ABDA zu den BMWi-Vermerken

„Wir verfolgen einen Dreiklang an Zielsetzungen“

Berlin - 27.08.2019, 11:30 Uhr

Was wusste die ABDA? Gab es einen Deal mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), das Rx-Versandverbot fallen zu lassen, wenn es mehr Geld für die Apotheker gibt? (s / Foto: Expopharm 2018, Schelbert)

Was wusste die ABDA? Gab es einen Deal mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), das Rx-Versandverbot fallen zu lassen, wenn es mehr Geld für die Apotheker gibt? (s / Foto: Expopharm 2018, Schelbert)


Die Veröffentlichungen aus Vermerken des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) zum Apothekenhonorar werfen kein gutes Licht auf die Protagonisten: Offenbar gibt es zwischen Peter Altmaier und Jens Spahn (beide CDU) ein Kompetenzgerangel um die Apothekenvergütung – heftige Vorwürfe stehen im Raum. Doch auch die ABDA muss sich Fragen gefallen lassen: Hat sich die Standesvertretung das Rx-Versandverbot wirklich durch ein besseres Honorar „abkaufen“ lassen? In einem Statement dazu weicht die ABDA den wichtigsten Fragen aus.

Der Journalist Markus Grill hat für den NDR, den WDR und die Süddeutsche Zeitung in den vergangenen Tagen brisante Dokumente aus dem BMWi veröffentlicht. Es geht um den persönlichen Einsatz Peter Altmaiers für den Erhalt der Importquote, ein Kompetenzgerangel um das Apothekenhonorar – und den Vorwurf, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn den Apothekern das Rx-Versandverbot durch höhere Honorare abkaufen will.

Neu ist dieser Vorwurf nicht – selbst in Apothekerkreisen hieß es immer wieder, dass Spahn den Apothekern den Erhalt des Rx-Versandes versüßen wollte, indem er ihnen neue, vergütete pharmazeutische Dienstleistungen, eine höhere Notdienstpauschale und eine bessere BtM-Vergütung anbietet. Hamburgs Kammerpräsident Siemsen erklärte beispielsweise im Juni dieses Jahres, dass Spahn die Apotheker über den Tisch gezogen habe. Insbesondere kritisierte er aber die ABDA, weil diese auf „Kuschelkurs“ mit Spahn sei. Brandenburgs Kammerpräsident Jens Dobbert sprach von einem „Deal“ zwischen Spahn und der ABDA. Seine Kammer forderte daher den Rücktritt der ABDA-Spitze.

Dass auch das BMWi – also ein Bundesministerium für Wirtschaft – diesen Eindruck hatte, erkennt man aus den jüngsten Veröffentlichungen: „Es ist mit weiteren finanziellen Zuwendungen für die Apotheken zu rechnen, um die Zustimmung zum Erhalt des Versandhandels zu erreichen“, heißt es in den Vermerken. Ohnehin beschwert sich das Ministerium von Peter Altmaier, dass das BMG regelmäßig Alleingänge in Sachen Apothekenhonorar betreibe – von den Plänen des BMG zum Apothekenhonorar erfahre man aus der Fachpresse.

Fragen an die ABDA

Automatisch entstehen so natürlich auch Fragen rund um das Verhalten der ABDA: Haben die Honorar-Anpassungen und die geplante Einführung pharmazeutischer Dienstleistungen wirklich dafür gesorgt, dass man das Rx-Versandverbot in die hinteren Forderungsreihen stellt? Hatte die ABDA überhaupt jemals die Chance, zwischen dem Verbot und den Honorar-Erhöhungen zu entscheiden? Oder wurde sie von Spahn vor vollendete Tatsachen gestellt?

