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Festnahmen und Sicherstellungen
Illegaler Arzneimittelhandel: Ermittler zerschlagen Netzwerk
Fast zwei Jahre wurde international ermittelt – nun haben die Behörden durchgegriffen: Zwei Männer, denen organisierter illegaler Arzneimittelhandel vorgeworfen wird, wurden festgenommen. Zudem wurden hohe Vermögenswerte und umfangreiches Datenmaterial gesichert. Das meldet die Zentralstelle Cybercrime Bayern.
Ermittlern ist ein Schlag gegen den international organisierten, illegalen Handel mit Arzneimitteln gelungen. Nach zwei Jahre dauernden Ermittlungen seien in München zwei Verdächtige im Alter von 35 und 38 Jahren festgenommen worden, teilte die bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg angesiedelte Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) am heutigen Montag mit. Die Festnahmen erfolgten bereits am
13. Oktober in München; die Männer sitzen inzwischen in Untersuchungshaft. Aus taktischen Gründen habe man den „herausragenden Ermittlungserfolg“ erst jetzt öffentlich machen können, heißt es in der Pressemitteilung der Behörde. Zudem habe es fünf Durchsuchungen gegeben, bei denen hohe Vermögenswerte und umfangreiches Datenmaterial sichergestellt worden seien.
Die Ermittlungsbehörden gehen davon aus, dass die beiden Männer verschreibungspflichtige und teils in Deutschland nicht zugelassene Medikamente containerweise in Asien beschafft und über ein Drehkreuz in Singapur weltweit versandt haben. Im Freilager von Singapur seien die Präparate je nach individueller Bestellung konfektioniert und bei der Post aufgegeben worden. An ihre Kunden gelangten die Täter nach derzeitigem Ermittlungsstand mittels in Island gehosteter Server, die eine Vielzahl von Domains in unterschiedlichen Sprachen bereitstellten und auf deren Seiten von jedem Ort der Welt aus online die unterschiedlichsten Arzneimittel illegal bestellt werden konnten. Über Jahre hätten die beiden Münchner Täter ihr kriminelles Netzwerk mit einem Geflecht aus Scheinfirmen in Singapur, Hongkong und den British Virgin Islands geschaffen.
Allein Vermögensteile im Wert von 1,5 Millionen Euro seien eingefroren worden. Zollfahnder hätten drei hochwertige Sportwagen, Segways, E-Bikes und mehrere Luxusuhren sichern können. Spezialisten der Zentralen Internet Recherche Einheit (ZIRE) des Zollkriminalamtes spürten bei der Durchsuchung des Münchner Firmensitzes zudem Kryptowährungen im Wert von mehr als 600.000 Euro auf. Diese wurden ebenfalls gesichert und auf „Wallets“ des Zolls transferiert.
Tausende Päckchen mit illegalem Inhalt am Flughafen Frankfurt aufgespürt
In den vergangenen fünf Jahren hatte der Zoll allein am Frankfurter Flughafen
6.000 Briefe und Päckchen sichergestellt, die an in Deutschland ansässige Abnehmer des illegalen Netzwerkes adressiert waren. Hinzu kamen im Zeitraum Juli 2019 bis Juli 2020 weitere 1.700 Postsendungen mit mehr als 100.000 Tabletten, die ebenfalls nur für deutsche Abnehmer bestimmt waren. Gegen alle Empfänger wurden durch den Zoll noch von Frankfurt aus Verfahren wegen Verdachts von Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz eröffnet, da eine Verkehrsfähigkeit nicht vorlag und einfuhrrechtliche Voraussetzungen verletzt waren.
Bei den Kunden gefragt waren vor allem Potenzmittel, Präparate zur Gewichtsreduktion, Antibiotika, Medikamente gegen Krebs und HIV, aber auch vermeintliche Arzneimittel, die versuchsweise in Australien zur Therapie gegen COVID-19 eingesetzt wurden. Die Kunden in den USA bevorzugten bei ihren Bestellungen Schmerzmittel – vor allem solche, die in den Vereinigten Staaten teilweise unter die dortigen Bestimmungen des Betäubungsmittelrechts fallen.
Die Ermittlungen unter dem Decknamen „Hydra“ erfolgen in Zusammenarbeit mit ausländischen Behörden, vor allem in Spanien und den USA. Am 13. Oktober waren allein in Deutschland 100 Zollfahnder, Staatsanwälte und IT-Spezialisten der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg im Einsatz.
Wie die ZCB weiter mitteilt, dauern die Ermittlungen wegen Verdachts des unerlaubten Handeltreibens mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln, vorsätzlichem Inverkehrbringen von bedenklichen Arzneimitteln und des gewerbsmäßigen Schmuggels an.
1 Kommentar
Ulla sei Dank
von ratatosk am 26.10.2020 um 22:29 Uhr
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