Nutzenbewertung Entresto

AkdÄ eher zurückhaltend bei Herzinsuffizienz-Wunderwaffe

Stuttgart - 10.05.2016, 12:45 Uhr

Die AkdÄ sieht nur für bestimmte Patienten einen beträchtlichen Zusatznutzen beim Herzinsuffizienz-Mittel Entresto als belegt an. (Foto: Novartis)

Die AkdÄ sieht nur für bestimmte Patienten einen beträchtlichen Zusatznutzen beim Herzinsuffizienz-Mittel Entresto als belegt an. (Foto: Novartis)


Beträchtlicher Zusatznutzen, aber nicht für alle:  Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft hat ihre Stellungnahme zur Fixkombination aus Valsartan und Sacubitril (Entresto) veröffentlicht. Das Gremium äußert sich dabei etwas zurückhaltender als zuvor das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen.

Seit November 2015 ist in der EU die Fixkombination aus Sacubitril und Valsartan (Handelsname: Entresto®) für Erwachsene mit symptomatischer, chronischer Herzinsuffizienz und eingeschränkter Ejektionsfraktion zugelassen. Das Verfahren zur frühen Nutzenbewertung startete am 1. Januar 2016. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hatte dem neuen Arzneimittel bereits Anfang April einen beträchtlichen Zusatznutzen bescheinigt.

Auch die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) hat ihre Stellungnahme abgeben. Sie folgt der Auffassung des IQWiG nur teilweise. Das Expertengremium sieht zwar auch Hinweise auf einen beträchtlichen Zusatznutzen, aber nicht für alle Patienten. Die bisher vorliegenden Daten aus der PARADIGM-HF-Studie umfassten nur eine Teilpopulation der Patienten, für die das Präparat laut Zulassung geeignet ist, begründet die AkdÄ ihre Entscheidung. So war beispielsweise ein Krankenhausaufenthalt aufgrund der Herzinsuffizienz während vorangegangener zwölf Monate ein Einschlusskriterium für die Studie, bei der zugelassenen Indikation gibt es diese Einschränkung nicht. Auch gab es in der Studie Grenzwerten bei  einzelnen Laborwerten, die sich in der Zulassung nicht wiederspiegeln. 

Sacubitril

Sacubitril blockiert das Enzym Neprilysin, das für den Abbau von natriuretischen Peptiden (ANP und BNP) verantwortlich ist. ANP und BNP stellen Gegenspieler zum vasokonstriktorisch wirkenden Angiotensin II dar. Unter anderem senken sie das Plasmavolumen durch eine erhöhte Diurese und Natriurese. Blockiert man das abbauende Enzym, führen erhöhte ANP- und BNP-Spiegel zu einer Senkung der Vor- und Nachlast sowie zu einer Steigerung des Herzzeitvolumens. Sacubitril wird als fixe Kombination mit Valsartan bei symptomatischer, chronischer Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion eingesetzt. Handelsname: Entresto® (fixe Kombination mit Valsartan)

Weitere Studien und befristeter Beschluss

Daher sieht die AkdÄ auf Basis der derzeit verfügbaren Daten – im Gegensatz zum IQWiG – für die gesamte von der Zulassung umfasste Population lediglich einen Anhaltspunkt für einen nicht quantifizierbaren Zusatznutzen. Nur für das in die PARADIGM-HF-Studie eingeschlossene Patientenkollektiv kann dieser nach Ansicht der AkdÄ als beträchtlich beziffert werden.  Das Gremium fordert daher weitere Studien sowie eine Befristung des G-BA-Beschlusses.

Über das endgültige Ausmaß des Zusatznutzens entscheidet der G-BA auf Basis des Herstellerdossiers, der Nutzenbewertung des IQWiG und der eingegangenen Stellungnahmen. Die Beschlussfassung ist laut Internetseite des G-BA für Mitte Juni 2016 anberaumt.

Valsartan

Valsartan gehört zur Gruppe der AT1-Antagonisten. Ebenso wie ACE-Hemmer, Aldosteron-Antagonisten und der Renin-Inhibitor Aliskiren zählt die Substanz zu den Inhibitoren des Renin-Angiotensin-System (RAS). Durch selektive Blockade des AT1-Rezeptors hebt Valsartan die physiologischen Effekte von Angiotensin II – starke Vasokonstriktion und eine erhöhte Aldosteron-Ausschüttung – auf. Die blutdrucksenkende Wirkung von Valsartan beruht also auf einer Vasodilatation sowie einer erhöhten Wasser- und Natriumausscheidung. Allerdings kommt es auch zu einer erhöhten Kaliumretention. Valsartan wird allein oder in fixer oder freier Kombination mit anderen Substanzen zur Behandlung von Bluthochdruck und Herzinsuffizienz sowie zur Sekundärprophylaxe nach einem Herzinfarkt eingesetzt. Handelsnamen (Beispiele): Diovan® und Generika (in Kombination mit anderen Substanzen: Entresto®, Exforge®, Exforge® HCT, Codiovan®, Cordinate®, Cotareg®, Dafiro®, Provas® comp.)

Entresto® war bereits vor der Zulassung als neue Wunderwaffe gegen Herzinsuffizienz gefeiert worden. Die PARADIGM-HF- Studie, die den klinischen Nutzen belegen sollte, war vorzeitig gestoppt worden, da sich die Kombination aus dem Sartan und dem Neprilysin-Inhibitor bei einer Zwischenanalyse dem bisherigen Goldstandard Enalapril klar überlegen gezeigt hatte.

Pay-for-Performance-Preismodell in des USA

Für den Hersteller Novartis handelt es sich wohl um eine der wichtigsten Markteinführungen  im vergangenen Jahr. Analysten schätzen das Umsatzpotenzial des Herzmedikaments auf bis zu 5 Milliarden US-Dollar pro Jahr. 

Wegen der zunächst fehlenden Rückerstattung des Kaufpreises durch die Krankenkassen verlief der Verkaufsstart in den USA aber zäh – die neue Therapie ist deutlich teurer als der bisherige Standard Enalapril. Daraufhin hatte Novartis sich mit zwei US-Krankenkassen auf ein neues Preismodell für das Herzmittel geeinigt: Die Vergütung für den Pharmakonzern wird dabei an den Behandlungserfolg gekoppelt.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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1 Kommentar

Diese Nebenwirkung steht nirgendwo. Entresto

von Werner Kuhlmann am 21.12.2019 um 8:57 Uhr

Habe seit diesem Monat Entresto in der niedrigsten Stärke bekommen wegen Herzschwäche nach Vorhofflimmern. Herzleistung zZt. 28 Prozent. Habe nach Einnahme 2-3 Std später Sprachstörung bekommen fand die richtigen Worte nicht mehr. Habe das für ein einmaliges Ereignis gehalten. Habe dann das gleiche Medikament nochmal genommen aber die selben Erscheinungen, es brauchte 3 Std bis die Beschwerden zurück gingen. Habe im Bekanntenkreis noch einen Mann der das auch bekommen hat gleichen Beschwerden. Bin 68 Jahre männlich. Ich habe einen 3 Wegeschrittmacher.

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