Vage Antworten aus dem Apothekerhaus

ABDA-Sprecher Reiner Kern wollte auf diese Fragen von DAZ.online nicht eingehen. Vielmehr erklärte er die politische Grundausrichtung der Standesvertretung:


Die ABDA verfolgt für die Apothekerschaft seit Jahren einen Dreiklang an Zielsetzungen: Ordnungspolitische Stabilität, wirtschaftliche Fortschritte und eine bessere fachlich-pharmazeutische Perspektive für Apotheker beziehungsweise Apotheken im Gesundheitswesen. Dieser Dreiklang wurde und wird auch im Rahmen des Gesetzgebungsprozesses zum VOASG verfolgt. Was die ordnungspolitische Dimension angeht, hat die Apothekerschaft nach dem EuGH-Urteil intensivst fast zwei Jahre für ein Rx-Versandverbot als beste Lösung zur Wiederherstellung der Gleichpreisigkeit gekämpft. Aber weder konnten sich die Mitglieder der Bundesregierung auf ein solches Verbot verständigen, noch waren die Parlamentarier, die für ein Rx-Versandverbot waren, in der Lage, eine parlamentarische Mehrheit dafür herzustellen. Deswegen, und nur deswegen, mussten andere Wege zur Herstellung einer weitgehenden Gleichpreisigkeit gesucht werden, die nun über eine sozialrechtliche Absicherung führen sollen. Was die wirtschaftliche Dimension angeht, haben die Apothekerorganisationen immer darauf hingewiesen, dass Verbesserungen auch und gerade bei defizitären Leistungen wie dem Nacht-und Notdienst oder der Abgabe und Dokumentation von BtM nötig sind. Mit der geplanten Aufstockung beim Nacht- und Notdienstfonds und der verbesserten Honorierung der BtM-Dokumentation gibt es hier einen Fortschritt. Was die fachlich-pharmazeutische Dimension angeht, war die Einführung pharmazeutischer Dienstleistungen seit langem elementarer Bestandteil des Forderungskataloges der Apothekerschaft und zentraler Gedanke im Perspektivpapier „Apotheke 2030“. Dieser Forderung soll jetzt im Rahmen des VOASG nachgekommen werden. Das bedeutet für das fachliche Profil des Berufsstandes einen erheblichen Schritt nach vorn.“

ABDA-Sprecher Dr. Reiner Kern


Auch das Bundesgesundheitsministerium (BMG) wollte auf Nachfrage von DAZ.online nicht auf die BMWi-Vermerke reagieren – weder zum Apothekenhonorar noch zur Diskussion um die Importförderklausel wollte das BMG Stellung beziehen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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11 Kommentare

Dreiklang

von Alexander Zeitler am 29.08.2019 um 3:24 Uhr

2 looser ARM in Arm. Wer hält wen?
Wie lange ist " unser" Präsident noch auf solchen Bildern?

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@ Christian Redmann

von Wolfgang Müller am 28.08.2019 um 13:26 Uhr

Da muss ich dann doch nochmal präzisieren, um in wesentlichen Teilen nicht vollkommen missverstanden zu bleiben:

- Falls "Sie" es nicht aushalten (wie so viele Andere, die uns regelmäßig mitteilen, "Endlich bin ich draußen!"), wird sich der Berufsstand keinesfalls PERSÖNLICH von IHNEN befreien, keine Angst, da kommt demnächst niemand zu Ihnen in die Apotheke .... Das macht der Berufsstand indirekt und schleichend, u. a. mit den in den Stuttgarter Gesprächen 2017 angesprochenen sinngemäß "30 Prozent schwächeren Inhabern". Indem er selber die Messlatte immer höher setzt und die Bedingungen weiter und weiter selber erschwert, so dass viele arme Hunde das eben "nicht mehr aushalten" und aufgeben. War was für Insider ....

- "9000 Piepels", die verschwinden, wären bei den inzwischen verbliebenen Inhabern deutlich MEHR als die Hälfte. Das ist auch meine Meinung, dass das jedenfalls mit dieser speziellen ABDA darauf hinausläuft, dass deutlich weniger als die Hälfte von uns übrig bleiben, falls nicht sowieso der Fremdbesitz die einzige verbleibende Organisationsmöglichkeit wird.

- "Herzlosigkeit" gehört sicher nicht zu Ihren Eigenschaften, ist aber in "Entscheiderkreisen" - insbesondere auch bei "Uns", glauben Sie mir - fast schon Überlebensvoraussetzung. Das kann regelmäßig nur vermieden werden, wenn eben die absoluten Top-Leute selber nicht "herzlos" sind. Ansonsten steigt die Psychopathen-Quote wissenschaftlich erwiesen von Hierarchie-Ebene zu Hierarchie-Ebene weit überproportional - genau wie die Adels-Quote. Manchmal ist es auch egal, ob da Psychopathen sitzen, Hauptsache, die Ergebnisse stimmen, und die Kontrolle funktioniert. Kleiner, realistischer Exkurs in ernüchternde Lehren des Top-Managements, und glauben Sie mir, das ist durch persönliche Erfahrungen bestätigt.

