apotheke gibt. Meist ist die Antwort, weil es sich nicht rechnet. Das Land müsste also recht tief in die Tasche greifen, um die Förderung hoch genug anzusetzen. Ich bezweifle, dass der Politik klar ist, wie teuer das werden würde. Dass die Landesregierung etwas für die flächendeckende Arzneimittelversorgung tun möchte, begrüße ich sehr. Man darf dabei aber nicht aus den Augen verlieren, dass auch die Stadtapotheken Probleme haben. Ich hoffe, dass wir dazu mit der Politik ins Gespräch kommen.
DAZ: Frau König, vielen Dank für das Gespräch!
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