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Pfleger als Apotheker im PR-Video
Bundesregierung: „Die mitzudenkenden Anführungszeichen sind evident“
Die Bundesregierung wirbt auf ihrer Internetseite und in Kinospots seit 2018 für die erneuerte Pflegeausbildung. In einem PR-Video dazu ist ein fragwürdiger Vergleich mit dem Apothekerberuf enthalten. „Mal bin ich Fitnesstrainer, (…) manchmal bin ich Apotheker“, sagt dort ein als Pfleger dargestellter Mann. Ein Apotheker meldete das Video. Das Bundespresseamt sieht keinen Änderungsbedarf, schließlich seien die „mitzudenkenden Anführungszeichen evident“. Kein Wunder – schließlich hat die Bundesregierung insgesamt 210.000 Euro für das PR-Video ausgegeben. Immerhin: Von der Homepage der Regierung ist das Video inzwischen verschwunden.
Seit Jahresbeginn wird die neue Pflegeausbildung umgesetzt, die der Bundestag schon 2017 beschlossen hatte. Die bisherigen Ausbildungen im Pflegebereich (u. a. Kranken- und Altenpflege) wurden zu einer neuen generalistischen Ausbildung zusammengefasst. Alle Auszubildenden erhalten zunächst zwei Jahre lang eine gemeinsame Ausbildung. Im dritten Jahr können die Auszubildenden diese generalistische Ausbildung fortsetzen und erwerben dann den Berufsabschluss „Pflegefachfrau“ bzw. „Pflegefachmann“. Möglich ist im dritten Jahr aber auch eine Spezialisierung, beispielsweise auf die Kinder- oder Krankenpflege.
Auf ihrer Internetseite hat die Bundesregierung dazu schon vor einiger Zeit ein PR-Video veröffentlicht, das auch im Kino als Werbespot gezeigt wird. Das Video verärgert derzeit viele Apotheker. Denn: In dem etwa 30-sekündigen Spot ist ein Mann zu sehen, der sagt: „Mal bin ich Fitnesstrainer. Mal bin ich Manager. Manchmal bin ich Apotheker. Und manchmal höre ich einfach nur zu. Aber vor allem bin ich eines: Pfleger!“ Ein Apotheker aus Hessen beschwerte sich über diese Aussagen. Er wies darauf hin, dass dem Apothekerberuf eine sehr komplexe akademische Ausbildung vorausgeht und das Führen der Berufsbezeichnung ohne Approbation nicht legal ist. (Hier können Sie das Video nochmals sehen)
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PR-Video der Bundesregierung
„Mal bin ich Fitnesstrainer, (…) manchmal bin ich Apotheker!“
Bundesregierung gibt insgesamt 210.000 Euro aus
DAZ.online hat das Bundespresseamt (BPA), das innerhalb der Bundesregierung für das Video verantwortlich ist, mit diesen Vorwürfen konfrontiert. Zunächst zu den Rahmenbedingungen: Laut BPA wurde der Spot schon 2018 in Auftrag gegeben, und zwar bei der renommierten PR-Agentur „Zum goldenen Hirschen“. Die Kosten sind beträchtlich. Für die Konzeption, Produktion sowie für den Rechteerwerb für drei Jahre hat die Bundesregierung rund 210.000 Euro (brutto) ausgegeben. Das grundsätzliche inhaltliche Ziel des Videos sei, vor allem jungen Menschen zu zeigen, „wie vielfältig und verantwortungsvoll der Pflegeberuf“ sei. Und weiter: „Um dies zu verdeutlichen, wurden unterschiedliche Tätigkeiten aus dem Pflegealltag ausgewählt und überzeichnet, indem sie als eigene Berufsbilder benannt werden.“
Video von BPA-Startseite gelöscht
Aber warum wurden gerade diese drei Berufe (Fitnesstrainer, Manager und Apotheker) ausgewählt, um den Pflegeberuf zu beschreiben? Klar ist: Die Anordnungsverantwortung und die fachliche Therapiebetreuung trägt auch in stationären und ambulanten Einrichtungen ausschließlich der Arzt, die Pflege kann vom Arzt lediglich mit der Medikamentengabe beauftragt werden. Der BPA-Sprecher dazu: „Das Video stellt das breite Tätigkeitsspektrum von Pflegefachkräften in den Mittelpunkt. Es geht auch darum, Aspekte des Berufes zu zeigen, die nicht auf den ersten Blick mit Pflege verbunden sind. Die Aussage ‚Manchmal bin ich Apotheker‘ versinnbildlicht einen von vielen Aspekten des Pflegeberufs, und zwar die Verabreichung von Medikamenten an Pflegebedürftige.“
Für die Kritik aus der Apothekerschaft hat das BPA daher nur wenig Verständnis. Gegenüber DAZ.online stellte ein Sprecher klar, dass man nicht plane, das Video zu ändern. Schließlich sei an der gewählten Darstellungsweise erkennbar, dass es sich nicht um die Berufsbezeichnung im juristischen Sinne handle. Wörtlich erklärte der BPA-Sprecher:
„Offenkundig handelt es sich dabei nicht um eine Berufsbezeichnung im juristischen Sinne. Aufgrund der Konzeption des Spots und der gewählten Darstellungsweise ist dies auch klar erkennbar, die mitzudenkenden Anführungszeichen bei allen genannten Berufen sind evident. Der Protagonist des Videos kann eindeutig als Pflegefachkraft identifiziert werden.“
BPA: Bundesregierung will Apotheker stärken
Schon gar nicht will das BPA den Vorwurf der bösen Absicht gelten lassen. Es liege der Bundesregierung fern, „den Beruf des Apothekers oder die Ansprüche an die dazugehörige akademische Ausbildung abzuwerten“. Vielmehr seien die Stärkung von Apotheken und des Apothekerberufs ein erklärtes Ziel der Bundesregierung. Grundsätzlich wolle man mit dem Video auch auf die „Konzertierte Aktion“ Pflege hinweisen, die die Bundesregierung gestartet hatte. Es gehe darum, den Arbeitsalltag und die Arbeitsbedingungen von Pflegekräften zu verbessern, Pflegekräfte zu entlasten und die Ausbildung in der Pflege zu stärken, so der BPA-Sprecher.
ABDA: Wir haben interveniert
Auch die ABDA ist übrigens schon aktiv geworden in dieser Angelegenheit. Ein Sprecher erklärte gegenüber DAZ.online: „Wir haben beim Bundespresseamt interveniert, woraufhin das Video von der Startseite genommen wurde. Aus unserer Sicht sind solche Analogien nicht zulässig.“ In der Tat ist der Spot von der Homepage des BPA verschwunden, der Direktlink ist jedoch weiterhin aktiv.
6 Kommentare
Kirche im Dorf lassen
von Roland Mückschel am 08.01.2020 um 14:12 Uhr
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Mal bin ich...
von Jan Kusterer am 08.01.2020 um 9:36 Uhr
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Wie gut, dass wir sonst keine Probleme haben!
von Michael Mischer am 08.01.2020 um 8:11 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten
AW: Wie gut, dass wir sonst keine Probleme
von Dirk Krüger am 08.01.2020 um 12:45 Uhr
AW: Wie gut, dass wir sonst keine Probleme
von Almut Hammer am 08.01.2020 um 14:33 Uhr
AW: lächerlich ...
von Ralf Schabik am 08.01.2020 um 23:12 Uhr
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