- "Kleinlichkeits-Öffentliche" sind nach meiner Definition keinesfalls typischerweise "Kleine" Apotheken, sondern eine Anzahl Öffentlicher JEDER Größe, die eine leider in Apotheken weit verbreitete, menschlich sehr kleinliche Organisations- und Führungskultur pflegen. Das hat wirklich absolut nichts mit "Kleinen" Öffentlichen zu tun, die genau die Aufgaben erfüllen, die Sie schildern. Und diese "Kleinlichkeits-Öffentlichen" erzeugen erfahrungsgemäß jede Menge Angestellte, die die Inhaber logischerweise in ihren Anliegen eher nicht unterstützen werden, sondern - sorry, aber so ist das Leben - gerne auch in ihrer Gesamtheit scheitern sehen wollen.

- Ich weiß, es ist schwer, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass zumindest recht viele Apotheker aus den Unis, den Krankenhäusern, der Industrie etc. das notwendige Eintreten der ABDA für die "Normale Öffentliche" eher verwässern, statt "bereichern". Weil sie sich einfach naturgemäß nicht so dafür interessieren, manchmal sogar in Bestätigung ihres eigenen, gewählten Weges auf das „Schachtelschubsen“ ganz gern mal herabsehen. Und in konzeptionellen Gremien stattdessen auf die "wissenschaftlichen", eher klinischen und vermeintlich Image-trächtigeren Themen instinktiv, mit ihrer Herkunft und Kompetenz, eher anspringen als auf die unbedingte Wahrung der aktuell nun mal als einzige gefährdeten, primär wirtschaftlichen Inhaber-Interessen. Das ist aber so, und es ist vollkommen menschlich, und gerade im Falle der Uni- und Krankenhaus-Apotheker besonders verständlich.

- Glauben Sie mir, "AMTS" ist mir genau so wichtig wie Ihnen. Bloss: Die Herangehensweise ist schon seit 2013 nicht Erfolg-versprechend. Insbesondere auch wegen der inzwischen gewohnheitsmäßig abschätzigen Haltung gegenüber den mir genau so am Herzen liegenden Hausärzten. Und wegen unzähliger unsinniger Ideen zu "AMTS", wie zuletzt die, den Einstieg unbedingt, notfalls auch komplett jämmerlich, hier in den Rx-Boni-Verhandlungen mit dem BMG zu finden.

- Sehen Sie sich Kollegin Gnekow im DAZ-Taxi an. Ihre ist zugegeben eine Riesen-Apotheke, wohl die untypischste überhaupt, und ihr besonderes Self-Starter-Tum leicht nachvollziehbar. Aber klar: Genau das ist der Geist, den ALLE bräuchten. Klares, Ergebnis-orientiertes Herangehen, sei es an E-Rezepte, sei es an AMTS. Ohne wenigstens einigermaßen vergleichbare Power und Herangehensweise der Gemeinschaft der Normalen Apotheken - isch halt over. Und DAS leistet momentan keine unserer Vereinigungen. Die Großen machen halt professionell heilberuflich UND kaufmännisch ihr eigenes Ding. Nebenbei wird das Feld halt von unten aufgerollt. Statt dass unsere Verbände FÜR ein Normale-Apotheken-Netzwerk genauso schlgkräftig Ergebnis-orientiert agieren würden, wie es Frau Gnekow für ihre große Apotheke tut. Übrigens wäre für die normalen Apotheken m. E. die Beschäftigung mit dem BMWi/2HM hier der wichtigste Anfang. 6 Wochen konzentrierte Arbeit eines geeigneten Teams, davor hat man sich mit fadenscheinigen Argumenten bisher einfach GEDRÜCKT.

Wollen kann dieses ganze Abwärtsspiralen-Elend eigentlich kein Inhaber, aber jeder müsste es wohl erstmal verstehen.

