Arzneimittel und Therapie

Malaria: Leichtfertiger Verzicht auf Chemoprophylaxe

Ende Oktober 1997 wurden aus Mecklenburg-Vorpommern, Kreis Ludwigslust, drei Erkrankungsfälle an Malaria tropica gemeldet, wie das Robert Koch-Institut berichtet.

Diese betrafen drei Männer im Alter von 38 Jahren aus dem gleichen Ort, die sich vom 16. September bis 1. Oktober 1997 zu einem Hotelurlaub mit Halbpension in Gambia aufgehalten hatten. Die Männer hatten vor Reiseantritt einen Arzt aufgesucht und waren nach den vorliegenden Informationen ausreichend über das hohe Malariarisiko aufgeklärt worden. Als Chemoprophylaktikum wurde ihnen, den aktuellen WHO-Empfehlungen für die Zone C entsprechend, Mefloquin verordnet. Keiner der drei führte jedoch die empfohlene medikamentöse Prophylaxe durch. Zu dieser persönlichen Entscheidung trug offenbar bei, daß aus den Unterlagen des Reiseveranstalters die Dringlichkeit der Malariaprophylaxe nicht klar hervorging.
Nach der Rückkehr kam es zwischen dem 7. und dem 12. Oktober bei allen drei Männern zu einer Symptomatik mit hohem Fieber und Schweißausbrüchen. Nach ärztlicher Konsultation erfolgte sofort die Einweisung in das Tropenkrankenhaus Hamburg, wo Plasmodium falciparum nachgewiesen und die Therapie mit Mefloquin eingeleitet wurde. Einer der Patienten starb am 18. Oktober trotz intensiver Behandlung nach foudroyantem Verlauf an Multiorganversagen.
Die Meldedaten ergaben, daß weitere zwei Personen, die das gleiche Hotelarrangement zur selben Zeit in Gambia gebucht hatten, an Malaria tropica erkrankt sind. Ein 64jähriger Mann aus einem anderen Ort Mecklenburg-Vorpommerns war am 10. Oktober mit hohem Fieber erkrankt und am 12. Oktober in die Universitätsklinik Rostock eingewiesen worden. Der Mann hatte vom 9. September bis 30. September eine medikamentöse Malariaprohylaxe, allerdings mit dem hier ungeeigneten Chloroquin, durchgeführt. Ein 34jähriger Mann aus Sachsen erkrankte nach der Rückkehr bereits am 1. Oktober; er hatte ebenfalls keine Chemoprohylaxe durchgeführt. Die stationäre Behandlung des schwerkranken Mannes dauert noch an.
Diese Häufung von fünf Malariaerkrankungen verdeutlicht das bekannte hohe Malariarisiko auch in diesem Gebiet Westafrikas. Vor Beginn der beliebten Fernreisen in der Wintersaison weist das Robert Koch-Institut deshalb nochmals auf die Wichtigkeit einer adäquaten Beratung zu den präventiven Maßnahmen – Expositionsprohylaxe und zu differenzierende Chemoprophylaxe – hin. (Bei notwendiger Mefloquin-Verordnung Anwendung 1 Woche vor der Reise bis 4 Wochen nach Verlassen des Gebietes beachten!) Neben den betreuenden Ärzten tragen die Reiseveranstalter Verantwortung für eine sachgerechte Information und Beratung der Reisenden.



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