BAH-Gesundeitsmonitor

Große Vorbehalte gegen Impfungen

Berlin - 18.04.2018, 14:40 Uhr

Viele Bürger sind sich unsicher, wie es um ihren Impfstatus bestellt ist. (Foto: M. Rosenwirth / stock.adobe.com)

Viele Bürger sind sich unsicher, wie es um ihren Impfstatus bestellt ist. (Foto: M. Rosenwirth / stock.adobe.com)


Das Thema Impfen spaltet: Knapp die Hälfte der Bundesbürger meint, ein Kind, das eine Krankheit durchmacht, sei danach besser geschützt als mit einer Impfung. Das zeigt eine Umfrage im Auftrag des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller. Der Verband sieht angesichts solcher Einschätzungen dringenden Aufklärungsbedarf in der Bevölkerung – und denkt dabei auch an Apotheker.

Vom 23. bis 29. April findet unter Federführung des Regionalbüros Europa der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Europäische Impfwoche statt. Die zentrale Botschaft der Aktionswoche lautet: Die Impfung eines jeden Kindes ist entscheidend für die Verhütung von Krankheiten und den Schutz von Menschenleben. Die WHO geht davon aus, dass Impfungen jährlich etwa zwei bis drei Millionen Todesfälle aufgrund von Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten und Masern verhindern. Für einen optimalen Schutz gegen Infektionskrankheiten müssten allerdings mindestens 95 Prozent der Bevölkerung mit den empfohlenen Impfungen immunisiert sein.

In Deutschland wird jedoch vor einer Impfmüdigkeit gewarnt. Auch eine aktuelle Meinungsumfrage des Marktforschungsunternehmens Nielsen für den „Gesundheitsmonitor“ des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller e.V. (BAH) im 4. Quartal 2017 zeigt, dass es in der Bevölkerung große Vorbehalte gegen das Impfen gibt – gerade bei Kindern.

So sind vier von zehn Deutschen der Meinung, dass Kinder schon vor der Geburt im Mutterleib und danach über die Milch genügend Abwehrstoffe bekommen. Und ein Drittel glaubt, dass Impfungen vermeidbare Risiken für Kinder darstellen, zum Beispiel, weil sie das Immunsystem überlasten. 45 Prozent sagen, dass Kinder Krankheiten durchmachen sollten – danach seien sie besser geschützt als nach einer Impfung.

BAH: Mehr Aufklärung nötig

„Diese Auffassungen widersprechen allen wissenschaftlichen Erkenntnissen“, kommentiert Dr. Elmar Kroth, Geschäftsführer Wissenschaft beim BAH, die Umfrageergebnisse. „Bei manchen Erregern gleicht ein Verzicht auf Impfschutz gar einem Spiel mit dem Feuer. Zum Beispiel können Masern-Viren eine Hirnhautentzündung auslösen, die eventuell auch Jahre nach der Ansteckung noch zum Tode führt. Von der Ansteckungsgefahr für andere gar nicht zu reden“.

Das Wissen um den eigenen Impfschutz ist offenbar ebenfalls lückenhaft. Laut Gesundheitsmonitor glaubt nur jeder Zweite in Deutschland, einen aktuellen Impfschutz gegen Masern zu haben, und nur etwa jeder Dritte gegen Keuchhusten. Am verbreitetsten sind Impfungen gegen Tetanus (Wundstarrkrampf). Drei von vier Befragten gaben an, hiergegen geschützt zu sein. Häufig sind sie allerdings unsicher, ob der Impfschutz noch aktuell ist oder nicht.

Und es gibt noch weitere Vorbehalte: Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist davon überzeugt, dass Impfungen ständig wiederholt werden müssen, sollen sie wirklich schützen. Vier von zehn halten die Nebenwirkungen und Risiken für nicht kalkulierbar. Und jeder Vierte denkt, dass Impfungen die Erkrankungen erst verursachen, gegen die sie schützen sollen.

Kroth hält mehr Aufklärungsarbeit für dringend notwendig – und denkt dabei in erster Linie an Ärzte und Apotheker. „Wenn sich über eine bessere Aufklärung dann auch die Durchimpfraten steigern lassen, profitiert der am meisten, um den es vor allem geht: nämlich der Patient“. 



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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