Arzneimittelzulassungen

Bei gefälschten Studien droht in China bald die Todesstrafe

Peking - 19.05.2017, 17:40 Uhr

Die kommunistische Partei Chinas will bei Betrug in Bezug auf Arzneimittelstudien mit teils drastischen Maßnahmen vorgehen. (Foto: dpa)

Die kommunistische Partei Chinas will bei Betrug in Bezug auf Arzneimittelstudien mit teils drastischen Maßnahmen vorgehen. (Foto: dpa)


China geht weiter gegen Betrug in der Forschung vor. Die Arzneimittelbehörde verschärft die Konsequenzen für Fälschungen bei klinischen Studien – und der Oberste Volksgerichtshof sorgt mit einer neuen Auslegung des Strafgesetzbuchs sogar dafür, dass Betrügern nicht nur Haftstrafen, sondern in schweren Fällen sogar die Todesstrafe droht. Vor zehn Jahren war sogar der Chef der Arzneimittelbehörde hingerichtet worden.

Aufgrund einer neuen Auslegung des Strafgesetzbuchs, den der Oberste Volksgerichtshofs der Volksrepublik China im April angekündigt hat, drohen Personen, die klinische Arzneimittelstudien fälschen, zukünftig harte Strafen. Wenn ein aufgrund betrügerischer Studien zugelassenes Arzneimittel Gesundheitsschäden verursacht, ist eine Strafe auf zehn Jahre Gefängnis möglich – oder bei schweren oder sogar tödlichen Auswirkungen für die Patienten sogar die Todesstrafe. Selbst wenn das betreffende Arzneimittel nicht zugelassen und niemand geschädigt wurde, drohen bei Einreichung gefälschter Zulassungsunterlagen drei Jahre Haft, schreibt das Wissenschaftsmagazin „Nature“.

In China herrschen teils erhebliche Probleme bei medizinischen Studien – laut einer Untersuchung sollen sogar vier von fünf Studienergebnisse Fälschungen enthalten. Um diesem Problem zu begegnen, will die chinesische Zulassungsbehörde CFDA Antragssteller nach einem Betrugsversuch für drei Jahre für die betreffende Arzneimittelkategorie sperren, berichtet das Branchenmagazin „FierceBiotech“. Bislang wurden offenbar Zulassungsanträge zurückgezogen, nachdem erste Probleme identifiziert worden waren, um diese später erneut einzureichen.

Die neue Interpretation des Strafgesetzbuchs muss noch vom Obersten Gerichtshof in finaler Form verabschiedet und veröffentlicht werden, womit laut „Nature“ demnächst gerechnet wird. Im Jahr 2007 war bereits der frühere Chef der CFDA, Zheng Xiaoyu, wegen der Entgegennahme von Bestechungsgeldern hingerichtet: Er soll die Zulassung nicht ausreichend geprüfter Arzneimittel veranlasst haben, die wiederum Dutzenden Menschen das Leben gekostet haben sollen. Zheng soll von acht Pharmafirmen hierzu Gelder in Höhe von umgerechnet rund 850.000 US-Dollar angenommen haben.

Die CFDA hatte in den letzten Jahren bereits einige Anstrengungen unternommen, um die Zulassungsprozesse sicherer zu machen. Zwischen Mitte 2015 und Ende 2016 soll die Zahl der in der Zulassung arbeitenden Mitarbeiter um 450 gestiegen und damit vervierfacht worden sein, schreibt „Nature“.


Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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