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Arbeitskreis „Digitalisierung / Neue Medien“ beim LAV BaWü
„Wir möchten mit der Digitalisierung in der Apotheke schneller vorankommen“
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist auf dem Vormarsch. Auch die Apotheker müssen Schritt halten und beweisen, dass sie digital arbeiten können und sich mit anderen Heilberufen und den Krankenkassen vernetzen. Weil ihm das Thema so wichtig ist, hat der Landesapothekerverband (LAV) Baden-Württemberg einen Arbeitskreis „Digitalisierung / Neue Medien“ gebildet. DAZ.online hat mit Arbeitskreis-Mitglied und Apotheker Patrick Kwik gesprochen. Kwik erklärt, wie die neue IT-Gruppe den Apothekern bei der täglichen Arbeit helfen will.
Das Thema Digitalisierung ist dem LAV schon lange sehr wichtig. Schon vor mehreren Jahren bildete der Verband ein eigenes Vorstandsressort mit den Namen „IT / Neue Medien“. Hinzu kommt nun der neue Arbeitskreis, der für Apotheker Ideen und Vorschläge zu dem Thema entwerfen will. Der LAV hat in seinem Beirat, der aus etwa 40 Apothekern besteht, nach Interessenten für eine Mitarbeit gesucht. Gemeldet haben sich 11 Mitglieder. Geleitet wird die Arbeitsgruppe von LAV-Vizepräsident Christoph Gulde und LAV-Vorstandsmitglied Patrick Kwik, der auch zuständig für das Ressort IT / Neue Medien ist.
DAZ.online: Sehr geehrter Herr Kwik, in der Gesundheitspolitik wird seit Jahren über die Digitalisierung philosophiert. Jetzt bildet der LAV Baden-Württemberg einen Arbeitskreis dazu. Ist das nicht etwas zu spät?
Kwik: Nein, das Thema ist ja schon auch bei uns andauernd im Gespräch. Wir haben im Verband ein eigenes Vorstandsressort mit dem Namen Neue Medien und Informationstechnologien. Das Ressort gibt es schon seit einigen Jahren. Dass wir jetzt einen Arbeitskreis gebildet haben, soll uns erstens breiter aufstellen und zweitens unseren Mitgliedern zusätzlich noch einmal signalisieren, wie ernst wir das Thema nehmen und dass wir in diesem Bereich noch schneller vorankommen wollen.
„Es geht uns mehr darum, die Apotheker bei schon vorhandenen Technologien und Kommunikationslösungen zu beratschlagen, als unbedingt etwas Neues zu entwickeln.“
DAZ.online: Welche neuen Strategien wollen Sie und Ihre Arbeitskreis-Kollegen denn entwerfen?
Kwik: Wir haben nicht den Anspruch, unbedingt etwas Neues zu entwickeln. Vielmehr geht es uns darum, die Apotheker bei schon vorhandenen Technologien und Kommunikationslösungen zu beratschlagen, Ihnen Tipps und Tricks zu zeigen.
DAZ.online: Haben Sie da ein Beispiel parat?
Kwik: Immer mehr Kollegen bieten Ihren Kunden einen Vorbestelldienst via Handy-App an, bei dem Kunden vorab ihre Rezepte an die Apotheke übertragen können. Das ist ein tolles Angebot und ich hoffe, dass solche digitalen Lösungen irgendwann so „normal“ genutzt werden, wie E-Mails oder das Fax. Unser Ziel im Arbeitskreis wäre es also, den Markt zu scannen und den Kollegen dann Tipps und Empfehlungen zu einzelnen Apps zu geben. Welche App ist aus unserer Sicht datensicher, und welche nicht? Und welche App funktioniert am störungsfreiesten? Wir wollen also gewissermaßen das Zwischenstück zwischen dem großen Angebot an Handy-Apps und den Nutzern in der Apotheke sein. Wir möchten auf Schwächen und Stärken einzelner Angebote hinweisen, die Apotheker dabei unterstützen, neuartige Informationstechnologien für sich zu nutzen.
Ziel sind Empfehlungen „aus der Praxis für die Praxis“
DAZ.online: Darf denn ein Verband seinen Mitgliedern überhaupt konkrete Produktempfehlungen geben?
Kwik: Nein, das ist auch nicht unser Ziel. Ganz nach dem Motto „Aus der Praxis für die Praxis“ möchten wir lediglich die Vor- und Nachteile für Apotheker aus unserer Sicht darstellen. Es handelt sich um Ratschläge und nicht um Kauf- oder Anwendungsempfehlungen.
„Die meisten Kollegen arbeiten schon komplett digitalisiert.“
DAZ.online: Haben Sie denn das Gefühl, dass die Apotheker überhaupt schon so weit sind?