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Antwort an Wolfgang Müller

von Christian Redmann am 28.08.2019 um 11:11 Uhr

„Und inhaltlich … kann man dem, was Sie sagen, eigentlich nur mit klassischer Propaganda und eisiger professioneller Kälte beikommen, finde ich. Und genau das wird auch passieren ….. das müssen Sie eben „aushalten“, auch eines unserer neuen Zauberworte, aus der abschätzigen Management-Sprache übernommen. „Das muss man halt aushalten“, sonst haben Sie nix anderes verdient, als dass „der Berufsstand sich von Ihnen befreit“. Aber genug kryptisch philosophiert, wer´s verstanden hat, für den war´s vielleicht was Feines:“
… spätestens da stellt sich die Gretchen-Frage: Kann es so bleiben oder muss sich etwas ändern? Anscheinend ist das Leidenslimit für viele unserer Kollegen ja noch nicht erreicht und viele gefallen sich in der Rolle des Nur-Jammerers (dem aber wenigsten geholfen werden kann – so das Sprichwort). Dass in diesem Fall dem Nur-Jammerer demnächst eher „ab-“geholfen im Sinne werden wird… das mag seltsamerweise immer noch nicht jedem so präsent sein, wie Ihnen und mir. Wie sie aber auf die Verknüpfung „aushalten müssen – sonst befreit sich der Berufsstand von jemandem“ kommen, verstehe ich ehrlich gesagt nicht.

„Sie übersehen da eben etwas. "Pleite gehen" nur immer mehr normale Inhaber, bzw. sie hören einfach resigniert auf. Das sind vielleicht nur 5000 bis 9000 Piepels, wie das Unternehmensberater bei vergleichbaren Massen-"Freisetzungen" gern marginalisierend sagen.“
Ja, sicher von der Warte einer elitären, von normalen Belanglosigkeiten und marginalen Misslichkeiten losgelösten ABDA-Warte ausgesehen, die ggf. Pharmazie nach ganz besonderen Kriterien definiert und Pharmazie auch nach diesen Kriterien gelebt und praktiziert wissen will…
… wobei jetzt 5000-9000 dieser „Piepels“ mittlerweile bis max. 50% aller ausmachen werden. Nun ja. Den Radikalabbau bzw. die systematische Erschwerung des Berufs bis zum Verlust der Praktikabilität als marginal zu empfinden – irgendwie könnt ich gar nicht SO herzlos sein.

„Sieht man die ABDA leidenschaftslos als das, was sie ist, nämlich: die Interessenvertretung ALLER Apotheker/innen, so ist das vorliegende Gesetz durchaus ein großer Erfolg. ENDLICH wenigstens der kleinstmögliche "Einstieg in die Perspektive 2030".“
… die ABDA untergräbt doch bereits ihr eigenes Positionspapier indem sie erstens neuralgische Stützpfeiler der Arzneimittelversorgung preisgibt und andererseits die restlichen Aspekte nicht auskömmlich, gewinnbringend zu vergüten schafft.

