Antragsberatung beim DAT

Apotheker gegen eine duale PTA-Ausbildung

München - 20.09.2022, 13:45 Uhr

Die Delegierten beim Deutschen Apothekertag erteilten der Idee, die PTA-Ausbildung umzustellen, eine klare Absage. (b/Foto: Schelbert/DAZ)

Die Delegierten beim Deutschen Apothekertag erteilten der Idee, die PTA-Ausbildung umzustellen, eine klare Absage. (b/Foto: Schelbert/DAZ)


Beim Deutschen Apothekertag in München wurde über eine dreijährige duale Ausbildung für PTA diskutiert. Die Apothekerschaft lehnte den Antrag mit großer Mehrheit ab. Was sind die Alternativen?

Neben einem Antrag zur Finanzierung der PTA-Ausbildung wurde vergangene Woche beim Deutschen Apothekertag in München auch ein Antrag der Apothekerkammer des Saarlands diskutiert. Konkret forderten die saarländischen Delegierten, die Attraktivität der Berufsausbildung der pharmazeutisch-technischen Assistentinnen und Assistenten durch Umstellung auf eine dreijährige duale Ausbildung mit entsprechender Ausbildungsvergütung deutlich zu erhöhen.

Der Antrag aus dem Saarland

PTA, so der Wortlaut, seien als Arbeitskräfte in der öffentlichen Apotheke unersetzlich. Der eklatante Mangel an PTA in der Apotheke zeige aber, dass nicht nur die Attraktivität des Berufs selber, sondern bereits die Attraktivität der Ausbildung zur PTA deutlich nachgelassen habe. Dies insbesondere auch dadurch, dass die angehenden pharmazeutisch-technischen Assistenten während der Ausbildung keine Vergütung erhalten. Bis dato seien alle Versuche des Berufsstands gescheitert, dieses Ziel zu erreichen. Manfred Saar, Präsident der Apothekerkammer des Saarlands, betonte vor der Hauptversammlung: „Wenn beim Reformgesetz keine Vergütung vorgegeben wird, was zu erwarten ist, werden wir keine neuen PTA finden.“

Anreize in der Ausbildung gefordert

Wenn aber der PTA-Beruf eine Zukunft haben wolle, müsse bereits die Ausbildung deutliche Anreize setzen. Dies sei nur möglich, wenn während der Ausbildung den angehenden PTA eine Ausbildungsvergütung gezahlt werde. Die mangelnde Auslastung der bestehenden PTA-Schulen bzw. die mangelnde Qualität der Bewerber zeigten deutlich, dass insoweit eine substantielle Abkehr von der bisherigen Ausbildung erforderlich ist. 

Dies gerade im Vergleich zur/zum MTA: Seit dem 1. Januar 2019 erhalten MTA (Radiologie, Labor, Funktionsdiagnostik) in der Ausbildung auf Basis der Regelungen des Krankenhausfinanzierungsgesetzes (KHG) eine Ausbildungsvergütung. Jugendliche mit einem Ausbildungswunsch „in Naturwissenschaften“ sehen bei einem Vergleich der Ausbildung von PTA zu etwa MTA deutlich die monetären Aspekte.  

Dreijährige Ausbildung und Blockunterricht

Da die Aufnahme des PTA-Berufs in das KHG unrealistisch sei, könne allein der Übergang zu einer dualen Ausbildung (wie auch beim PKA-Beruf) sicherstellen, dass zukünftig mehr und qualifizierte Schulabgänger wieder den PTA-Beruf erlernen. Die aktuelle zweijährige Schulausbildung mit sich anschließender sechsmonatiger praktischer Ausbildung in der Apotheke könne lehrer- und raumneutral dahingehend novelliert werden, als zukünftig ein zweiwöchiger Schulbesuch mit einer einwöchigen betrieblichen Berufsausbildung alternieren. Hier betonte Kammerpräsident Saar, es sei organisatorisch „gar kein Problem“, die PTA-Schule von zwei auf drei Jahre zu verlängern wenn ein Drittel der Schülerinnen und Schüler immer im Betrieb seien. „Geht nicht, gibt’s nicht!“

„Duale Ausbildung“ in Teilzeit?

Die Gegenrede zu diesem Antrag kam aus Niedersachsen. Burkhard Pölzing, Delegierter der Apothekerkammer Niedersachsen und Leiter der Völker-Schule in Osnabrück, ist selbst seit mehr als 30 Jahren in der Ausbildung engagiert. „Das PTA-Reformgesetz wurde am 20. Dezember vom Bundesrat verabschiedet und wird am 1. Januar 2023 in Kraft treten.“ Wer §11 PTAG (neu) aufmerksam lese, so Pölzing, würde feststellen, dass die PTA-Ausbildung auch in Teilzeit erfolgen kann. 

