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- DAZ 22/1998
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Einwurf: Gesunde Faxen
Das fiel mir auf. In Nördlingen. In einem Schaufenster einer Apotheke zog meterlanges Computerendlospapier meinen Blick auf sich. Und die Überschrift: "Gesundheitsfax". Dazu die Aufforderung: "Faxen Sie uns Ihre Wünsche. Wir legen Ihre Bestellung zur Abholung bereit." Der Apotheker erklärte mir, daß er damit seinen Kunden unnötigen Zeitverlust ersparen wolle. Wer seine Bestellung oder ein Rezept per Fax anmeldet, braucht nicht mehr auf ein sonst vielleicht gerade nicht mehr am Lager befindliches Medikament zu warten. Alles wurde inzwischen besorgt. Rezeptkopien für Privatpatienten liegen bereit. Keiner muß noch einmal zur Apotheke, weil ein Medikament erst nachbestellt werden muß. Klasse Idee, dachte ich, da es mir in letzter Zeit mehrfach hintereinander in meiner Stammapotheke passiert war, daß das verschriebene Arzneimittel "gerade eben abgegeben wurde", "schade, schade," und daß es erst wieder neu besorgt werden müsse. Also nach Stunden noch mal zurück zur Apotheke. Verlorene Zeit. Ich finde diesen Nördlinger Kundendienst prima ("gerne nehmen wir Ihre Wünsche auch telefonisch entgegen."). Es ist eine Idee, die Patienten entgegenkommt, ihnen unnötige Wege und Zeit sparen hilft. Kollegen soll das nicht unbedingt gefallen haben. Klar, Kundendienst schafft neue Kundentreue und kann nicht so einfallsreichen Kollegen schon lästig werden. Zumal, wenn es nicht bei einzelnen Ideen bleibt. So bietet diese Apotheke ihren Kunden auch eine "Persönliche Gesundheits-Karte", die unter anderem folgende Vorteile verspricht: "Jahresbeleg für Krankenkasse oder Finanzamt über Ihre Rezeptgebühren und Gesundheitsausgaben; kostenloser Videoverleih zu Gesundheitsthemen; Arzneimittel-Zustelldienst in Notfällen; Homöopathie- und Fernreiseimpfberatung im Computer und 50% Ermäßigung bei Blutdruck-, Blutzucker- und Cholesterinermittlung." Als Patient kann ich es nur begrüßen, wenn Apotheker wie andere auch einen ideenreichen Wettbewerb um ihre Kunden führen, wenn sie sich Neues einfallen lassen, selbstverständlich fair gegenüber ihren Konkurrenten, aber durchaus bereit, mehr zu bieten als andere. So wird aus dem vielgerühmten König Kunde, der allzu oft nur eine ohnmächtige Majestät ist, wirklich ein echter König Kunde. Hans Mohl
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