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Apothekenatmosphäre für zu Hause
Alltagsgegenstände im Apothekendesign
Schon auf Kinder wirken Apotheken faszinierend: der typische Geruch, die unzähligen Schubladen, das einladende Ambiente. Ob diese Erfahrungen auch zukünftige Generationen machen werden, sei mal dahingestellt. Aktuell prägen jedenfalls Fertigarzneimittel, Kommissionierautomaten und die aufkommenden E-Rezepte das Bild der Offizinen. Dennoch sehnen sich Menschen nach der ursprünglichen Apothekenatmosphäre. Und so verwundert es nicht, dass ein Markt entstanden ist, der Deko-Artikel, Möbel, Spielzeug und Schmuck anbietet. Susanne Krejsa MacManus, Autorin und Archivarin aus Wien, hat sich für uns umgeschaut.
„Manche Leute gehen in den fremden Orten immer erst in den Ratskeller, manche zur Sehenswürdigkeit – ich gehe in die Apotheke“, schrieb Kurt Tucholsky in „Lerne lachen ohne zu weinen“ (1932). Und weiter: „Hübsch, so eine Apotheke. Man fühlt sich so geborgen.“
Das ist wohl der Grund, weshalb stillgelegte Apotheken gerne als Kulisse für Geschäfte, Kaffeehäuser und Restaurants gewählt werden, beispielsweise in Braunschweig, Stuttgart, Berlin/Oranienplatz oder Leipzig.
Ähnlich wie Tucholsky sieht es auch der Wiener Architekt Roland Hutter, der die ehemalige Paulaner-Apotheke zu einem feinen Geschäft für italienische Spezialitäten umgebaut hat: „Das Apothekenflair vermittelt ein Wohlgefühl, die alte Möblierung und die traditionellen gestalterischen Elemente machen die Apotheke zu einem Ort des Vertrauens.“
Apothekendesign für zu Hause
Diese Apothekenatmosphäre kann man sich inzwischen auch nach Hause holen, etwa mit den Albarelli-Tischlampen des britischen Designer-Duos Sophie und Nick Coryndon: Die vom Vater aus Tulpenbaumholz gedrechselten Lampenfüße werden von seiner Tochter nach Albarelli-Vorbildern aus dem 14. und 15. Jahrhundert mit floralen oder geometrischen Mustern handbemalt. Ihre aktuellen Motive zeigen Baldrian, Eisenkraut, Immergrün, Königskerze und Vetiver. Tulpenbaumholz eignet sich dafür besonders gut, da es sich extrem gut lasieren und polieren lässt. In frischem Zustand riecht es minzig-blumig.
Ebenfalls aus Holz, aber vor allem wegen seiner Größe eindrucksvoll ist der zwei Meter lange Ladentisch im Vintagestil der belgischen Firma chehoma. Die Restauratorin Barbara Poenighaus-Matuella vom Weltmuseum Wien versucht eine Erklärung für die Faszination von historischen Apotheken bzw. deren Inventar zu finden: „Ich sehe von ästhetischen bis zu tiefenpsychologischen Aspekten her großen Reiz im Ordnungssystem handwerklich erstklassiger und mehr oder weniger geheimnisvoll beschrifteter Läden.“
Wer nicht so viel Platz hat, greift vielleicht lieber zur „Apothekerwaage“, einem Bausatz aus Birkensperrholz zum Selberbauen, angeboten von der Sol-Expert-Group – die ideale Beschäftigung für kalte Wintertage. Genauso wie das gehäkelte Sofakissen in Form einer überdimensionierten Pillenkapsel („PILL-O“ von Jaylee).
Das Angebot an Apothekenobjekten ist schier überbordend und mitunter von der wahren Apothekenatmosphäre etwas entfernt: Es gibt Schminkspiegel, Feuerzeuge, Käseschneidbretter, Zigarettenetuis, Blumentopfthermometer und Cappuccino-Schablonen – alles mit typischen Apothekensymbolen geschmückt und als „ausgefallene Geschenkideen“ gekennzeichnet.
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