„Denn vielleicht ist ja einer recht großen Apotheker/innen-Mehrheit in Lehre, Krankenhaus, Verwaltung, Fach-Autorenschaft, Industrie, und in vielen eher demotivierend geführten Kleinlichkeits-Öffentlichen das, was hier erreicht wurde, wichtiger als "Erhalt möglichst vieler Vor-Ort-Apotheken": Eben die Hoffnung auf ganz allgemeine Aufwertung der "Berufsidentität", des Images, durch Neue Dienstleistungen.“
Warum denken Sie, dass die Kleinlichkeits-Öffentlichen (aka „Buden“?) demotivierend geführt werden? Es ist am Ende doch bedauerlich, dass es eben diese Kleinlichkeits-Öffentlichen sind, die die Versorgung managen, sich Problemen annehmen und durch ihre Existenz die Versorgung in der Fläche sichern… weder die Lehre, noch das Krankenhaus, weder die Fachautorenschaft noch die Industrie… zumal im Krankenhaus, in der Fachpublizistik und der Industrie die Pharmazie ja bereits sehr „rein“ geführt wird (soweit ich Beispiele kenne) und diese Bereiche recht wenig davon haben, wenn „die Pharmazie“ derjenigen Berufsidentität die sie ja nicht betrifft – also die des „Offizinapothekers“ – „aufgewertet“ werden würde. Man hofft, man tritt jetzt niemandem auf den Schlipps – ich kann mir nur ihr Argument nicht als valide vorstellen. Einen Industrieapotheker dürfte es nicht interessieren, wenn der Kollege in der Öffentlichen impfen darf…
„Endlich wenigstens ein kleiner, vielleicht sogar mit GKV-Verträgen regulatorisch abzusichernder Augenhöhe-Schritt in Richtung Arzt/Ärztin ("Dienstleistungshoheit"). Der Image- und Berufstätigkeits-Traum vieler Kolleg/innen ist halt in den letzten Jahren genau so neu gemacht worden - an den Unis und berufspolitisch: "Kein Medikationsplan ohne Medikationsanalyse!"
… sie kenne meine Meinung dazu, die haben wir schon ausgetauscht. Im Prinzip – und anders als kolportiert – mit Augenmaß wie ich finde durchaus begrüßenswerte Aspekte im Sinne der AMTS, allerdings mindestens 15 Jahre zu spät. Der Ruf des Apothekers ist seit jeher kaufmännisch verortet – und wird nicht jetzt durch unreflektierte Aktionismen schlagartig so verbessert wie wir es bräuchten, um unseren durchaus und unzweifelhaft vorhandenen Mehrwert für das System darzustellen und zu verteidigen.
„Da ist "Flächendeckung " und "Erhalt bewährter Einzelhandels-Strukturen" zur bestmöglichen, bedarfsgerechten herkömmlich beratenden "Versorgung der Patienten" für viele eher eine egozentrische Forderung von viel zu sehr Öffentliche-zentrierten, Kommerz-orientierten Unternehmer-Typen.“
Ja, so wird das wohl gesehen werden… bitter genug.

„Wer diesen Riss in der Kollegenschaft nicht wahr haben will, kann das aus eingeengter, verzweifelter Inhaber/innen-Sicht wie schierer, ruchloser Interessenverrat aussehende Problem "FS/JS-Geheimverhandlungen" nicht verstehen. Und auch nicht, dass der kommende DAT wieder ein rauschendes Affirmations-Fest werden wird. Wenn es die Inhaber nicht schaffen, entweder "Die ABDA" schnell wieder mit einer anderen Spitze zumindest AUCH zu ihrer Vertretung zu machen, oder eine neue, eigene Vertretung voranzubringen, dann isch halt over. Aber eben nur: für die meisten Inhaber.“

‘s halt auch die Frage: Will ich so vertreten werden? Ist das die Richtung, die wir gehen wollen? Dass sich der Beruf wandeln muss – ohne Zweifel! Dass wir willens sind Veränderungen zu initiieren und mitzutragen – haben wir in der Vergangenheit bewiesen. Vielleicht nicht immer gut oder mit Augenmaß, aber wir haben uns nicht verweigert. Wollen wir aber in die Richtung gehen, die sie zweifelsohne plausibel darlegen? Dass sich etwas ändern muss und es nicht so bleiben kann, wie es ist, ist klar. Aber so, wie es aktuell zu werden droht, kann es ebenfalls nicht bleiben.

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Glaubwürdigkeit

von Reinhard Rodiger am 28.08.2019 um 2:21 Uhr

Wer seine Ergebnisse nicht vertreten will, schickt jemand vor.
Allein das ist Signal, dass die Führung ihre Siegesmeldung nicht selbst verkündet.Schliesslich war der Preis des "Sieges"
der Verzicht auf angemessene Erhöhung des Fixhonorars zugunsten zukünftiger,nicht definierter Leistungen.Konkret bedeutet das Vorteilsnahme für einige wenige. Bemerkenswert ist, dass Flächendeckung etwa auch für diese Leistungen gar nicht berücksichtigt wird.Offen ist, wie wenige Auserlesene in den Genuss kommen dürfen. So ist die Nähe zu wenigen Patienten erreicht. Üblicherweise nennt man das 2-Klassenstrategie. Aber, das ist ja stimmig zu dem Ziel, die Hälfte der Apotheken weg zu selektieren.Das entspricht der alten Mckinsey -Weisheit, dass weniger Personal am besten die Effizienz erhöht und die Überlebenden strahlen lässt.Die Folgen trägt schliesslich die Gesellschaft und nicht die Verursacher.Von der Verantwortung haben sich anscheinend alle verabschiedet.Es geht ja nur mittelbar um Apotheken. Es geht um Aufrechterhaltung von Umsicht ,Risikominimierung und menschengemässer Versorgung- den dringlichsten Schutzmassnahmen . Selbst die Position des BGH , erst die Zerstörung durch den Versand abzuwarten bevor Massnahmen ergriffen werden, bleibt gebilligt.Sollte der Staat nicht solche Demontage verhindern? Aber Hinweise darauf würden ja stören.

