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- DAZ 23/1998
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Prisma
Calcium und Vitamin C: Hohe Aufnahme führt nicht zu Nierensteinen
Nierensteine gelten als eine Erkrankung, die mit steigendem Wohlstand in den entwickelten Ländern zugenommen hat. Calciumoxalat, das auch beim Abbau von Vitamin C entsteht und im Urin ausgeschieden wird, ist Hauptbestandteil der Nierensteine. Vor etwa 20 Jahren wurde die Hypothese aufgestellt, daß eine hohe Vitamin-C-Zufuhr die Entstehung von Nierensteinen begünstigt. Dies stützt sich u. a. auf Beobachtungen, daß Versuchspersonen, die hochdosiertes Vitamin C aufnahmen, häufig erhöhte Oxalatausscheidungen im Harn aufwiesen. Zweifel an der Richtigkeit dieser Daten lassen jedoch neue Meßmethoden aufkommen. So konnte festgestellt werden, daß in früheren Studien der gemessene Oxalatanteil zum Teil während der Verarbeitung der Proben, z. B. beim Erhitzen, entstand. Diese Beobachtung stellte einen ursächlichen Zusammenhang zwischen der Vitamin-C-Aufnahme und der Entstehung von Nierensteinen in Frage. Hinzu kommt, daß Personen, die zur Steinbildung neigen, die in der Nahrung enthaltene Oxalsäure in einem höheren Maße absorbieren als Gesunde. Oxalsäure ist in zahlreichen Lebensmitteln wie Spinat oder Rhabarber enthalten. Sie wird im Dünndarm hauptsächlich an Calcium gebunden und als unlöslicher Calciumoxalat-Komplex ausgeschieden. Neben Vitamin C ist auch die Aufnahme von Calcium fälschlicherweise für die Entstehung von Nierensteinen verantwortlich gemacht worden. Die Ergebnisse zweier Studien neueren Datums aus den USA zeigen, daß eine hohe Calciumaufnahme sogar mit einem geringeren Nierensteinrisiko einhergeht. Außerdem konnte der Nachweis erbracht werden, daß Personen, die innerhalb eines sechsjährigen Beobachtungszeitraumes Nierensteine entwickelten, weniger Vitamin C aufnahmen als die Vergleichsgruppe. Die Steinbildung in den Nieren ist ein komplexer Prozeß, der nicht auf einen einzelnen Faktor zurückgeführt werden kann. Unter den zahlreichen Risikofaktoren, die bei der Entstehung von Nierensteinen mitwirken können, spielen nach dem derzeitigen Forschungsstand Calcium und Vitamin C keine bedeutende Rolle. Bei den Nahrungsfaktoren dürfte vor allem eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme die Steinbildung begünstigen. Außerdem bestehen enge Beziehungen zwischen der Nierensteinbildung und anderen Erkrankungen, wie Schilddrüsenüberfunktion oder Harnwegsinfektionen.
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