Arzneimittel-Atlas

Ausgaben für Hepatitis-C-Therapien sinken

Berlin - 18.10.2016, 16:00 Uhr

Die forschenden Arzneimittelhersteller betonen: Die Ausgaben für Hepatitis-C-Arzneien sind rückläufig. (Foto: bluebay2014 / Fotolia)

Die forschenden Arzneimittelhersteller betonen: Die Ausgaben für Hepatitis-C-Arzneien sind rückläufig. (Foto: bluebay2014 / Fotolia)


Die Arzneimittelausgaben beliefen sich im Jahr 2015 auf rund 34,9 Milliarden Euro – das sind 4,4 Prozent mehr als 2014. Nach einer Analyse des Gesamtmarkts für Arzneimittel im Auftrag des Verbands forschender Arzneimittelhersteller überstiegen die Einspareffekte durch Patentabläufe und verhandelte Rabatte die Mehrausgaben für Innovationen.

Der Verband forschender Arzneimittelhersteller (vfa) hat am heutigen Dienstag seinen aktuellen Arzneimittel-Atlas vorgestellt. Diesen erstellt alljährlich das Berliner IGES Institut. IGES-Leiter Professor Bertram Häussler warf einen relativierenden Blick auf die stets im Fokus stehenden Arzneimittelausgaben. Nach IGES-Berechnungen stiegen sie seit 2010 im gleichen prozentualen Umfang wie die Ausgaben für die ärztliche Behandlung – nämlich um 4,4 Prozent.

Zudem seien die Mehrausgaben, die die Innovationen mit sich brachten, durch Einsparungen auf anderen Ebenen mehr als kompensiert worden – insbesondere durch Patentabläufe und ausgehandelte Erstattungsbeträge. Für vfa-Hauptgeschäftsführerin Birgit Fischer eine bemerkenswerte Feststellung: Die erforderlichen Mehrausgaben würden somit aus dem Arzneimittelbereich selbst generiert. „Forschende Pharma-Unternehmen sorgen also buchstäblich für Balance im Arzneimittel-Kostengefüge der GKV“, sagte Fischer. Allerdings sorgt der Mehrverbrauch – der aus vfa-Sicht ebenfalls zu begrüßen ist – letztlich doch für eine Ausgabensteigerung.

Hepatits-C-Therapie: Ausgaben sinken wieder

Häussler warf zudem einen Blick auf die beiden Therapiebereiche, die zusammen fast die Hälfte der (Mehr-)Verbrauchskomponente und mehr als die Hälfte der Innovationskomponente ausmachen: Hepatitis C und Krebs. Bei  den neuen Therapien der Hepatitis C hätten sich die „apokalyptischen Erwartungen nicht realisiert“, erklärte der IGES-Chef. Grund: Geringere Erstattungsbeträge und ein inzwischen sinkender Verbrauch nach einem kurzfristigen Nachholeffekt. „Daher erwarten wir, dass die Ausgaben für diese Krankheit 2016 spürbar zurückgehen und sich anschließend weitgehend stabilisieren werden“, so Häussler. Ein weiterer Nebeneffekt der neuen Therapien: Der Verbrauch der zuvor bei Hepatitis C eingesetzten Interferone ist deutlich gesunken – da sie allerdings deutlich günstiger sind als die Innovationen in diesem Gebiet, macht sich dies auf der Ausgabenseite nicht allzu stark bemerkbar. 

Auch bei Krebstherapien sei letztlich der Anteil der Ausgaben für onkologische Wirkstoffe an den gesamten Arzneimittelausgaben in den vergangenen fünf Jahren nur moderat gestiegen, so Häussler. Dafür sei die Krebsmortalität seit 1993 um 25 Prozent zurückgegangen.

Appell an den Gesetzgeber

Fischer leitet aus den aktuellen Analysen im Zusammenspiel mit der gegenwärtigen Finanzlage der Krankenkassen ab, dass der Politik Handlungsspielräume bei dem Gesetz zur Stärkung der Arzneimittelversorgung eröffnet sind. Sie könne auf Versorgungsqualität setzen. Doch Fischer meint, dass im Moment das Gegenteil geschehe. So erwäge die Politik neue Optionen für Verordnungsausschlüsse für bestimmte Patientengruppen. Zudem bestehe die Sorge, dass das geplante Arztinformationssystem, die Therapiefreiheit der Ärzte einschränken werde. Grundsätzlich, so Fischer, sei es ein guter Ansatz, Ärzte besser über den Nutzen neuer Arzneimittel zu informieren. Allerdings befürchtet sie, dass hier „unter dem Deckmäntelchen der Information tatsächlich Ansätze der Rationierung gemacht werden“.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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