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- DAZ 44/1998
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Prisma
Einfluß auf Narkosedauer
Lange Zeit rätselten Ärzte darüber, warum manche Patienten auf ein und dieselbe Dosis eines bestimmten Anästhetikums oder Muskelrelaxanz sehr viel länger reagieren als der Durchschnitt. Wie eine Studie an der Universität von Chicago nun ergab, scheint einer der Gründe dafür in der Ernährungsweise der Patienten zu liegen. Die Wissenschaftler untersuchten verschiedene Inhaltsstoffe von pflanzlichen Nahrungsmitteln und stießen dabei auf die Solanum-Alkaloide (SGAs), die vor allem in Nachtschattengewächsen zu finden sind. Solanum-Alkaloide hemmen zwei Enzyme - Acetylcholinesterase und Butyrylcholinesterase -, die beide für den Abbau von Anästhetika und Muskelrelaxanzien notwendig sind. Hat der Patient vor der Narkose Lebensmittel gegessen, die Solanum-Alkaloide enthalten, z. B. Kartoffeln, Tomaten oder Auberginen, kann es zu einer Verlängerung der Narkosewirkung kommen. Für den Effekt reichen bereits winzige Mengen SGAs aus, und da ihr Abbau mehrere Tage benötigt, kann auch eine länger zurückliegende Mahlzeit die Narkosedauer noch beeinflussen.
Vor einer Narkose wird zur Bestimmung der notwendigen Anästhetikadosis Alter, Gewicht, Größe, Leber- und Nierenfunktion bestimmt. Wie die Studie zeigt, ist dies aber nur ein Teil der notwendigen Daten. Jonathan Moss, Direktor der Studie dazu: "Um die optimale Dosierung an Anästhetika für einen Patienten bestimmen zu können, müssen wir künftig auch genetische Komponenten und nicht zuletzt auch Ernährungsfaktoren in unserer Berechnungen mit einbeziehen." ral
Quelle: http://www.ucmc.uchicago.edu/ news
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