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Apotheker und Ärzte sollen künftig auch in Australien enger zusammenarbeiten. Die Pharmaceutical Society of Australia legte der australischen Regierung ein Zielepapier vor, das Apotheker bei Medikationsfragen stärker einbindet. Vorbild soll das britische Gesundheitssystem sein.
Obwohl ehemals britische Kronkolonie, hinkt Australien seinem alten Mutterland in der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern merklich hinterher. Das soll sich ändern. In einem Manifest forderte die Pharmaceutical Society of Australia (PSA) die australische Regierung auf, den Kompetenzgrad von Apothekern zu erweitern. Die PSA ist überzeugt, dass ein stärkeres Einbinden der Apotheker in Arztpraxen und der Pflege, die Arzneimitteltherapiesicherheit bei Patienten erhöht und den Arzneimittelverbrauch reduziert.
Die derzeitige defizitäre Situation australischer Apotheker in der praktischen Umsetzung ihrer pharmazeutischen Kompetenz, bringt PSA-Präsident Joe Demarte auf den Punkt: „Australien hängt bei der Implementierung innovativer Versorgungsmodelle hinterher, wenn die spezielle Expertise der Pharmazeuten gefragt ist, um chronische und komplexe Krankheitszustände zu verhindern oder zu managen“, erklärt Demarte. Die PSA ist der australische Fachverband der Apotheker und vertritt mit etwa 18.000 Mitgliedern die Interessen der australischen Pharmazeuten.
Apotheker erhöhen Sicherheit und sparen Kosten
Konkret möchte die PSA ihre Position in den Bereichen der ambulanten Pflege und der Gesundheitsfürsorge der Aborigines stärken. Die australischen Ureinwohner sind laut PSA häufiger krank und zeigen sich bei einer Arzneimitteltherapie weniger adhärent als die übrige australische Bevölkerung. Zusätzlich sollen Apotheker Allgemeinarztpraxen und Altenpflegeheime pharmazeutisch unterstützen. Ziel ist, den Blick verstärkt auf den Patienten zu lenken. Individuelle Medikationspläne sollen das Selbstmanagement unterstützen, Einnahme- und Dosierungsfehler verhindern und damit verbundene kostenintensive Krankenhausaufenthalte reduzieren. Vorbild ist hier das Praxis-Apothekermodell Großbritanniens. Das sieht vor, bis 2020 in jeder britischen Allgemeinarztpraxis zusätzlich einen Apotheker anzustellen, der für Medikationsfragen verantwortlich ist.
Apotheker könnten das Gesundheitssystem zusätzlich entlasten, indem sie preisgünstige Therapiealternativen aufzeigten. Dass hier enormer Handlungsbedarf besteht, machen die Zahlen deutlich: Arzneimittel kosten den australischen Staat jährlich etwa 19 Milliarden Australische Dollar (13 Milliarden Euro) – nach Angaben der PSA sind davon 1,2 Milliarden Australische Dollar unnötig ausgegeben. 50 Prozent der verordneten Arzneimittel seien ungeeignet für längerfristige Therapien und belasteten das Gesundheitssystem.
Der Verband australischer Apotheker will auch in der Prävention verstärkt Engagement zeigen: Bislang dürfen Pharmazeuten Downunder lediglich gegen die Virusgrippe Influenza impfen. In Zukunft solle die Impfkompetenz alle Infektionskrankheiten abdecken, wünscht sich die PSA.
Medikationsplan ab Oktober auch hierzulande
Mit dem Ruf nach einem Medikationsplan und der damit verbundenen erhöhten Arzneimitteltherapiesicherheit ist der fünfte Kontinent nicht allein: In der Bundesrepublik wird solch ein Medikationsplan ab Oktober Realität. Er steht Patienten zu, die dauerhaft mehr als drei Arzneimittel gleichzeitig einnehmen müssen. Der pharmazeutische Wermutstropfen beim bundesweit einheitlichen Medikationsplan ist allerdings auch hier, die mangelnde Einbindung der Apotheker. So beschränkt der Gesetzgeber den pharmazeutischen Handlungsspielraum der deutschen Apotheker auf die Aktualisierung der Pläne.
1 Kommentar
Bleiben Sie dran, das wird schon noch ...
von Wolfgang Müller am 28.07.2016 um 16:54 Uhr
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