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Arzneimittel und Therapie
Diabetische Polyneuropathie: Kann Benfotiamin schützen?
Beim Diabetes mellitus kommt es durch die Hyperglykämie zur nichtenzymatischen Glykosilierung von Proteinen. Dadurch entstehen sogenannten AGEs (= advanced glycosylation endproducts), die sich kovalent und irreversibel vernetzen können. Die Bindung von AGEs an einen speziellen Rezeptor (= RAGE) induziert eine Fülle langanhaltender potentiell pathogener Reaktionen: von der Erhöhung der Permeabilität bzw. Auslösung einer Albuminurie über die Förderung prokoagulanter und den Verlust antikoagulanter Zellfaktoren bis hin zu oxidativem Streß und chronischer Stimulation eines spezifischen Transkriptionsfaktors (NfkB), der zur Entstehung diabetischer Nephropathien beiträgt. Neueren In-vitro-Erkenntnissen zufolge läßt sich durch Thiamindiphosphat und Pyridoxamin die AGE-Entstehung blockieren. Diese Wirkung von Thiamin dürfte vor allem auf dessen Fähigkeit zurückzuführen sein, die Spiegel phosphorylierter Triosen und damit hochreaktiver Zwischenprodukte des Glucosestoffwechsels niedrig zu halten. In einer randomisierten Doppelblindstudie einer Gießener Arbeitsgruppe führte die Therapie mit Benfotiamin zu einer objektiven Besserung der diabetischen Neuropathie auch in der Langzeitbehandlung. Während in der Plazebogruppe kontinuierliche Verschlechterungen zu verzeichnen waren, verbesserte sich unter Benfotiamin die Nervenleitgeschwindigkeit kontinuierlich. Die Therapie mit Benfotiamin trägt auch zu einer Verbesserung der polyneuropathischen Schmerzsymptomatik und der Lebensqualität dieser Patienten bei. Nach den Daten mehrerer Studien kann Benfotiamin die Progredienz der diabetischen Polyneuropathie verhüten oder die Krankheitsbilder teilweise sogar bessern. Kardiale autonome Neuropathieformen sind besonders tückisch, weil der diabetische Patient zum Beispiel sein Koronarleiden und auch den Herzinfarkt nicht spürt: Myokardischämien verlaufen bei 92 % der Diabetiker ≥stumm", während die Symptomatik bei Zuckerkranken ohne diese Neuropathien in Häufigkeit und Ausmaß etwa der von Nichtdiabetikern entspricht. Hinweise, daß Benfotiamin auch Störungen der autonomen Innervation des Herzens zu verhindern bzw. zumindest zu verzögern vermag, bestärkt eine tierexperimentelle Untersuchung. Durch initiale perorale Benfotiamingaben von je 50 mg täglich ließen sich die Frühzeichen autonomer Störungen verhüten. Für pharmakologische Therapieeffekte sind hohe Blut- und Gewebekonzentrationen erforderlich, wie sie mit dem fettlöslichen Thiaminanalogon Benfotiamin erzielt werden können. Im Vergleich zu wasserlöslichem Thiamin kommt es mit Benfotiamin zu einer signifikant höheren Fläche unter der Plasma-Thiamin-Konzentrationskurve und zu einer bis zu 7,1fach höheren maximalen Plasmakonzentration (Cmax). Auch war der Thiamingehalt in den Erythrozyten nach Gabe von Benfotiamin bis zu 6,8fach höher.
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