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Pharmacon
Wechselwirkung zwischen Amlodipin und Simvastatin wird häufig übersehen
Die Wechselwirkung zwischen Amlodipin und Simvastatin ist für Professor Hans-Peter Lipp, Chefapotheker der Universität Tübingen, die „Interaktion des Jahres 2015“. Sie wird allerdings häufig übersehen, berichtet er in seinem Vortrag auf dem Pharmacon in Schladming.
Viele Arzneistoffe werden in der Leber verstoffwechselt. Werden mehrere hepatisch eliminierte Substanzen gemeinsam gegeben, kann es zu Interaktionen kommen. Die Dosis muss dann entsprechend angepasst oder die Kombination vermieden werden. Eine Interaktion, die man bislang gar nicht so bedacht hatte, ist die zwischen dem Lipidsenker Simvastatin und dem Calciumkanalblocker Amlodipin. Für Professor Lipp ist sie die "Interaktion des Jahres 2015". In den USA stellt sie die am häufigsten übersehene Wechselwirkung dar, berichtet Lipp.
Atorvastatin als Alternative
Simvastatin unterliegt normalerweise einem ausgeprägten First-Pass-Metabolismus, dieser wird aber durch Amlodipin inhibiert. Laut einer Untersuchung aus dem Jahr 2014 werden bei gleichzeitiger Gabe von 10 mg Amlodipin und 40 mg Simvastatin Simvastatin-Plasmaspiegel gemessen, die um 80 Prozent höher sind, als sie sonst bei dieser Dosierung zu erwarten wären. Dadurch erhöht sich das Myopathie-Risiko drastisch. Lipp empfiehlt daher, eine Dosierung von 20 mg Simvastatin nicht zu überschreiten, wenn gleichzeitig Amlodipin eingenommen wird. Die Fachinformation setzt den Grenzwert bei 40 mg an. Die ABDA-Datenbank weist lediglich auf eine möglicherweise erhöhte Simvastatin-Wirkung hin und empfiehlt Überwachung.
Alternativ kann als Lipidsenker Atorvastatin zum Einsatz kommen. Die Substanz stelle eine „AMTS-sicherere Alternative“ für die Calciumkanalblocker-Lipidsenker-Kombinationstherapie dar, berichtet Lipp. Der Plasmaspiegel des Statins erhöhe sich hier nur um 18 Prozent. Es gäbe, so Lipp, sogar Ärzte, die mittlerweile vollständig auf die gemeinsame Gabe von Simvastatin und Amlodipin wegen des hohen Risikos für unerwünschte Wirkungen verzichteten.
Dosisanpassung bei Leberinsuffizienz
Neben den Wechselwirkungen ging Lipp in seinem Pharmacon-Vortrag auf Dosisanpassungen bei eingeschränkter Leberfunktion ein. Ohne pharmakokinetische Grundkenntnisse sind laut Lipp keine angemessenen Überlegungen zur Dosisanpassung möglich, insbesondere dann, wenn Abweichungen zur Fachinfo gefragt sind.
Ob und in welchem Ausmaß bei chronischer Leberfunktionsstörung die Dosis angepasst wird, hängt von mehreren Parametern ab. Zum einen davon, welcher Anteil des Arzneistoffs hepatisch eliminiert wird. Liegt der über 60 Prozent, sollen beispielsweise sowohl die Erhaltungs- als auch die Initialdosis reduziert werden.
Ein weiterer wichtiger Parameter ist die Plasmaeiweißbindung der jeweiligen Substanz, da bei Leberfunktionsstörungen die Albumin-Synthese und somit das Plasmaeiweiß vermindert sind. Arzneistoffe mit hoher Plasmaeiweißbindung haben dann eine viel höhere Verfügbarkeit direkt nach der Verabreichung und werden schneller eliminiert. Unter Umständen so schnell, dass es gar nicht möglich ist, wirksame Spiegel aufzubauen. Das ist dann in den Augen von Lipp eine Indikation für ein therapeutisches Drug-Monitoring.
2 Kommentare
Amlodipin und Simvastatin
von Birgit Strähnz am 23.06.2016 um 21:56 Uhr
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Amlodipin und Simvastatin
von Birgit Strähnz am 23.06.2016 um 19:51 Uhr
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