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Umstrittener Figur-Test
"medizini"-Redaktion nimmt Stellung
Nach deutlichen Protesten gegen einen Körpergefühl-Test in der Januar-Ausgabe des Kindermagazins "medizini" erklärt die Redaktion ihr Vorgehen. Kindergartenkinder oder Schulanfänger sollten sich am besten noch gar nicht mit der eigenen Figur beschäftigen. Das Thema richte sich an Teenager, sie und ihre Eltern sollen sensibilisiert werden.
Das hatte die Redaktion des Kindermagazins „medizini“ sicher nicht erwartet: In ihrer Januarausgabe findet sich neben Wintergeschichten, Eislauf-Tipps und dem obligatorischen Tierposter auch ein Beitrag zum Thema Körperwahrnehmung bei Teenagern. Unter dem Oberbegriff „Wunderwerk Mensch“ findet sich ein Test, in dem das Magazin seine Leser fragt: „Wie zufrieden bist du mit deinem Gewicht“. Das stieß auf derart deutlichen Protest, vor allem aus der Apothekerschaft, so dass der Wort und Bild-Verlag nun eine Stellungnahme abgegeben hat, um die Motivation zu begründen.
Was war passiert?
Apotheker wie Ann-Katrin Kossendey-Koch stießen sich an dem Figuren-Test, was sie Ende Dezember auf Facebook berichtete. Thomas Luft von der Post-Apotheke aus Edingen-Neckarhausen beschloss, das Januar-Heft nicht abzugeben. Die Begründung seines Teams veröffentlichte er in seinem Blog. „Als Eltern von kleineren und größeren Kindern finden wir es falsch, bereits in diesem Alter Druck in Richtung ‚Bin ich zu dick?’ aufzubauen bzw. den Blick in Richtung Schlankheitswahn zu schärfen.“
In den Sozialen Medien gab es unzählige Reaktionen, zumeist befürworteten die Leser die Aktion der Apotheker, das Thema erreichte am Wochenende dann auch Tageszeitungen wie den Kölner Stadtanzeiger, die Berliner Zeitung, später dann Stern (online) und letztlich auch die BILD.
In dem Test sollen die Kinder Fragen beantworten, etwa „Andere Kinder hänseln dich, weil du angeblich zu dick bist. Wie reagierst du?“ oder „Wie genau kennst du dein Gewicht?“ und „Du siehst Fotos von schönen, schlanken Stars. Was denkst du?“ beantworten. Am Ende erhalten sie eine Auswertung.
„Wir halten den gewählten Weg aber für falsch. Unsere Aufgabe als Eltern - und auch als Apotheker und PTA - ist es, Kindern die Grundlagen einer gesunden und ausgewogenen Ernährung zu vermitteln. Dabei sollte im Kindesalter noch nicht auf die Figur geachtet werden, da diese durch verschiedene Wachstumsphasen geprägt ist und sich oft verändert", schreibt das Team um Thomas Luft aus Neckarhausen. Scheinbar haben wir da aber einen Nerv getroffen, sagt Apothekenleiter Thomas Luft am Montag DAZ.online.
Die Stellungnahme
Der Wort und Bild-Verlag, der „medizini“ herausgibt, hat nun eine Stellungnahme veröffentlicht, die die Motivation der Redaktion begründet:
Unter dem Oberbegriff „Wunderwerk Mensch“ fragt medizini seine zehn- bis zwölfjährigen Leserinnen und Leser „Wie zufrieden bist du mit deiner Figur?“ In der anschließenden Auswertung sollen diese älteren Schulkinder, für die Themen wie Aussehen, Körper, Unter- oder Übergewicht und Ernährung bereits eine Rolle spielen, sich kritisch mit ihrer Selbstwahrnehmung auseinandersetzen.
Der Beitrag will damit das Bewusstsein dafür schaffen, dass zu viel Beschäftigung mit dem eigenen Körper schädlich sein und zum Beispiel Krankheiten wie Magersucht begünstigen kann.
Die Redaktion berichtet weiter:
Medizini richtet sich allerdings an Kinder sehr unterschiedlicher Altersgruppen und damit auch Entwicklungsstände. Der Großteil des Angebots ist daher auch auf die jüngeren medizini-Fans zugeschnitten, die teilweise aber noch nicht lesen können oder das Lesen gerade erst lernen. Auch wenn sich also ein Thema – wie in jeder Ausgabe – an Schulkinder am Ende der Grundschule oder am Übergang zu weiterführenden Schulen richtet, weiß die Redaktion aus Erfahrung, dass die betreffenden Seiten von den jüngeren Fans kaum oder gar nicht genutzt werden.
Die medizini-Redaktion ist der Meinung, dass sich Kindergartenkinder oder Schulanfänger am besten noch gar nicht mit der eigenen Figur beschäftigen sollten. Die medizini- Redaktion ist aber überzeugt, dass die Themen Aussehen, Figur und Schönheitsideal spätestens am Übergang zu den weiterführenden Schulen ein Thema sind. Genau da soll der Beitrag Teenager sensibilisieren, damit sie und ihre Eltern rechtzeitig darauf hingewiesen werden, dass sie sich möglicherweise zu sehr mit ihrem Aussehen beschäftigen. Dieses Angebot hält die medizini-Redaktion für richtig.
Körpergefühl oder Ernährung?
Die Debatte ist an diesem Punkt sicher nicht am Ende. Oder wie eine DAZ.Leserin auf Facebook schreibt: „Es ist wichtig, Kinder für eine gesunde Ernährung zu sensibilisieren, aber nicht für ihre Figur. Da gibt es einen Riesenunterschied!“
1 Kommentar
der richtie Blickwinkel
von dr.christoph klotz am 07.01.2016 um 0:46 Uhr
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