Tipps und Tricks für die Medikationsanalyse – Fall 19

Medikation unter der Lupe: Patient mit pAVK und eingeschränkter Leistungsfähigkeit

Stuttgart - 29.07.2024, 07:00 Uhr

Machen Sie mit bei unserer crossmedialen Serie „Medikation unter der Lupe“! Das Webinar zu unserem 19. Fall startet am 31. Juli 2024 um 20.00 Uhr. (Foto: Pixel-Shot / AdobeStock)

Machen Sie mit bei unserer crossmedialen Serie „Medikation unter der Lupe“! Das Webinar zu unserem 19. Fall startet am 31. Juli 2024 um 20.00 Uhr. (Foto: Pixel-Shot / AdobeStock)


Erweiterte Medikationsberatung ist eine der pharmazeutischen Dienstleistungen, die Apotheken ihren Patientinnen und Patienten mit Polymedikation anbieten können. Herzstück ist eine Medikations­analyse. Sie ist die Basis für das Erkennen und Lösen von arznei­mittel­bezogenen Problemen. Neben einem strukturierten Vorgehen ist detektivischer Spürsinn gefragt. Mit unserer crossmedialen Serie „Medikation unter der Lupe“ fordern wir diesen Spürsinn heraus.

Einmal im Monat stellen wir in der DAZ und auf DAZ.online einen Fall vor und geben Anregungen für Lösungen. Dann sind Sie gefragt. Wie würden Sie vorgehen, um die Probleme in den Griff zu bekommen? Ihren Lösungs­ansatz können Sie dann in einem Webinar mit unseren Autorinnen und Autoren diskutieren, die ihrerseits einen Vorschlag präsentieren werden. Das Webinar zu unserem 19. Fall, den Apothekerin Dr. Dorothee Dartsch vorstellt, startet am 31. Juli 2024 um 20.00 Uhr.

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Der Fall

Der Patient: Herr I. Moosbach ist ein 78-jähriger Patient (170 cm, 68 kg) mit Hypothyreose, Typ-2-Diabetes, Herz­insuffizienz, peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK), chronischer Niereninsuffizienz und Gicht. Er lebt alleine und leidet unter Antriebslosigkeit und einer Altersdepression, die er nach dem Tod seiner Ehefrau entwickelte. Dieser liegt mehrere Jahre zurück. Aus der Vorgeschichte sind außerdem folgende Erkrankungen und Eingriffe bekannt: ein inzwischen abgeheiltes Magenulkus, Stents in beiden Carotis-Arterien, in der Aorta abdominalis und in einer Beinarterie auf Höhe des Knies.

Subjektive Parameter: Hauptanliegen für die Medikations­beratung ist für Herrn Moosbach, dass seine Arzneimittel einmal geprüft werden. Er beklagt eine deutlich verkürzte Gehstrecke (nur noch circa 30 m), dann setzen Schmerzen und Dyspnoe ein. Die Frage nach Blutungen (z. B. Nase, Zahnfleisch, Verletzungen) oder Hämatomen verneint er, ebenso die nach Muskelkrämpfen.

Objektive Parameter: Der Blutdruck in der parallel durch­geführten pharmazeutischen Dienst­leistung „Blutdruckmessung“ beträgt 120/75 mmHg, der Puls 71/min. Ein EKG-Bericht aus dem vergangenen Quartal enthält die Angaben „Sinusrhythmus“ und QTc 456 Millisekunden.

Im Laborbericht steht:

  • Kreatinin = 1,3 mg/dl [0,7 bis 1,2 mg/dl], TSH = 3,38 µIE/ml [0,27 bis 4,2 µIE/ml],
  • leichte normozytäre Anämie,
  • im Referenzbereich: Elektrolyte, Leberwerte, LDH, CK, Gerinnung
  • leichte Hämaturie

Ein mutmaßlicher Gichtanfall war circa sechs Wochen zuvor aufgetreten.

Es bestehen keine Allergien oder Unverträglichkeiten.

Ein Einnahmeplan ist vorhanden.

Tab.: Aktueller Medikationsplan von Herrn Moosbach

WirkstoffHandelsnameStärkeFormmorgensmittagsabendsbesondere Hinweise
TorasemidTorasemid Hexal10 mgTablette1   
SertralinSertralin Basics50 mgTablette1   
ClopidogrelClopidogrel Aurobindo75 mgTablette1   
L-ThyroxinL Thyroxin 50 Henning50 µgTablette1   
AllopurinolAllopurinol AL300 mgTablette1   
CandesartanCandesartan Zentiva16 mgTablette0,5 0,5 
Ezetimib/SimvastatinEzetimib/Simvastatin AL10/40 mgTablette  1 
QuetiapinQuetiapin Devatis25 mgTablette  1zur Nacht
PantoprazolPantoprazol Aristo40 mgTablette  1zwei Stunden nach dem Abendessen
Bedarfsmedikation:
Ibuprofen 400 mgTablettebei SchmerzenBezug in den letzten 12 Monaten: je 20 Tabletten, 1 × 150 g Gel
Paracetamol 500 mgTablettebei Schmerzen
DiclofenacVoltaren-Gel forte Gelzum Einreiben

Herr Moosbach sagt, dass er kein Pro­blem mit dem Teilen von Tabletten oder der Handhabung hat, und er vergesse die Einnahme so gut wie nie. Pantoprazol nehme er seit mehr als zwei Jahren so ein. Er rauche circa 15 Zigaretten pro Tag, trinke keinen Alkohol, steige einmal pro Woche auf sein Trimmrad und ernähre sich morgens mit Müsli und Beeren sowie mittags mit traditioneller fleischhaltiger Fertigkost, weil er keine Lust zum Kochen habe.

Die Medikation sollte auf folgende ABP überprüft werden:

  • falsche Dosierung (Über-/Unter­dosierungen, Dosierungsintervall)
  • ungeeignete Darreichungsform
  • Einnahmezeitpunkte
  • Doppelmedikation, Pseudodoppelmedikation
  • Kontraindikationen (Alter/Geschlecht/Nierenfunktion …)
  • Interaktionen
  • fehlendes Arzneimittel trotz Indikation
  • fehlende Indikation für verordnetes Arzneimittel
  • Handhabungsprobleme
  • Probleme mit Therapie- und Einnahmetreue
  • Bericht von empfundener Nebenwirkung
  • Aufbewahrung der Medikation

Lösungswege

Dr. Dorothee Dartsch, Apo­thekerin und Fachtoxikologin, Campus Pharmazie GmbH Hamburg, wird am 31. Juli 2024 um 20.00 Uhr mit Ihnen im Webinar Lösungswege in diesem Patientenfall diskutieren.

Das Webinar ist buchbar unter:

https://akademie.dav-medien.de/medikation-unter-der-lupe-fall-19/

Das Webinar ist kostenfrei für Abonnenten der DAZ und Scholz online sowie für DPhG-Mitglieder. Alle anderen zahlen 35,00 Euro für die Teilnahme.

Disclaimer

Die Kasuistiken beruhen teils auf tatsächlichen Gegebenheiten, teils auf Ergänzungen und Fiktion. Ihren Pharmakovigilanz-Verpflich­tungen sind die Autorinnen und Autoren nach eigenem Ermessen und nach eigener Bewertung nachgekommen.


Dr. Dorothee C. Dartsch


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