Humira-Patentablauf

Adalimumab-Biosimilars: Wer bietet weniger?

Berlin - 16.11.2018, 09:00 Uhr

Adalimumab-Biosimilars: Jeder Prozentpunkt Preisdifferenz zum Originator Humira zählt. (m / Foto: Olivier Le Moal / stock.adobe.com)

Adalimumab-Biosimilars: Jeder Prozentpunkt Preisdifferenz zum Originator Humira zählt. (m / Foto: Olivier Le Moal / stock.adobe.com)


Der Preiskampf der Adalimumab-Biosimilars geht weiter. Zum jüngsten Softwareupdate am gestrigen Donnerstag haben zwei von drei Anbietern ihre Preise für die Humira-Analoga deutlich nach unten korrigiert. Bedarf es überhaupt einer weiteren Preisregulierung durch die Kostenträger? 

Vor vier Wochen lief der Blockbuster Humira® von AbbVie aus dem Patent. Pünktlich zum 17. Oktober gab es in der EU fünf zugelassene Adalimumab-Biosimilars und zwar von Amgen, Boehringer, Mylan, Samsung Bioepis und Hexal. Drei davon – Amgen, Samsung Bioepis und Hexal – sind seit dem 1. November in der Apothekensoftware Lauer Taxe gelistet.

Wie sich zum neuesten Softwareupdate am gestrigen Donnerstag herausstellt, geht die Preisentwicklung bei den Humira-Analoga klar in eine Richtung – und zwar nach unten. Denn bei Humira handelt es sich um das weltweit umsatzstärkste Präparat, das allein in Deutschland laut Insight Health einen Jahresumsatz von 825 Millionen erzielte. Jeder Prozentpunkt Preisdifferenz zum Originator bietet Biosimilar-Herstellern einen Wettbewerbsvorteil.

Angleichung der Listenpreise

Dabei hat sich die „Rangfolge“ der Listenpreise für sechs Fertigspritzen seit dem 1. November nur leicht gewandelt. Lediglich der Preis für das Samsung-Produkt Imraldi® ist mit 3354,43 Euro gleich geblieben. Während Imraldi® am 1. November noch mit Abstand das günstigste Adalimumab-Biosimilar war, liegt das Samsung-Produkt zum 15. November gleichauf mit der vorherigen Nummer zwei, Hyrimoz® von Hexal, das in dieser Packungsgröße zuvor rund 850 Euro mehr kostete. Die N3 von Imraldi® und Hyrimoz® liegen damit 36 Prozent unter dem Preis des Originators (5.231,36 Euro laut Lauer Taxe, Stand 1.11.2018). Die größte Preissenkung war bei dem Amgen-Produkt Amgevita® zu verzeichnen, das nun mit 3420,27 Euro immer noch, wenn auch mit deutlich geringerem Abstand, das teuerste Präparat ist.

Rabattverträge für Imraldi und Hyrimoz

Zusätzlich haben zwei Hersteller Rabattverträge abgeschlossen. Den ersten Vertrag hatte Samsung zum ersten November mit dem Dienstleister der Betriebskrankenkassen GWQ abgeschlossen. Nach Auskunft des Samsung-Kooperationspartners Biogen sollen weitere Rabattverträge ab dem 1. Dezember in der Software hinterlegt sein.

Hexal ist nach eigenen Angaben zum ersten Dezember Vertragspartner aller Open House-Rabattverträge, wodurch 82 Prozent aller GKV-Versicherten abgedeckt sein sollen. 

Kostendämpfung durch Wettbewerb ausreichend?

Der lebendige Wettbewerb dürfte sich günstig auf die GKV-Ausgaben auswirken. Aus Sicht der Hersteller sind weitere Kostendämpfungsinstrumente wie Festpreise nicht mehr erforderlich. „Die Preissenkungen der Adalimumab Biosimilars zeigen, dass sich der Wettbewerb bei Adalimumab jetzt nochmals intensiviert hat,“ erklärt Pro Generika Geschäftsführer Bork Bretthauer gegenüber DAZ.online. „Generell sehen wir eine Doppelregulierungen über Rabattverträge und Festbeträge als nicht zielführend an“, erklärt Biogen gegenüber DAZ.online.

Ob den Kostenträgern diese Form der Preisregulation genügen wird, ist fraglich. Zwar ist im Gegensatz zu Generika mit kleinen Molekülen aus pharmazeutischer Sicht die Austauschbarkeit bei Biosimilars nur bedingt gegeben. Denn aufgrund des Herstellungsprozesses können sich biopharmazeutische Analogpräparate in ihrer Verträglichkeit unterscheiden. Doch im Fall Infliximab war dies für die Selbstverwaltung kein Hinderungsgrund für eine Festbetragsgruppenbildung. Demnach ist es nicht auszuschließen, dass es demnächst auch einen Festpreis für Adalimumab-Präparate geben wird.

Ein weiterer Wunsch der Kassen ist es, die Substitution in der Apotheke zu ermöglichen. Einem Bericht des Handelsblatts zufolge soll Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) den Vorschlag der Kassen aufgreifen wollen. Wie DAZ.online berichtete, warnt CDU-Arzneimittelexperte Michael Hennrich allerdings vor Verunsicherungen durch eine vorschnelle Einführung der Austauschbarkeit in der Apotheke.

Boehringer zieht sich zurück

Bis neue Regulierungen in Kraft treten, dürfte es im Adalimumab-Wettbewerb weiter spannend bleiben. Was ist eigentlich aus den zwei verbleibenden Mitbewerbern, Boehringers Cyltezo® und Mylans Hulio® geworden? Beide Präparate sind zwar in der EU zugelassen, jedoch immer noch nicht in der Taxe zu finden.

Cyltezo® soll laut Hersteller in Europa nun doch nicht auf den Markt kommen: „Boehringer Ingelheim hatte ursprünglich geplant Cyltezo® auch Patienten in Europa zur Verfügung zu stellen, aber wegen der laufenden patentrechtlichen Auseinandersetzungen mit der Firma AbbVie in den USA, werden wir Cyltezo® nicht in der EU auf den Markt bringen.“

Mylan ist zuversichtlich, beim Wettbewerb in Europa bald mitmischen zu können: „Wir gehen von einem baldigen Markteintritt mit Hulio® mit einem Preis auf dem Niveau der anderen Biosimilars aus.“



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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