USA

Der Apotheken-Botendienst fürs Kapitol

Stuttgart - 13.10.2017, 12:45 Uhr

Wenige Gehminuten vom Kapitol entfernt liegt
„Grubb’s Pharmacy“, die die Arzneimittelversorgung für die Abgeordneten
übernimmt. (Foto: MJDKF / Wikipedia public domain)

Wenige Gehminuten vom Kapitol entfernt liegt „Grubb’s Pharmacy“, die die Arzneimittelversorgung für die Abgeordneten übernimmt. (Foto: MJDKF / Wikipedia public domain)


Auch Politiker sind zuweilen krank: Für Abgeordnete in Washington liefert die älteste Vor-Ort-Apotheke Washingtons die nötigen Arzneimittel. Praktisch täglich steuern Apothekenmitarbeiter das Kapitol an, schildert der Branchendienst STATnews – und beliefern eine geheimnisumwobene Arztpraxis im US-Kongress. Dabei lassen die gelieferten Arzneimittel auch Rückschlüsse auf Gesundheitsprobleme der Politiker zu.

Wenn die Mitglieder des US-amerikanischen Kongresses erkranken, ist eine der ältesten Vor-Ort-Apotheken der USA schnell zur Stelle. Praktisch täglich bringen Mitarbeiter der 1867 gegründeten „Grubb’s Pharmacy“ per Auto eine Ladung Arzneimittel zum Kapitol, berichtet der US-amerikanische Branchendienst STATnews – die 150 Jahre alte Apotheke liegt nur wenige hundert Meter hinter dem Gebäude. 

Im Kapitol gehen die bestellten Präparate zum geheimnisumwobenen „Büro des behandelnden Arztes“. Das Amt wurde 1928 eingerichtet und entspricht einer Mini-Klinik, die sich nach einem Anschlag mit dem Erreger Anthrax auch um die Abklärung möglicher Infektionen von Abgeordneten oder Mitarbeitern kümmerte – oder Mitglieder des Senats sowie des Repräsentantenhauses in Notfallsituationen erstversorgt. Umstritten ist schon lange, dass die Parlamentarier nur eine vergleichsweise geringe Gebühr von knapp 600 US-Dollar im Jahr zahlen müssen – private Versicherungen kosten in den USA ein Vielfaches. 

Schon vor hundert Jahren wurde im Kapitol eine erhebliche Zahl von Arzneimitteln bevorratet, schreibt STATnews. Nun kümmert sich ein angestellter Apotheker mit einem Team von Technikern im „Büro des behandelnden Arztes“ um die Arzneimittelversorgung des US-Kongresses. Nach einer Umfrage des Mediendienstes weiß kaum ein Abgeordneter, dass Grubb’s für die Arzneimittel-Belieferung zuständig ist – außer dem einzigen Apotheker im US-Kongress, dem Republikaner Buddy Carter. „Es ist eine großartige Gelegenheit für uns Pharmazeuten, unser Können unter Beweis zu stellen“, erklärte er gegenüber STAT. „Dies ist ein weiteres Beispiel, wie wir unsere Pflichten mehr als erfüllen, um Menschen gesundheitlich zu helfen.“

Politiker leiden offenbar an Diabetes oder Alzheimer

Mike Kim, der Betreiber der Apotheke, erklärte gegenüber STATnews, dass er sich zwischenzeitlich daran gewöhnt habe, sensible Details über den Gesundheitszustand mancher Politiker zu kennen. „Zuerst war es cool – dann habe ich realisiert, dass ich auch einige Arzneimittel für so manche recht ernste Erkrankung ausliefere“, sagte Kim – und erwähnte laut dem Branchendienst auch Diabetes und Alzheimer. „Man muss sich dann erstmal zurücklehnen“, erklärte der Apotheker gegenüber STATnews. „Wow“, habe er sich gesagt – „sie schreiben die höchsten Gesetze des Landes und erinnern sich vielleicht nicht einmal, was gestern passiert ist.“

Kim ist zwar Mitglied im Vor-Ort-Apothekerverband „National Community Pharmacists Association“ – er betonte jedoch, dass er die Abgeordneten nicht mit politischen Themen belästige, wenn sie persönlich in die Apotheke kommen. Einen Wunsch hat er in Bezug auf die Zusammenarbeit mit den Ärzten im Kapitol: Anstatt jedes Mal anzurufen, sollten sie ein elektronisches System benutzen, um Arzneimittel zu bestellen.  

Natürlich kümmert sich Kim mit seinen Kollegen nicht nur um das Kapitol: Derzeit beliefern fünf Fahrer von „Grubb’s Pharmacy“ die gesamte Hauptstadt, wie er STATnews sagte – rund 800 Arzneimittel verlassen die Apotheke auf diese Weise täglich. Mehr als 30 Apotheker, Techniker und weitere Mitarbeiter arbeiten bei der Apotheke. 



hfd / DAZ.online
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