Daraus ergebe sich ein gedanklicher Ansatz, den er der Hauptversammlung erläuterte. Die Stundenzahl für die PTA-Ausbildung, so Pölzing, sei auf 2.600 Schulstunden begrenzt. Dabei bleibe es auch. Es werde aber in seiner Völker-Schule Osnabrück optional zur zweijährigen auch eine dreijährige Schulzeit geben. Hieraus könne ein Entlastungseffekt der Schülerinnen und Schüler erzeugt werden und es sei denkbar, dass diese an einem Freitag oder wenn sie nachmittags frei haben, in der Apotheke arbeiten. Hierfür bekämen sie selbstverständlich eine Vergütung. 

Somit hätte man laut Pölzing die Problematik der Ausbildungsvergütung beseitigt und die Ausbildung insoweit flexibilisiert, dass auch Personen die PTA-Ausbildung machen können, die beispielsweise kleine Kinder oder zu pflegende Angehörige haben. „Wir denken an die, die normalerweise neben der PTA-Ausbildung einem Nebenjob nachgehen. Die müssen nicht mehr kellnern, sondern können in der Apotheke jobben – das hat für alle Beteiligten nur Vorteile“, sagte der Schulleiter und Delegierte aus Niedersachsen. Er bat die Hauptversammlung eindringlich, den Antrag aus dem Saarland abzulehnen: „Gehen Sie in Ihre Bundesländer und sprechen Sie mit den PTA-Schulen über die Möglichkeiten, die sich durch das neue PTA-Reformgesetz ergeben“, riet Pölzing abschließend.

§ 11 Dauer und Struktur der Ausbildung PTAG (neu)

(1) Die Ausbildung dauert in Vollzeit zweieinhalb Jahre. Sie umfasst 1. eine zweijährige schulische Ausbildung, 2. ein Praktikum in einer Apotheke während der schulischen Ausbildung, 3. eine Grundausbildung in Erster Hilfe außerhalb der schulischen Ausbildung und 4. eine halbjährige praktische Ausbildung in einer Apotheke nach Abschluss der schulischen Ausbildung. 

(2) Die Ausbildung kann auch in Teilzeit absolviert werden. In diesem Fall soll sie höchstens fünf Jahre dauern. 

(3) Auf Antrag einer oder eines Auszubildenden kann, vorbehaltlich der Rechtsverordnung nach § 56, die zuständige Behörde eine Verlängerung der Ausbildung genehmigen, wenn die Verlängerung erforderlich ist, um das Ausbildungsziel zu erreichen. 

(4) Über die Genehmigung nach Absatz 3 entscheidet die zuständige Behörde des Landes, in dem die Ausbildung durchgeführt wird oder entsprechend dem Antrag durchgeführt werden soll, in Abstimmung mit der Schule oder, sofern eine Verlängerung der praktischen Ausbildung erforderlich ist, mit dem Träger der praktischen Ausbildung; § 24 Absatz 2 bleibt unberührt. Beabsichtigt die zuständige Behörde, dem Antrag nicht stattzugeben, so ist die oder der Auszubildende vor der Entscheidung anzuhören.

Kammerpräsident Saar antwortete Pölzing, dass sein Vorschlag dem Antrag entspräche und wandte sich ebenfalls an die Hauptversammlung mit der Bitte, den Antrag anzunehmen. Für ihn gäbe es keinen Grund, diesen abzulehnen. Pölzing konterte: „Es spricht nichts gegen den Antrag. Das Saarland kann das mit den PTA-Schulen gemeinsam tun. PTA-Schulen sind Ländersache und die Gegebenheiten in den Ländern sehr unterschiedlich. Deshalb muss die Hauptversammlung diesen Antrag ablehnen!“ Johannes Hermes von der Apothekerkammer Westfalen-Lippe berichtete: „Wir betreiben fünf PTA-Schulen und haben uns lange mit dem Thema auseinandergesetzt, aber drei Jahre nein, zwei Jahre reichen, gegebenenfalls in Teilzeit, wie von Herrn Pölzing vorgeschlagen.“

