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Apotheker "...als Berater nicht gefragt"

FRANKFURT (hm). Ein großes Lob für den Apotheker enthält die Bestandsaufnahme einer neuen Studienreihe über Einstellungen und Erwartungen der Bevölkerung über das Gesundheitssystem in Deutschland, vorgestellt von der Firma Janssen-Cilag auf einer Pressekonferenz in Frankfurt im Rahmen ihrer Zukunftsarbeit. Diese Desktop- oder Literaturstudie über repräsentative Untersuchungen zum Gesundheitswesen aus den letzten zehn Jahren als erster Schritt einer mehrjährigen Untersuchung kam zu dem Schluß: "Mit der Apotheke und dem Apotheker ist die Bevölkerung insgesamt zufrieden."


Begründet wurde das unter anderem mit der Anzahl der Stammapotheken. Gaben 1981 erst 59% der Befragten an, eine Stammapotheke zu haben, waren es 1991 bereits 69%; nach einer Untersuchung des Apothekerverbandes Nordrhein stieg diese Zahl 1997 sogar auf 84%. Das sei um so beachtlicher, da die Zahl der Apotheken seit Anfang der achtziger Jahre erheblich gestiegen sei, was wechselnde Kontakte eher erleichtern konnte.
Bemerkenswert positiv ist vor allem das erste zusammenfassende Urteil: "Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung hält den Apotheker für verständnisvoll, fähig, vertrauenswürdig und zuverlässig." So steht der Apotheker denn auch in der Rangfolge der Berufe mit dem höchsten sozialen Ansehen bereits an siebter Stelle (nach Arzt, Geistlicher, Rechtsanwalt, Hochschulprofessor, Diplomat und Unternehmer). Eine andere Schlußfolgerung ist dagegen eine bittere Pille.

Beliebt, aber nicht befragt


Aus mehreren Untersuchungen habe sich übereinstimmend ergeben, daß die Apotheke beziehungsweise der Apotheker nicht der bevorzugte Ansprechpartner in Gesundheitsfragen ist. Hier rangiere der Arzt mit rund 87% deutlich vor dem Apotheker mit nur 7%. Selbst nach einer von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) in Auftrag gegebenen Erhebung rangierten die Apotheker hinsichtlich ihrer Eignung zur Beratung in Gesundheitsfragen weit hinter den Ärzten und noch nach dem Fernsehen und den Krankenkassen. Also wird die Apotheke ganz überwiegend nicht als Ort der Beratung über gesundheitliche Probleme angesehen.
Die Gründe dafür liegen nach Ansicht der Befragten vor allem in der fehlenden dauerhaften Beziehung zwischen Apotheker und Patient, der hier überwiegend nur in der Rolle des Verbrauchers bzw. Käufers eines Produktes auftritt. Demgegenüber habe die 1991 von der ABDA in Auftrag gegebene Studie zwar eine Beratungsquote von über 60% bei allen Arzneimittelabgaben festgestellt; andererseits seien andere Untersuchungen sowohl der betrieblichen Krankenkassen wie auch von Infratest Gesundheitsforschung im Auftrag des Bundesfachverbandes der Arzneimittel-Hersteller (BAH) auf eine wesentlich geringere Beratungsquote von unter 30% gekommen. Gerade an diesem Beispiel sei zu hinterfragen und zu problematisieren, wieso die Ergebnisse manchmal den Wunschbildern der Auftraggeber eher entspreche. Da müsse die Befragungstechnik näher untersucht werden.
Zu den Gründen gegen die Beratung über Gesundheitsprobleme durch den Apotheker wurde u.a. angeführt, daß kein vertrauliches Gespräch möglich sei (siehe Tab.1).
Trotz erheblicher Kritik ist die Zufriedenheit der Patienten mit dem Gesundheitssystem insgesamt relativ groß, betonte der Münchner Gesundheitsökonom Prof. Dr.Jürgen Wasem. Am besten schnitt die Gesundheitsversorgung durch niedergelassene Ärzte mit der Durchschnittsnote 2,5 ab (von 1 bis 5). Die Arzneimittelversorgung wurde knapp dahinter mit 2,6 beurteilt und das Gesundheitssystem insgesamt mit 3,0. Trotzdem ist die Einstellung zu Arzneimitteln noch durch viele Ängste und Sorgen geprägt, wie eine weitere Befragung deutlich macht (siehe Tab.2).

Bürger-Patientenwünsche stärker berücksichtigen


Mit dieser Bestandsaufnahme von Studien und Stellungnahmen aus den neunziger Jahren wurden erstmals die Betroffenen, die Patienten, in den Mittelpunkt des Interesses gestellt, während die meisten Studien sich auf sogenannte Experten konzentrierten, auch die berühmt gewordene Delphi-I-Studie zur Zukunft des deutschen Gesundheitswesens. Als nächsten Schritt will Janssen-Cilag jetzt Einstellungen, Motive, Bedürfnisse, Erwartungen und Verhaltensweisen der Bevölkerung durch eine große Repräsentativbefragung klären, deren Ergebnisse auf dem nächsten Zukunftskongreß am 10.März 1999 in Leipzig als Delphi-II-Studie unter dem Titel "Der Patient im Mittelpunkt" vorgestellt werden sollen. In einer weiteren Runde folgt dann eine weitere Rückfragenrunde unter ausgewählten Befragten der vorhergegangenen Repräsentativbefragung. Mit dieser Initialzündung werde eine notwendige Voraussetzung geschaffen, um das Gesundheitssystem der Zukunft kundengerecht zu gestalten.l

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