Online-Apotheken

Konkurrenz durch Amazon

Stuttgart - 03.02.2016, 07:30 Uhr

OTC per Drohnen-Lieferung: Amazon setzt zunehmend auf OTC. (Foto: Mopic / Fotolia)

OTC per Drohnen-Lieferung: Amazon setzt zunehmend auf OTC. (Foto: Mopic / Fotolia)


Der amerikanische Online-Versandhändler erobert nicht nur bei Elektronikprodukten neue Märkte. Bei Kunden stehen OTCs und Gesundheitsprodukte hoch im Kurs. Geraten klassische Versandapotheken jetzt unter Druck?

Bislang galten Amazons Geschäftszahlen für den deutschen Markt als eines der bestgehüteten Geheimnisse der Finanzwelt. Erstmals hat der Konzern jetzt einige Informationen veröffentlicht. Das „Handelsblatt“ berichtet nach Auswertung aller Zahlen von 4,064 Milliarden Dollar Umsatz in Deutschland. Analysten zufolge sei der Einbruch aus dem Jahr 2014 damit überwunden. Zwar stehen Produkte wie der Fire TV Stick, das E-Book Kindle Paperwhite oder der Abo-Dienst Amazon-Prime beim Konzern im Fokus. In den letzten Jahren haben sich OTC aber zu einem weiteren Standbein für die Vermittlung durch den Mega-Konzern entwickelt. 

Arzneimittel ein veritabler Markt

Das Marktforschungs- und Beratungsinstituts YouGov hat jetzt Ergebnisse einer Befragung mit 2.052 Internet-Nutzern aus Deutschland veröffentlicht. Drei Fünftel (61 Prozent) aller User erwerben rezeptfreie Medikamente im Internet. Als Gründe nannten Konsumenten vor allem günstige Preise (71 Prozent), gefolgt von diskreten Bezugsmöglichkeiten (51 Prozent) und der schnellen Lieferung (45 Prozent). Fast jeder dritte Teilnehmer kennt Amazon als Vertriebskanal für Versandapotheken, die wiederum OTCs und Gesundheitsprodukte anbieten. Jeder Siebte (15 Prozent) hat schon einmal rezeptfreie Medikamente bestellt.

Konsumenten monieren aber Verbesserungsbedarf. Nur knapp jeder Dritte (30 Prozent) war mit den Informationen zu Produkten oder Präparaten zufrieden. Etwa jeder Vierte (23 Prozent) sah in diesem Bereich Defizite. 

Dem steht ein deutlicher Vorteil gegenüber: Jeder Zweite (52 Prozent) schätzt „Same Day Delivery“ für OTCs, sprich die Bestellung und Lieferung am gleichen Tag. Amazon hatte dieses Angebot in letzter Zeit systematisch ausgebaut und beworben. Dr. Ella Jurowskaja, Consultant im Bereich Healthcare bei YouGov, sieht hier einen entscheidenden Vorteil im Vergleich zur Konkurrenz: „Gerade für Indikationen wie Erkältung oder Schmerzen ist die schnelle Verfügbarkeit von Präparaten wichtig. Hier scheitern aktuell noch Online- und Versandapotheken.“ 

Versandapotheken unter Druck

Damit wird klar: YouGov geht es nicht nur um Amazons Leistungen. Das Marktforschungsunternehmen spekuliert, einzelne Versandapotheken könnten durch die Vermittlung des Konkurrenten Amazon stärker unter Druck geraten. Für knapp jeden Zweiten (47 Prozent) kommt der US-Konzern als mögliche Alternative für OTCs – und damit als Alternative für klassische Versender – infrage. Schon heute sieht jeder dritte Studienteilnehmer (34 Prozent) keinen Unterschied zwischen den Vertriebskanälen. Jetzt sind Versender in der Pflicht, ihr Leistungsspektrum auszubauen. 


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