Prisma

Knochendiagnostik ohne Röntgenstrahlen

An der Charié wurde soeben die erste Studie zum Einsatz der digitalen dreidimensionalen Sonographie bei Knochenschädigungen abgeschlossen. Die Ergebnisse werden in Kürze in der renommierten englischen Fachzeitschrift "The Lancet" publiziert.

Knochen ist prinzipiell undurchdringlich für Ultraschallwellen, wohl aber kann seine oberflächliche Schicht, die sogenannte Kortikalis, im Ultraschallbild dargestellt werden. Die Interpretation der durch zweidimensionale Sonographie erhaltenen Bilder ist aber schwierig, weshalb sich die Methode bislang auch wenig durchgesetzt hat. Jetzt haben die Kliniker in Berlin aber ein Verfahren angewandt, das die dreidimensionale Sicht auf den Knochen erlaubt. Dazu verwendeten sie ein Ultraschallgerät, wie es gewöhnlich für die Darstellung des ungeborenen Kindes im Mutterleib im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge verwendet wird, und verbanden es mit einer intelligenten Computer-Software. Der Schallkopf des Ultraschallgerätes wird über den geschädigten Knochen und das umliegende Gewebe geführt und sammelt dabei Daten aus 250 Schnittebenen. Die Daten werden in den Computer des Sonographiesystems eingespeist, der daraus innerhalb von Sekunden ein dreidimensionales Bild des Knochens auf dem Monitor zusammensetzt. Genau erkennen lässt sich beispielsweise, in wie viele Teile ein Knochen zerbrochen ist, oder welche Ausdehnung eine Geschwulst hat.

40 Patienten, die an gut- und bösartigen Knochentumoren, an Brüchen oder Heilungsstörungen verschiedener Ursache litten, wurden inzwischen mit Hilfe der neuen Technik untersucht. Bis auf drei konnten bei allen diagnostisch aussagefähige Bilder gewonnen werden. In einem Viertel der Fälle, d.h. bei 10 Patienten, waren die dreidimensionalen Sonographien den ebenfalls erstellten zweidimensionalen Aufnahmen sogar so weit überlegen, dass die zuvor in Aussicht genommene Therapie geändert werden musste. Das dreidimensionale Ultraschallverfahren wird nach Ansicht des Klinikleiters, Professor Peter Schlag, sehr bald in die klinische Praxis einziehen, weil es preisgünstig, rasch verfügbar, leicht einsetzbar ist und den Patienten nicht mit Strahlung belastet, was insbesondere für Schwangere und Kinder bedeutsam wäre. s.sch

Quelle: Pressemitteilung von der Medizinischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin

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