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AOK Schleswig-Holstein: Kooperative Gespräche mit Apothekern
Alle Beteiligten des Gesundheitswesens sollten partnerschaftlich miteinander umgehen, da sie immer wieder zusammensitzen müßten, betonte Buschmann, der erst seit 1996 als AOK-Vorstand tätig ist und zuvor Vorstand verschiedener Unternehmen in schwierigen Situationen war. Den Gesundheitsmarkt beschrieb er als gesättigt und ordentlich geführt, aber nicht effizient genug organisiert. Die Finanzierung der gesamten Sozialversicherung leide unter der hohen Arbeitslosigkeit, zumal dies immer mehr junge Menschen betreffe. Die jüngste Entwicklung schaffe mit der Selbstbeteiligung neben der Finanzierung durch Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträge eine neue Einnahmequelle. Daraufhin sei eine gewisse Entlastung zu verspüren, deren quantitative Bedeutung aber bisher noch nicht eingeschätzt werden könne. Alle Partner im Gesundheitswesen müßten Wirtschaftlichkeitsreserven nutzen und ihre Effizienz erhöhen. Eine Verringerung des AOK-Beitragssatzes sei auch eine Maßnahme der Strukturpolitik für ein wirtschaftlich eher schwaches Bundesland.
Als Beispiel für effizienzsteigernde Maßnahmen nannte Buschmann ein im Herbst 1996 gestartetes Pilotprojekt an der Howaltswerke Deutsche Werft (HDW), das die Arbeitsunfähigkeit infolge von Kopf- oder Rückenschmerzen deutlich vermindert habe. Daraufhin soll nun ein dreijähriger Modellversuch mit 30 Schmerzbetten an der Uniklinik Kiel stattfinden, um die stationären Kosten für dieses Krankheitsbild und die schmerzbedingte Frühverrentung zu vermindern. In einem Projekt in der Onkologie sollen der Uniklinik Kiel erhöhte Fallpauschalen und psychosoziale Betreuungen bezahlt werden, dafür aber die Honorare für Folgeoperationen entfallen. Dies solle als Anreiz zu verbesserter Qualität bei den Erstoperationen wirken.
Ausführlich stellte Buschmann das Kieler Praxisnetz vor, mit dem die Fehleinweisungen ins Krankenhaus reduziert werden sollen. Diese werden am Wochenende auf 40%, sonst auf 20% beziffert. Da hieraus für den Raum Kiel ein Sparpotential von jährlich DM 14 Mio. für die AOK resultiere, sei eine Anschubfinanzierung von DM 3,5 Mio. für das Praxisnetz gerechtfertigt. Mit diesem Geld solle die vermehrte ärztliche Betreuung honoriert werden, sofern die gesetzten Sparziele erreicht würden. Ärzte sollten ihre Patienten auch an Wochenenden weiter betreuen. Für eher psychosozial begründete Einweisungen werde die Einrichtung von weniger intensiven Pflegebetten erwogen. Die über 300 Ärzte des Netzes hätten eine eigene Verwaltung organisiert, die von einer Projektgruppe aus AOK und KV kontrolliert werde. Zudem werde das Projekt wissenschaftlich begleitet. Die AOK Schleswig-Holstein sei bereit, als Türöffner für die Einbeziehung der Apotheken zu wirken. Buschmann trete für einen konstruktiven Dialog mit den Apotheken ein.
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