„Mittel, die wirklich helfen“

Was empfiehlt die Bild-Zeitung bei Erkältung?

Stuttgart - 16.10.2017, 16:50 Uhr

Die Bild empfiehlt Erkältungsmittel. (Foto: Screenshot /DAZ)

Die Bild empfiehlt Erkältungsmittel. (Foto: Screenshot /DAZ)


„Mittel, die wirklich helfen“ – mit dieser Ansage schwingt sich die Bild-Zeitung in regelmäßigen Abständen zum Gesundheitsexperten auf. So auch jetzt wieder. Diesmal geht es – saisonal passend – um Erkältungsmittel. 100, die wirklich helfen sollen, stellt das Blatt aus dem Hause Axel Springer vor.

Eine Liste der 100 hilfreichsten Medikamente hat die Bild-Zeitung für ihre Leser zusammengestellt. Damit diese bei Schnupfen- und Grippesymptomen schnell wieder durchatmen können, wie es heißt. Es finden sich Hustenlöser, Hustenstiller, Nasenspray, Mittel gegen Halsschmerzen, Schmerz- und Fiebermittel sowie „Schnupfmittel“ auf der Liste. Hinter Letzterem verbergen sich übrigens Kochsalznasensprays.

Eine Quelle, auf der die Empfehlung basiert, nennt die Bild nicht, allerdings finden sich in der Auswahl ausschließlich Monosubstanzen, die auch von Stiftung Warentest als „geeignet“ erachtet werden. Einzige Ausnahme bildet der Zusatz von Dexpanthenol sowohl in abschwellenden als auch in befeuchtenden Nasensprays. Phytopharmaka fehlen ganz. Dafür finden sich die Preisempfehlungen der Hersteller in der Liste. 

Anwendungshinweise überlässt die Bild-Zeitung offensichtlich dann doch der Apotheke, denn die fehlen fast völlig. Einzige Ausnahme ist eine Anwendungsbeschränkung „nicht länger als drei Tage“ bei den Halsschmerztabletten.

Altbewährte Monosubstanzen

Die Hustenlöser Ambroxol und ACC, die Hustenstiller Pentoxyverin und Dextromethorphan, Xylometazolin und Oxymetazolin zum Abschwellen der Nasenschleimhaut sowie Salzlösungen zum Befeuchten der selbigen, Ambroxol und Lidocain gegen Halsschmerzen – aber nur für drei Tage – und zu guter Letzt Paracetamol, Ibuprofen und Acetylsalicylsäure (ASS), weil sie schmerzstillend und fiebersenkend wirken. Alles Altbewährtes. Den geheimen Supertipp sucht man vergeblich. Jede Gruppe ist mit einem Satz versehen, was die jeweiligen Wirkstoffe bezwecken sollen. Zum Beispiel: „Festsitzenden Schleim aus den Bronchien lösen, damit er leichter abgehustet werden kann“, oder „den Hustenreiz unterdrücken“.

Sie kommen dabei nicht auf 100? Die Zahl bezieht sich nicht auf Wirkstoffe, sondern auf Präparate. So finden sich zum Beispiel unter Ibuprofen 16 Präparate, untergliedert in Tabletten und Saft, unter Ambroxol 14 – ebenfalls in verschiedenen Darreichungsformen. So sind es im Endeffekt zwölf Standardwirkstoffe, die tatsächlich bei Erkältungssymptomen helfen können. Und die hätten einem auch die meisten Apotheker empfohlen. Da hätte man das Geld für die Zeitung noch gespart. 


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

Bild und Erkältungsmittel

von Frank Bünder am 16.10.2017 um 19:38 Uhr

Typische Mittelchen der "Symptomkuriererei". Genau das was auch die meisten Apotheker empfohlen hätten ...

Zum Glück gibt es auch andere Apotheker. Das sind die, welche auch noch in vielen Jahren eine Existenzberechtigung haben werden. Trotz RX Versand. Dann spart "man" sich auch so eine "Zeitung".

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.