Es scheint noch zu wenige zu geben, die das Prozessergebnis dieses Kuhhandels , nämlich Abschmelzen der Kernaufgabe ,so klar sehen, wie es die Situation gebietet. Dabei liegt die Konsequenz für den Verrat auf der Hand.Wir brauchen eine glaubwürdige Führung, die sich nicht versteckt und die Interessen derer fördert, die noch die Fläche sichern und nicht durch Automaten zu ersetzen sind.


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Kern hat recht: Es IST ein Erfolg

von Wolfgang Müller am 27.08.2019 um 20:45 Uhr

Was für eine sehr schöne, leidenschaftliche Stellungnahme, Kollege Redmann.

Und inhaltlich … kann man dem, was Sie sagen, eigentlich nur mit klassischer Propaganda und eisiger professioneller Kälte beikommen, finde ich. Und genau das wird auch passieren ….. das müssen Sie eben „aushalten“, auch eines unserer neuen Zauberworte, aus der abschätzigen Management-Sprache übernommen. „Das muss man halt aushalten“, sonst haben Sie nix anderes verdient, als dass „der Berufsstand sich von Ihnen befreit“. Aber genug kryptisch philosophiert, wer´s verstanden hat, für den war´s vielleicht was Feines:

Sie übersehen da eben etwas. "Pleite gehen" nur immer mehr normale Inhaber, bzw. sie hören einfach resigniert auf. Das sind vielleicht nur 5000 bis 9000 Piepels, wie das Unternehmensberater bei vergleichbaren Massen-"Freisetzungen" gern marginalisierend sagen.

Sieht man die ABDA leidenschaftslos als das, was sie ist, nämlich: die Interessenvertretung ALLER Apotheker/innen, so ist das vorliegende Gesetz durchaus ein großer Erfolg. ENDLICH wenigstens der kleinstmögliche "Einstieg in die Perspektive 2030".

Denn vielleicht ist ja einer recht großen Apotheker/innen-Mehrheit in Lehre, Krankenhaus, Verwaltung, Fach-Autorenschaft, Industrie, und in vielen eher demotivierend geführten Kleinlichkeits-Öffentlichen das, was hier erreicht wurde, wichtiger als "Erhalt möglichst vieler Vor-Ort-Apotheken": Eben die Hoffnung auf ganz allgemeine Aufwertung der "Berufsidentität", des Images, durch Neue Dienstleistungen.

Endlich wenigstens ein kleiner, vielleicht sogar mit GKV-Verträgen regulatorisch abzusichernder Augenhöhe-Schritt in Richtung Arzt/Ärztin ("Dienstleistungshoheit"). Der Image- und Berufstätigkeits-Traum vieler Kolleg/innen ist halt in den letzten Jahren genau so neu gemacht worden - an den Unis und berufspolitisch: "Kein Medikationsplan ohne Medikationsanalyse!"

Da ist "Flächendeckung " und "Erhalt bewährter Einzelhandels-Strukturen" zur bestmöglichen, bedarfsgerechten herkömmlich beratenden "Versorgung der Patienten" für viele eher eine egozentrische Forderung von viel zu sehr Öffentliche-zentrierten, Kommerz-orientierten Unternehmer-Typen.

Das können Sie in gemischten Gremien doch auch spüren, wobei interessanterweise in diesen Gremien auch viele Inhaber/innen ihre eigenen kommerziellen Interessen oft wohl gar nicht sehen wollen, bis es zu spät ist.

