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Digitalisierung
Neuer Novartis-Chef will klinische Studien revolutionieren
Ein Viertel der Kosten bei der Entwicklung neuer Arzneimittel will der zukünftige Novartis-Chef Vas Narasimhan bei klinischen Studien einsparen: Neue Analysemethoden und Optimierungen bei der Patienten-Auswahl sollen dies möglich machen.
Im Februar 2018 soll der bisher bei Novartis für die Arzneimittelentwicklung zuständige Vorstand Vas Narasimhan den derzeitigen Vorstandsvorsitzenden Joe Jimenez ablösen – nun beschrieb er im Interview mit der „Financial Times“ seine Ziele. Bei dem Schweizer Konzern will er eine „Produktivitätsrevolution“ erreichen, und durch Einsparungen bei der Erforschung und Entwicklung neuer Arzneimittel die Ausgaben um bis zu 25 Prozent reduzieren.
Der Anfang 40-jährige Mediziner, der auch Abschlüsse in Biologie und Politik besitzt, will verstärkt auf moderne Datenanalysemethoden setzen. So erhofft er sich bei klinischen Studien Kostenreduktionen zwischen 10 und 25 Prozent. Angesichts der aktuell rund 500 laufenden Studien „wird es einen großen Effekt haben, wenn wir dies in dieser Größenordnung schaffen“, erklärte Narasimhan gegenüber der Zeitung.
„Derzeit denke ich, dass es bei den Datenwissenschaften überwiegend darum geht, eine neue Kultur sowie eine Talentbasis aufzubauen“, erklärte der Novartis-Vorstand, der zu diesem Zweck wohl auch Firmen aufkaufen möchte. Bislang habe die Pharmaindustrie nur langsam die Vorteile moderner Technologien für sich erschlossen, betonte er.
Da Novartis auf Erfahrungen mit einer großen Zahl von Studien zurückblicken könne, hatte schon sein Vorgänger Jimenez laut „Financial Times“ erklärt, dass die Möglichkeiten des Konzerns zur Rekrutierung von Probanden sehr vielversprechend sind. „Wir haben gemerkt, dass wir die für die Durchführung klinischer Studien notwendige Zeit deutlich reduzieren können“, sagte er.
Studien-Monitoring wie im Disney-Park
Narasimhan hat sich laut der Zeitung offenbar beim Besuch eines Disney-Parks inspirieren lassen: Ihn habe beeindruckt, wie effizient die Besucher im Park herumbewegt werden, durch eine „Armee“ von Datenwissenschaftlern durchgehend überwacht. Statt auf Excel-Tabellen und Powerpoint-Folien zu setzen will er Software entwickeln, die in Echtzeit Auswertungen zum Status der Studien fahren und bestimmen, wie der Rekrutierungs-Status aussieht. „Ich denke, dass dies für unsere Industrie sehr fortschrittlich ist“, erklärt Narasimhan.
Gleichzeitig erkennt er an, dass der Erfolg nicht gesichert ist. „Wir werden bei vielen von diesen Experimenten scheitern – aber wenn wir bei ein paar großen Erfolg haben und für nachhaltige Veränderungen sorgen, denke ich, dass Sie einen Sprung in der Produktivität sehen können.“
Auch andere Pharmakonzerne setzen zunehmend auf digitale Möglichkeiten – so der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck KGaA. „Wenn man an die Digitalisierung des Gesundheitswesens denkt, haben wir heute alles das unter unserem Dach, was Google gerne hätte“, erklärte Vorstandsvorsitzender Stefan Oschmann vor einem Jahr. „Pharma, Laborlösungen, elektronische Materialien wie zum Beispiel Sensoren, alles das haben wir im Haus – und die Digitalisierung hilft uns, diese Produkte miteinander zu verbinden.“
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