Prisma

Schmerz und Depression: Frage nach Henne und Ei

Wer ständig Schmerzen leidet, kann mit der Zeit depressiv werden, Schmerz ist dagegen kein Ausdruck einer larvierten Depression. Zu diesem Ergebnis kam eine amerikanische Untersuchung an über hundert Schmerzpatientinnen und ebenso vielen schmerzfreien Frauen sowie deren engsten Verwandten.

Schmerzen kommen in Familien nicht gehäuft vor. Sie sind durch die Lebensumstände bedingt und werden nicht vererbt. Depressionen dagegen sind in bestimmten Familien häufiger als in anderen. Dank diesem Unterschied lässt sich nachweisen, was Ursache und was Wirkung ist. Die Frage ob Schmerz Depressionen auslösen kann oder aber Ausdruck von Depressionen ist, war lange umstritten. Man ging sogar soweit, Schmerzen als körperlichen Ausdruck einer möglicherweise verborgenen (larvierten) Depression zu bezeichnen.

Die nun in der Fachzeitschrift "Pain" veröffentlichte amerikanische Studie kommt zu einem anderen Schluss: Wären Schmerzen eine Form von Depression, dann müssten in der Verwandtschaft von Schmerzpatientinnen, die nicht an Depressionen leiden, mehr Depressive zu finden sein. Das ist aber nicht der Fall. Tatsächlich haben depressive Schmerzpatientinnen relativ selten depressive Verwandtschaft. Genau das ist zu erwarten, wenn Depressionen die Folge der Schmerzen sind. Im übrigen entspricht das Ergebnis dem gesunden Menschenverstand: Schmerzen vermindern die Lebensfreude. astra

Quelle: Pain 1999, Vol. 83, Nr. 2, S. 183 - 192  

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