Oktober-Ausgabe der MMP

Deutsche Übersetzung der Beers-Kriterien 

Stuttgart - 30.09.2016, 12:30 Uhr

Nicht alle Arzneimittel sind für ältere Menschen geeignet. (Bild: Picture-Factory; 279Foto/Fotolia; Gestaltung: Atelier Schäfer)

Nicht alle Arzneimittel sind für ältere Menschen geeignet. (Bild: Picture-Factory; 279Foto/Fotolia; Gestaltung: Atelier Schäfer)


Können potenziell inadäquate Arzneimittel bei älteren Patienten abgesetzt werden oder gibt es gute Gründe für deren bewussten Einsatz? Bei solchen Fragen helfen die Beers-Kriterien. Die deutsche Übersetzung in der aktuellen Medizinischen Monatsschrift für Pharmazeuten berücksichtigt die Besonderheiten des deutschen Arzneimittelmarkts und macht die Liste in Deutschland so praxistauglich.

Vorreiter der Arzneimitteltherapiesicherheit bei älteren Patienten ist der amerikanische Geriater Mark H. Beers (1954 bis 2009). Er veröffentlichte 1991 die nach ihm benannten Kriterien und machte so auf die Problematik aufmerksam, dass Wirkungen und Nebenwirkungen von Arzneimitteln bei älteren Patienten teilweise unzureichend untersucht sind und somit besonderer Aufmerksamkeit bedürfen.

Die Beers-Kriterien sind jedoch auf die in den USA verfügbaren Arzneistoffe zugeschnitten, was ihre Anwendung im deutschen Verschreibungsalltag erschwert. Inzwischen stehen mit der Priscus-Liste und der FORTA (Fit for the aged)-Liste auch Kriterienkataloge zur Verfügung, die sich auf die in Deutschland zugelassenen Arzneimittel beziehen. Diese Listen bieten wertvolle Argumente für eine individuelle und sorgfältig abgewogene Therapieentscheidung. Gerade ihre vergleichende Betrachtung kann die Entscheidungsgrundlage für oder gegen den Einsatz eines Wirkstoffs um wichtige Aspekte erweitern. 

Aktuelle Version von 2015

In ihrer aktuellen Version von 2015 bestehen die Beers-Kriterien nicht nur aus umfangreichen Tabellen potenziell ungeeigneter Arzneistoffe. Ihr Mehrwert liegt zudem in Informationen zu potenziell klinisch relevanten Arzneimittelinteraktionen und Dosisanpassungen bei Niereninsuffizienz. Die Arbeitsgruppe von Professor Kristina Friedland von der Universität Erlangen-Nürnberg hat nun gemeinsam mit Professor Martin Smollich (praxisHochschule Rheine) eine Übersetzung der aktuellen Beers-Kriterien in der Oktober- Ausgabe der Medizinischen Monatsschrift für Pharmazeuten veröffentlicht. Dabei wurden sowohl die in Deutschland verfügbaren Arzneistoffe als auch Angaben aus deutschen Fachinformationen berücksichtigt. Die Übersetzung ermöglicht somit einen direkten Einsatz der Beers-Kriterien auch in Deutschland, zum Beispiel im Rahmen einer Medikationsanalyse für ältere Patienten.


Dr. Bettina Krieg (bk), Apothekerin, Redakteurin MMP
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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1 Kommentar

Hat leider kaum jemand Zugang

von Philip Prech am 01.10.2016 um 15:49 Uhr

Sehr schade, dass solche wichtigen Informationen, welche die Arzneimitteltherapie wirklich verbessern könnten, von kaum jemandem gelesen werden können. Welcher Verschreiber hat schon Zugang zur MMP?
Es ist wirklich an der Zeit, dass Erkenntnisse, die an öffentlich finanzierten Hochschulen gewonnen werden, der Öffentlichkeit auch frei verfügbar zur Verfügung stehen.
Solange bleibt es wohl bei Priscus und Forta.

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