Kwik: Ich komme aus Karlsruhe und kenne nur einen einzigen Kollegen, der noch nicht digitalisiert arbeitet und noch nicht ans Internet angeschlossen ist. Aber nochmal: Deswegen gibt es den Arbeitskreis ja. Wir wollen den Apothekern die Vorteile digitaler Prozesse für ihre eigene Arbeit in der Offizin und im Kontakt mit den Kunden aufzeigen. Hier möchte ich aber auf etwas Wichtiges hinweisen: Die Digitalisierung von Prozessen in der Apotheke ist für uns kein Selbstzweck. Wenn analoge Prozesse gut etabliert sind und einfach funktionieren, muss man sie nicht abschaffen, nur um zwangsweise alles zu digitalisieren.
DAZ.online: Beim Thema „Digitalisierung im Gesundheitswesen“ geht es ja in den politischen Debatten meistens gar nicht um apothekeninterne Prozesse, sondern um die Kommunikation und Vernetzung mit anderen Heilberuflern. Was will der Arbeitskreis dazu entwickeln?
Kwik: Digitale Kommunikationslösungen mit Ärzten oder Krankenkassen sind nicht unser Thema. Wir haben zwei Baustellen: Interne Apothekenprozesse vereinfachen und die Kommunikation mit dem Kunden modernisieren. Natürlich interessiert uns das von Ihnen angesprochene Thema trotzdem. Ich persönlich informiere mich regelmäßig über den aktuellen Stand beim Projekt ARMIN oder bei Securpharm.
DAZ.online: Wie möchten Sie Ihre Ergebnisse denn an die Basis kommunizieren?
Kwik: Wir werden dazu alle Medien des Verbandes nutzen. Wir haben ein tolles, gedrucktes Mitgliedermagazin und werden natürlich auch alle Online-Kanäle benutzen, um unsere ersten Ergebnisse mitzuteilen.
Verpennen Apotheker die Digitalisierung?
DAZ.online: Sie sprachen auch die Vereinfachung interner Apotheken-Prozesse durch digitale Lösungen an. Was will der Arbeitskreis hier aufgreifen und besprechen?
Kwik: Was wir in unserer ersten Sitzung in diesem Bereich als Thema festgelegt haben, ist die Papierreduktion durch digitale Werkzeuge. Beim Thema „beleglose Apotheke“ schwebt uns vor, den Apothekern Tipps zu geben, wie sie ihre Papiernutzung durch neuartige Technologien verringern können. Ein anderes großes Thema ist die Umwandlung der ISDN-Anschlüsse in Voice-over-IP. Hier gibt es mehrere Wege – wir wollen den Apothekern Ratschläge geben, wie sie diesen Prozess beschreiten können. Auch möchten wir Empfehlungen zu einem digitalen Einsatzplan erarbeiten und den Kollegen zeigen, wie sie die Arbeit mit ihren Mitarbeitern effizienter gestalten können. Grundsätzlich möchten wir die Team-Arbeit aufgreifen und schauen, welche digitalen Lösungen dem Apothekenteam weiterhelfen können, etwa bei der Kalendernutzung oder der Arbeit am HV-Tisch.
DAZ.online: Im Versandhandels-Konflikt werfen einige Politiker und die Versand-Branche den Apothekern vor, die Digitalisierung zu verpennen. Inwiefern möchten Sie mit ihrem Arbeitskreis ein Zeichen setzen und sagen: „Wir können Digitalisierung“?
„Der Vorwurf, Apotheker würden die Digitalisierung verpennen, ist für mich komplett haltlos.“
Kwik: Eigentlich überhaupt nicht, weil der Vorwurf für mich komplett haltlos ist. Wir waren die ersten im Gesundheitswesen, die alle Prozesse in der Lieferkette digitalisiert haben. Wir können aufgrund digitaler Technologien dem Kunden sehr genau sagen, wann sein Arzneimitteln in der Apotheke eintrifft, ob es Lieferprobleme gibt und welche Alternativen eventuell bestehen. Wichtig ist auch darauf hinzuweisen, dass der Arbeitskreis kein operatives Gremium des Verbandes ist, wie etwa das Vorstandsressort IT und Neue Medien. Aber ganz klar ist uns auch: Wenn unsere Arbeit eine positive, politische Botschaft für die Apotheker in die Gesundheitspolitik schickt, hätten wir sicherlich nichts dagegen.
DAZ.online: Wie ist der Arbeitskreis denn eigentlich vom Fachwissen her aufgestellt? Was qualifiziert die Mitglieder für diese spannende Frage?
Kwik: Uns alle treibt die Idee, die Digitalisierung in der Apotheke voran zu treiben. Einige von uns kennen sich sogar mit Programmiersprachen gut aus, und kennen auch den IT-Markt für Apotheker gut. Natürlich werden wir uns bei einigen Themen aber auch gerne externes Wissen hinzuholen oder die Experten des Verbandes befragen.
DAZ.online: Vielen Dank für das Gespräch!
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