„Wollen Sie sich das wirklich antun?“

Michael Sax, Delegierter der Apothekerkammer Bayern, befürchtet einen Niveauverlust, wenn die Fachschulausbildung in eine duale Ausbildung überführt würde. Pölzing sah sich dann nochmals genötigt, etwas gegen die Dualisierung hinzuzufügen. „Mehr als PKAplus wäre mit einer dualen Ausbildung nicht möglich. Das hängt damit zusammen, dass wir im Apothekenalltag Tätigkeiten haben wie das Ausführen von Verordnungen. Es geht um Selbstmedikation, es geht um Beratung!“ 

Hierfür sei ein umfangreiches medizinisches Vorwissen erforderlich. Das könne man nur an der Berufsfachschule erwerben, genauso wie die Arzneimittelherstellung zunächst in der Fachschule erlernt werden müsse. Es dauere seine Zeit, bis PTA praxistauglich seien und es sei ein gesellschaftlicher Auftrag, PTA an den Fachschulen auszubilden. Etwas provozierend richtete Pölzing sein Wort nochmals direkt an die Delegierten: „Wollen Sie sich das wirklich antun?“ Der Antrag wurde sodann abgestimmt und von der Hauptversammlung mit einer klaren Mehrheit von 87,9 Prozent abgelehnt.

Verlängerung bei der PTA-Reform 2019 gescheitert

Die Idee ist nicht neu. Bereits bei der PTA-Reform im Jahr 2019 gab es ein langes Hin- und Her, ob die Ausbildung auf drei Jahre verlängert werden soll, bei dem es schließlich keine Mehrheit gab. Zur Debatte standen damals zweieinhalb Jahre Schule plus sechs Monate Praktikum gegenüber zwei Jahren Schule plus einem Jahr Praktikum mit Ausbildungsleitfaden inklusive acht Wochen Blockunterricht während des Praktikums. 

Der Bundesverband BVpta und die Apothekengewerkschaft Adexa hatten sich bis zur endgültigen Verabschiedung des neuen Gesetzes trotz der Ablehnung durch den Deutschen Bundestag für eine Ausbildungsverlängerung und zusätzliche Kompetenzen für PTA eingesetzt. Dass sich der Bundesrat im Dezember 2019 dann nicht dazu durchringen konnte, eine Verlängerung der Ausbildungszeit auf drei Jahre im Vermittlungsausschuss durchzusetzen, sorgte für betretene Mienen beim Bundesverband und der Apothekengewerkschaft.

Antrag aus Brandenburg zur Ausbildungsvergütung wurde angenommen

Einen weiteren Antrag für PTA brachte die Kammer Brandenburg beim Deutschen Apothekertag in die Hauptversammlung ein. Mit diesem soll der Gesetzgeber aufgefordert werden, „eine Grundlage zu schaffen, dass PTA während der schulischen Ausbildung eine Ausbildungsvergütung bekommen“.  

Für die Sicherstellung einer flächendeckenden Arzneimittelversorgung sei ausreichend und qualifiziertes Personal in der Apotheke notwendig, heißt es im Wortlaut des Antrags. Im Vergleich zu anderen Gesundheitsfachberufen sei der Wettbewerbsnachteil der PTA auszuräumen und die Finanzierung einer Ausbildungsvergütung gesetzlich zu regeln, um somit die Attraktivität der PTA-Ausbildung zu steigern.

Nach kurzer Diskussion stimmten die Delegierten diesem Antrag mit einer Mehrheit von 72,4 Prozent der Stimmen zu. 


Cornelia Neth, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

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von Holger am 21.09.2022 um 9:40 Uhr

Apotheker lehnen irgendwie immer alles ab - bloß keine Veränderung. Vor allem wenn es Geld kostet. Auch wenn dieses Geld in wertvolle Fachkräfte investiert wird. Ich fass es nicht ....

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Ablehnen

von Stefan am 25.09.2022 um 19:26 Uhr

… bloß keine Veränderungen:
Der Beweggrund der meisten PTA-Schulen, vor allem aber der von „Pölzings“ PTA-Schule, sich der notwendigen Modernisierung der PTA-Ausbildung als großen Wurf zu verweigern, liegt in der Wahrung der eigenen Pfründe, z.B. Duale Ausbildung = Aus der privaten PTA-Schulen
(- um nur ein Beispiel zu nennen).
Die eigentliche Sache, eine moderne zeitgemäße Ausbildung gegen den Fachkräftemangel - zugunsten der Auszubildenden, der Apotheke, der Arzneimittelversorgung - steht aus Eigeninteresse, wenn überhaupt, frühestens an zweiter Stelle.

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