Wer diesen Riss in der Kollegenschaft nicht wahr haben will, kann das aus eingeengter, verzweifelter Inhaber/innen-Sicht wie schierer, ruchloser Interessenverrat aussehende Problem "FS/JS-Geheimverhandlungen" nicht verstehen. Und auch nicht, dass der kommende DAT wieder ein rauschendes Affirmations-Fest werden wird.

Wenn es die Inhaber nicht schaffen, entweder "Die ABDA" schnell wieder mit einer anderen Spitze zumindest AUCH zu ihrer Vertretung zu machen, oder eine neue, eigene Vertretung voranzubringen, dann isch halt over. Aber eben nur: für die meisten Inhaber.

Und die große Mehrheit sowohl außerhalb als auch leider leider innerhalb der Apothekerschaft wird das gar nicht so schlimm finden. Unsere älteren Kunden vielleicht, je älter, desto schlimmer; und zumindest einige Angestellte, die es in den traditionellen Betrieben letztlich doch besser gehabt haben werden.

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Was für ein Quatsch

von Karl Friedrich Müller am 27.08.2019 um 18:00 Uhr

Und schlichte Lüge. Verschleierung der Tatsachen, Propaganda
Das wirtschaftliche Fortkommen wurde schlicht behindert und unterbunden.
Durch überflüssige Bürokratie, der Weigerung nach einer Forderung nach höherem Honorar (große Apotheken oder gar der Versand könnte auch profitieren, wie blöd), durch Verzicht auf Honorar für neue Aufgaben wie Securpharm, durch das unbegreifliche Bestehen auf Vergütung von Dienstleistungen, die garantiert nur Verluste bringen werden, weil die paar Euro, die dafür angedacht sind, viel zu wenig sind. Wenn die es schon nicht schaffen, die Dinge, die wir nun schon bewältigen, gerecht vergüten zu lassen, warum sollte Geld für andere fließen? Hier wird die Rechnung nicht nur ohne das zuständige Ministerium gemacht, sondern auch noch ohne die Krankenkassen, die schon Schaum vor dem Mund haben, wenn sie nur Apotheke hören. Da wird in der Manier Kohl - Altmaier bestimmt noch Einfluss genommen.
Unberechenbar, undurchdacht, auf pure Hoffnung basierend und überaus unkonkret sind die Pläne Schmidts und Co. Spahn kann es nur recht sein.
Entweder, die ABDA Spitze vertraut und verpflichtet endlich durchsetzungsfähige Fachkräfte und Verhandler oder sie tritt ab. Ab Besten auf jeden Fall.
Amtsmissbrauch in dem Zusammenhang gilt auch für die ABDA Spitze

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Dreiklang

von conny am 27.08.2019 um 14:37 Uhr

Was Bolsonaro für den Regenwald Brasiliens ist, ist F. Schmidt für die Apotheker. Beide haben den Untergang sinnlos eingeläutet.

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An den ABDA-Sprecher Dr. Reiner Kern bezugnehmend auf die Antwort an die DAZ:

von Christian Redmann am 27.08.2019 um 13:50 Uhr


"Die ABDA verfolgt für die Apothekerschaft seit Jahren einen Dreiklang an Zielsetzungen: Ordnungspolitische Stabilität, wirtschaftliche Fortschritte und eine bessere fachlich-pharmazeutische Perspektive für Apotheker beziehungsweise Apotheken im Gesundheitswesen. Dieser Dreiklang wurde und wird auch im Rahmen des Gesetzgebungsprozesses zum VOASG verfolgt."

Ich frage mich, was in diesem Zusammenhang "ordnungspolitische Stabilität" bedeutet... wirtschaftliche Fortschritte & vor allem bessere fachlich-pharmazeutische Perspektiven für Apotheken sehe ich nicht. Ich sehe viel mehr, dass alle 38 Stunde eine Apotheke zu macht. Wenn der Dreiklang so schräg klingt, ist es besser die Musik zu wechseln - respektive: wenn man nicht mal die Triangel bespielen kann, sollte man Leute engagieren, die musikalisch(er) sind - und eben Ahnung haben.

"Was die ordnungspolitische Dimension angeht, hat die Apothekerschaft nach dem EuGH-Urteil intensivst fast zwei Jahre für ein Rx-Versandverbot als beste Lösung zur Wiederherstellung der Gleichpreisigkeit gekämpft."

