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Wirkungsloser Tollwut-Impfstoff?
Impfstoff-Skandal erschüttert China
Deutschland hat dieser Tage selbst Probleme mit zweifelhaften Arzneimitteln und massiven Lücken in der Aufsicht. Doch auch andernorts gibt es Skandale – von womöglich noch größerem Ausmaß: In China wurden erneut Manipulationen in der Impfstoffproduktion enthüllt. Ministerpräsident Li Keqiang schaltet sich bereits ein.
Ein neuer Skandal um schadhafte Impfstoffe sorgt in China für große Aufregung. Nach Enthüllungen über regelwidrige und unsachgemäße Produktion von Tollwut-Impfstoffen bei einem Hersteller rief Chinas Ministerpräsident Li Keqiang zu einer sofortigen Untersuchung und Bestrafung der Verantwortlichen auf. Staatsmedien forderten am Montag auch, dass Lücken in der behördlichen Überwachung geschlossen werden müssten.
Die Arzneimittelaufsicht verfügte wegen „schwerer Verstöße gegen betreffende Gesetze und Vorschriften“ einen Produktionsstopp bei dem Hersteller Changsheng Life Sciences in der Stadt Changchun (Provinz Jilin) in Nordostchina. Die Firma habe Unterlagen über den Herstellungs- und Inspektionsprozesse gefälscht und willkürlich die Einstellungen für die Produktion und Ausrüstung verändert, berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua.
In den staatlich streng kontrollierten Medien tauchten
bisher keine Berichte auf, dass Menschen zu Schaden gekommen seien oder Tollwut
bekommen hätten, weil die Medikamente fehlerhaft oder vielleicht unwirksam
waren. Es wird noch untersucht, ob die mangelhaft hergestellten Impfstoffe
überhaupt gegen Tollwut schützen. Die Vorgänge sind laut Xinhua am 5. Juli
durch einen nicht näher beschriebenen Hinweis über die Manipulationen ans Licht
gekommen. Medienberichten zufolge hat das Unternehmen die betroffenen Impfstoffe, die an Gesundheitszentren und Krankenhäuser geliefert wurden, zurückgerufen.
Nicht der erste Impfstoff-Skandal
Im Oktober vergangenen Jahres war bereits eine Ladung mit unwirksamem Impfstoff gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten (DPT) bei dem selben Hersteller entdeckt worden, so dass diese Produktion seither schon ausgesetzt war. Auch hatte es in China schon 2016 einen Skandal gegeben, weil Impfstoffe verkauft worden waren, deren Haltbarkeit abgelaufen war oder die unangemessen gelagert worden waren. Mehr als 350 Funktionäre wurden damals bestraft.
Der Ministerpräsident sagte, die Zwischenfälle hätten eine „moralische Grenze“ überschritten und müssten dem Volk eindeutig erklärt werden. Seine Regierung werde sofort eine Kommission nach Changchun entsenden, um die ganze Prozesskette der Produktion und des Vertriebs der Impfstoffe zu untersuchen und die Wahrheit so schnell wie möglich herauszufinden. Er kündigte eine „strenge Bestrafung“ an. Seine Regierung werde energisch gegen alle illegalen Taten vorgehen, „die das Leben der Menschen in Gefahr bringen“. Auch werde gegen Vernachlässigung der Aufsichtspflicht vorgegangen.
Skandale mit fehlerhaften Medikamenten oder Nahrungsmitteln haben auch in China eine starke politische Sprengkraft, besonders wenn – wie in diesem Fall – viele Kinder betroffen sind. Es gibt ohnehin wenig Vertrauen in die Aufsichtsbehörden. Auch werden Berichte in den Staatsmedien zensiert. Bei dem Mangel an Transparenz und angesichts des hohen Misstrauens in die Behörden verbreiten sich Gerüchte rasant über soziale Medien.
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