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BUNDESVERBAND DER APOTHEKENKOOPERATIONEN
Wie sich der Apothekenmarkt verändern wird
„Der Apothekenmarkt differenziert sich immer schneller immer weiter“ – davon ist Dr. Stefan Hartmann, 1. Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK), überzeugt. Auf dem 8. Kooperationsgipfel seines Verbandes am 3. und 4. Februar in München machte er vor 400 Teilnehmern deutlich, dass Apothekenkooperationen keine Vorläufer von Apothekenketten sind.
Hartmann übte Kritik an der Berufsvertretung. In der Wahrnehmung vieler Apothekerinnen und Apotheker sei die ABDA „seit Jahren mit sich selbst beschäftigt“, ist Hartmann überzeugt, „die ABDA wird immer schlechter sichtbar für uns“. Es fehle zudem der Blick für die Realität. Man sollte hier ehrlich miteinander sein: „Der Apothekenmarkt differenziert sich spürbar weiter. Das Spezialistentum nimmt weiter zu, nicht mehr alle Apotheken erfüllen alle Anforderungen“, so Hartmann weiter. Er ist der Überzeugung, dass sich die Berufsvertretung dazu durchringen müsse, eine Differenzierung zu akzeptieren. Nicht jede Apotheke könne alles gleich gut.
Hartmann geht von deutlichen Strukturveränderungen, von „subversiven Entwicklungen“ im Markt aus. Kooperationsapotheker werden ihr Filialnetz ausbauen. Schon heute sind 86 Prozent aller Apotheken in Kooperationen gelistet. Er ist auch davon überzeugt, dass mehr und mehr „Clan-Apotheken“ kommen werden. Darunter versteht er Apothekerfamilien, in deren Händen vier und mehr Apotheken sind. Hartmann hat sich einige Beispiele von Clan-Apotheken angesehen, z. B. die Apotheken von Dr. Peter Sandmann aus München, der insgesamt zusammen mit seiner Ehefrau acht Apotheken hat. Oder das „Lorek Apothekenimperium“ von Detlef und Antje Lorek in Kiel, die insgesamt fünf Apotheken betreiben, oder die Apotheken von Günther Schmel, Bruckmühl, der mit seiner Ehefrau derzeit vier Apotheken betreibt.
Von der Apotheke zum Profitcenter
Als weitere Entwicklung sieht Hartmann die Tendenz großer Apotheken hin zu Profitcenter: „Eine Clan-Apotheke, zehn Profitcenter“. Als Beispiele hierfür nannte der die Klindwort-Apotheken in Bad Schwartau, die Bären-Apotheken in Nordrhein-Westfalen oder die Apotheke am Bauhaus von Dr. Werner Gajewski in Steinfurt. Solche Clan-Apotheken können auch ohne Kooperationsmitgliedschaft leben und wachsen, aber sie könnten auch Qualitätsführer und Referenzbetriebe für Kooperationen sein und Spitzenpositionen übernehmen.
Schließlich sieht Hartmann auch eine mögliche Deregulierung als eine dieser subversiven Entwicklungen am Horizont. Äußerungen aus der Politik deuteten darauf hin. Die EU fordere beispielsweise eine Liberalisierung der Freien Berufe. Weder Bundesgesundheitsminister Gröhe noch der Bundesrat stärkten die Position der deutschen Apotheken. Hartmann geht davon aus, dass das Tempo der Deregulierung der globalen politischen Entwicklung unterliegt. Der Kooperationsmarkt, so befürchtet er, würde sich durch die Deregulierung drastisch verändern.
Mehr ökonomische Widerstandskraft durch Kooperationen
Hartmanns Fazit: Nicht die Kooperationen oder Clan-Apotheken haben Auswirkungen auf die Strukturen im Markt, sondern schon eher die EU-Politik, die zur Deregulierung strebt. Ist ein Filialverbund zentral organisiert, profitiert er davon. Solche Filialverbünde haben „Minikettenstrukturen“. Aber Apothekenkooperationen sind keine Vorläufer von Apothekenketten. Hartmann ist überzeugt: „Das Immunsystem der deutschen Apotheke ist geschwächt. Kooperationen stärken die ökonomische Widerstandskraft. Die Betriebsgröße ist dabei ein Wettbewerbsvorteil.“
Mehr über den Bundesverband Deutscher Apothekenkooperationen und andere Verbände lesen Sie in dem Beitrag "
Die Spezialisten -Neue Verbände vertreten die Interessen spezialisierter Apotheken"(erschienen in DAZ 03/2016).
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