"intensivst" - ja, wir schießen aus allen Rohren. Alles klar. (y) Ich glaub's ja. Aber die anderen haben halt mit anderen Mitteln gekämpft - wo bei uns das Florett der Argumente und das Schild der Wissenschaft eingesetzt wird, knüppeln halt andere mit der rohen Gewalt der Mächtigen oder mit der Raffinesse giftig-verführerischer Einflüsterungen.

"Aber weder konnten sich die Mitglieder der Bundesregierung auf ein solches Verbot verständigen, noch waren die Parlamentarier, die für ein Rx-Versandverbot waren, in der Lage, eine parlamentarische Mehrheit dafür herzustellen."

Wo es andernorts EINEN braucht, der mal nen Minister anruft, um Interessen zu artikulieren, schafft's andernorts ne ganze Truppe inkl. Arbeitsgruppen nicht wirksame Marketing und/oder überhaupt eine effektive Kampagne auf die Beine zu stellen.

"Deswegen, und nur deswegen, mussten andere Wege zur Herstellung einer weitgehenden Gleichpreisigkeit gesucht werden, die nun über eine sozialrechtliche Absicherung führen sollen.

Wir sehen uns dann mal vor dem EuGH... das gesamte Konstrukt ist "made to fail" - denkt dran.

"Was die wirtschaftliche Dimension angeht, haben die Apothekerorganisationen immer darauf hingewiesen, dass Verbesserungen auch und gerade bei defizitären Leistungen wie dem Nacht-und Notdienst oder der Abgabe und Dokumentation von BtM nötig sind. Mit der geplanten Aufstockung beim Nacht- und Notdienstfonds und der verbesserten Honorierung der BtM-Dokumentation gibt es hier einen Fortschritt."

Gibt's jetzt den Wunsch nach Applaus, wenn man es schafft, eine Dienstleistung angemessen(er) bezahlt zu bekommen? Niemals nicht kostendeckend oder gewinnbringend, sondern lediglich angemessener...?! Der Teilerfolg sei euch ja gegönnt... immerhin.

"Was die fachlich-pharmazeutische Dimension angeht, war die Einführung pharmazeutischer Dienstleistungen seit langem elementarer Bestandteil des Forderungskataloges der Apothekerschaft und zentraler Gedanke im Perspektivpapier „Apotheke 2030“."

Not my paper... sorry. Apotheken schließen, Personal gibt's nicht. Jeder will mehr Geld und ansonsten kommt ihr mit nicht näher definierten Leistungen daher, bei denen ihr nicht im Stande sein werdet, diese Gewinn-generierend gestalten zu können.

"Dieser Forderung soll jetzt im Rahmen des VOASG nachgekommen werden. Das bedeutet für das fachliche Profil des Berufsstandes einen erheblichen Schritt nach vorn.“

... pleite, überarbeitet, aber dafür fachlich stolz geht der Apotheker einen Schritt weiter auf den Abgrund zu.

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3 Klang...

von Christiane Patzelt am 27.08.2019 um 12:40 Uhr

was die ABDA liefert, erinnert mich eher an 12-Ton-Musik. Ich möchte gern eine Melodie erkennen, einer Linie folgen, werde aber ständig irritiert durch schräge Töne und Wendungen, die ich nicht erwarte.....

Das Bittere: sie schämen sich noch nicht mal!


Den Jungs der ABDA kann ich wieder zuhören, wenn sie die 3-Klang-Dimension erreichen ( danke Rheingold für dieses harmonische Stück ).

Bis dahin halte ich mir einfach die Ohren zu und hoffe, der Alptraum geht bald vorbei...

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AW: 3 Klunker für Zwei

von Bernd Jas am 27.08.2019 um 18:46 Uhr

Fis, C und Dis ist auch ein Dreiklang ..........
Wer hier den Ton angibt kann sich vielleicht noch als Experte für 12-Ton-Musik vor einer Horde Primaten ausgeben.

?

von Anita Peter am 27.08.2019 um 12:36 Uhr

Mich würde interessieren ob unsere Herren bei der ABDA einfach nackte Panik haben so einen Stuss zu verbreiten, oder ob sie sich wirklich als eine erfolgreiche Standesorganisation sehen.

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