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Baden-Württemberg will vorsorgen
AOK schreibt Grippeimpfstoffe aus
Gesundheitspolitiker der Großen Koalition haben gerade die Abschaffung von Impfstoff-Ausschreibungen in die Diskussion gebracht - sehr zur Freude der Apotheker. Doch die AOK Baden-Württemberg sucht aktuell wieder Rabattpartner für Influenza-Impfstoffe. Und das gleich für zwei Jahre.
Die AOK Baden-Württemberg hat in der vergangenen Woche im Namen aller gesetzlichen Kassen im Ländle die Versorgung mit Grippeimpfstoffen öffentlich ausgeschrieben. Es geht um saisonale Impfstoffe gegen Influenza (nichtadjuvantierte Spalt- und/oder Subunit-Impfstoffe einschließlich virosomale Impfstoffe), die ab dem vollendeten 6. Lebensmonat und ohne Altersobergrenze angewendet werden können. Die AOK sorgt dabei vor und sucht die Rabattpartner gleich für den Zeitraum vom 1. Juli 2017 bis zum 30. Juni 2019 – also für zwei Saisons.
Für die Ausschreibung hat die Kasse zwei Fachlose gebildet: Eines umfasst den Impfstoff als Fertigspritze mit Kanüle, das andere als Fertigspritze ohne Kanüle. Eine Aufteilung in Gebietslose ist hingegen nicht vorgesehen. Pro Fachlos wird ein Vertrag nur mit einem pharmazeutischen Unternehmer (Bieter oder Bietergemeinschaft) geschlossen. Es soll somit nur zwei Zuschläge für ganz Baden-Württemberg geben. Bietende Unternehmen können zwar für beide Lose Angebote abgeben – den Zuschlag aber höchstens für ein Los erhalten.
Ausschreibungen in der Kritik
Möglichweise sind die Tage der
Impfstoffausschreibungen jedoch gezählt. Die gesundheitspolitischen Sprecher
und Arzneimittel-Berichterstatter der Großen Koalition haben unlängst in einem „Grundlagenpapier
zu den Ergebnissen des Pharmadialogs“ erklärt: „Die Ausschreibungsmöglichkeit
in der Impfstoffversorgung hat sich nicht bewährt und soll daher wieder
gestrichen werden“. Ob sie dies in einem nun noch anstehenden Gesetzgebungsverfahren
tatsächlich durchsetzen werden, muss sich weisen.
Verhandlungen mit Apothekern
Die Ausschreibung von Impfstoffen sieht das Gesetz seit 2011 vor. Das Instrument wird seitdem vor allem im Bereich der Grippeimpfstoffe genutzt. Nur noch die Kassen im Saarland, in Hessen, Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern verzichten darauf und verhandeln die Preise mit den Apotheken. Zwei Vorstöße der AOK Baden-Württemberg, auch für andere Schutzimpfungen exklusive Rabattverträge abzuschließen, zeigten deutlich, wie problematisch Ausschreibungen in diesem Bereich sind. Auch ein Versuch der AOKen Hessen und Niedersachsen, Rabattpartner für HPV-Impfstoffe zu finden, scheiterte. Die Zahl der Anbieter ist im Impfstoffmarkt geringer als im Generikamarkt. Zudem sind Impfstoffe nicht so leicht herzustellen. Das macht es schwer, den Ausfall eines exklusiven Rabattpartners zu kompensieren.
Auch bei Grippeimpfstoffen haben Kassen schon schlechte Erfahrungen mit Rabattverträgen gemacht – dennoch ließen sie sich von weiteren Ausschreibungen nicht abhalten. Um für mehr Versorgungssicherheit zu sorgen, hat der Gesetzgeber rasch gegengesteuert. Seit 2014 ist geregelt, dass Krankenkassen ihre Impfstoff-Rabattverträge immer mit mindestens zwei pharmazeutischen Herstellern innerhalb eines Versorgungsgebiet schließen müssen. Das reicht einigen GroKo-Politikern offensichtlich nicht.
1 Kommentar
Grippeimpfstoff , Produktionsrisiko
von Heiko Barz am 27.04.2016 um 10:38 Uhr
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