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Kommentar
Die Perle Österreichs
Die heile Welt in der Pharmalandschaft unseres benachbarten Alpenlands ist seit Mitte des Jahres dahin. Zwei deutsche Großhandlungen stehen an der Grenze bzw. haben sie bereits mit einem Bein überschritten. Beide möchten dasselbe und nur das eine: die Perle Österreichs im Pharmagroßhandel, die Herba Chemosan AG. Sie warten nun darauf, wie sich Apotheker und Aktionäre der österreichischen Pharmagroßhandlung Herba Chemosan AG entscheiden und wie die Verhandlungen laufen.
Seit dem Herbst läuft der Übernahmepoker zwischen Sanacop und Gehe um die Herba. Beide Großhandlungen haben ein massives Interesse daran, die Mehrheit an dieser Großhandlung zu übernehmen. Es würde bei beiden gut in die Strategie der Europäisierung und Expansion passen. Sanacorp scheint bzw. schien dabei einen Vorsprung zu haben. Denn bereits seit 1996 besteht eine Beteiligung der Sanacorp an der Herba. Beide besetzten gegenseitig Aufsichtsratspositionen und kooperierten auf vielen Gebieten. Um die Zusammenarbeit zu verstärken, erwarb die Sanacorp 1999 weitere im Streubesitz befindliche Herba-Aktien. Der Stand der Dinge heute: Die Sanacorp hat, wie Sanacorp-Chef Brink auf der Hauptversammlung der AG zuversichtlich erklärte, 52,5 % der Aktien in physischem Besitz, allerdings sind nur 31,5 % in das Aktienbuch der Gesellschaft eingetragen.
Viele Alpenländler allerdings zögern, zum bayerischen Großhändler überzulaufen, sie fürchten um den Einfluss auf ihre Herba, werteten das forsche Vorgehen der Sanacorp als Versuch einer "feindlichen Übernahme" und freuten sich darüber, dass die Stuttgarter Gehe mitpokerte: sie bietet 500 Schillinge mehr für die Aktie und sagt den Österreichern die Wahrung ihrer Identität zu. Vorstand und Teile des Aufsichtsrats der Herba liebäugeln bereits mit diesem Angebot. Sanacorp buhlt unbeirrt weiter um die Gunst der österreichischen Maid, die sich noch ziert: man möchte ein gutes Einvernehmen, drei österreichische Apotheker sollen zukünftig im Aufsichtsrat der Sanacorp vertreten sein und stellt weitere Schmankerl in Aussicht.
Man wird gespannt sein auf das "Alpenglühen" - für wen entscheidet sich die Herba? An beiden gibt's für die Herba etwas herumzumäkeln. Beide deutsche Großhandelsburschen zeigen sich aber derzeit mit Pokerface überzeugt, dass sie der auserwählte Partner sind und werfen noch einmal ihre Vorzüge in die Waagschale. Die Gehe winkt mit ein paar Scheinchen mehr, ihrer Größe und der zugesicherten ≠Freiheit". Die Sanacorp setzt auf Vertrauen, auf Synergieeffekte und darauf, das man schon doch früher gut zusammengearbeitet habe. Wem wird die Perle zufallen? Peter Ditzel
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