Wahrnehmung von Rabattverträgen

AOK widerspricht BPI

Berlin - 22.06.2015, 12:10 Uhr

Dr. Christopher Hermann: Rabattverträge sind auch bei Versicherten akzeptiert. (Foto: AOK Ba-Wü)

Dr. Christopher Hermann: Rabattverträge sind auch bei Versicherten akzeptiert. (Foto: AOK Ba-Wü)


Wie stehen die Versicherten zu Rabattverträgen? Nach einer jüngst veröffentlichten Umfrage des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI) sieht sie rund die Hälfte der Bürger kritisch. Doch die AOK Baden-Württemberg, Vorreiterin in Sachen Rabattverträge, verweist auf ganz andere Erfahrungen. Bei den AOK-Versicherten gebe es eine „fast ausnahmslose Akzeptanz der Rabattverträge“.

Die bundesweiten Arzneimittel-Rabattverträge der AOK seien „nach wie vor ein Erfolgsgarant“, wird die Kasse nicht müde zu betonen. Daran könnten auch die BPI- Umfrageergebnisse nichts ändern. Der BPI hatte im Mai 1000 Bürgerinnen und Bürger in Sachsen mehr oder weniger direkt zum Thema Rabattverträge befragen lassen. Ein Ergebnis: Jeder Zweite (52%) findet es nicht in Ordnung, dass der Hersteller eines dauerhaft eingenommenen Medikaments gewechselt werden muss, weil die Krankenkasse finanzielle Einsparungen macht.

Für die AOK Baden-Württemberg steht die Aussage im krassen Gegensatz zur Versorgungsrealität. Das misst sie an der Nutzung der Mehrkostenregelung, die seit 2010 gesetzlich Versicherten ermöglicht, ein Wunsch-Arzneimittel zu erhalten, statt eines Rabattarzneimittels. Allerdings müssen sie dafür in Vorleistung gehen und bekommen erst später einen Teil des Geldes von der Kasse zurückerstattet. Eine Regelung die sich von jeher als kompliziert und für die Versicherten schwer abschätzbar erwiesen hat.

Rabattverträge sind und bleiben notwendig

Nun verweist die AOK Baden-Württemberg also darauf, dass ihre Versicherten zwischen Mai 2014 bis April 2015 in lediglich 1.974 Fällen auf die wirtschaftlichen Vorteile der Rabattverträge verzichtet hätten und die Mehrkosten für ihr Wunscharzneimittel selbst zu tragen bereit waren. Im selben Zeitraum seien aber rund sieben Millionen Packungen rabattierter Arzneimittel an Versicherte der AOK Baden-Württemberg abgegeben worden.

Dr. Christopher Hermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg und AOK-Rabattvertrags-Chefverhandler, kommentierte: „Dass die Mehrkosten unrabattierter Alternativen viele Patientinnen und Patienten abschreckt, spricht für sich – Mehrkosten entstehen aufgrund des ohne Rabattverträge überhöhten Preisniveaus der Alternativen. Gerade das ist ein deutliches Signal, wie dringend notwendig Rabattverträge sind – und auch künftig bleiben.“ Mit Blick auf die BPI-Umfrage erklärte er: „Es geht nicht darum, wie auf geschickt gestellte Fragen geantwortet wird. Hier geht es um die Frage, wer bereit ist, sehr viel mehr für ein völlig identisches Produkt zu bezahlen.“


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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