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Berichte
Botanische Exkursion: Pflanzen im Pfälzer Wald
Nach einem Rundgang durch die Laboratorien der Firma Schwabe (Karlsruhe) machten sich die Exkursionsteilnehmer auf den Weg ins nahe gelegene Staffort. Dort wurden zum einen die riesigen Lagerhallen der Ausgangsmaterialien für die Phytopharmakaherstellung, zum anderen der Heilpflanzengarten der Schwabe-Tochter DHU besichtigt. In den Lagerhallen erklärte zunächst Herr Weiler die Beschaffung und Lagerhaltung der für die Firma wichtigen Drogen: Ginkgo, Crataegus, Kava, Sabal und Hypericum. Daran schloss sich eine ausgedehnte Gartenführung an, bei der die Studenten einen großen Teil der im Unterricht behandelten Arzneipflanzen "in natura" sehen, teilweise auch schmecken und riechen konnten.
Seltene Arznei- und Giftpflanzen
Der darauf folgende Tag sollte mit einer Tageswanderung der Entspannung dienen. Ausgehend vom Quartier in Lambrecht machten sich die Teilnehmer auf den Weg in Richtung Lambertskreuz. Bei dieser Wanderung fanden sich am Wegrand mehr als 40 verschiedene Pflanzenarten, darunter beispielsweise Arznei-Baldrian (Valeriana officinalis - Valerianaceae), Gemeines Hexenkraut (Circaea lutetiana - Onagraceae), Schwarze Königkerze (Verbascum nigrum - Scrophulariaceae), Silberfingerkraut (Potentilla argentea - Rosaceae), Blutweiderich (Lythrum salicaria - Lythraceae), oder auch der Echte Fichtenspargel (Monotropa hypopitys - Monotropaceae), welcher als Vollparasit auf Gymnospermenwurzeln wächst. Besonders eindrucksvoll waren Bestände von Tollkirsche (Atropa bella-donna - Solanaceae), die kilometerlang den Weg säumten. Tags darauf führte der Weg zunächst in den berühmten Schwetzinger Schlosspark, dessen vorderer Teil als Rokokogarten, der hintere Teil als englischer Landschaftsgarten gestaltet ist. Auch hier wurden eine Reihe von Arznei- und Giftpflanzen ausgemacht. Weiterer Programmpunkt war am Nachmittag die Besichtigung des Heidelberger Apotheken-Museums, in dem auf beeindruckende Weise die Entwicklung des Apotheken- und Arzneimittelwesens von seinen Ursprüngen bis zur heutigen Zeit dargestellt ist. Der Donnerstag stand ganz im Zeichen des Weines: Bei einer morgendlichen Wanderung durch die Weinberge nahe Bad Dürkheim konnten wiederum einige zum Teil seltene Pflanzenarten gesichtet werden, u.a. Sichelmöhre (Falcaria vulgaris - Apiaceae), Ackerschwarzkümmel (Nigella arvensis - Ranunculaceae), sowie die Kriechende Hauhechel (Ononis repens - Fabaceae). Den Tagesabschluss bildete ein Besuch des traditionsreichen Weinguts Dr. Deinhard im idyllisch gelegenen Deidesheim mit anschließender Weinprobe.
Mediterrane Flora im "Mainzer Sand"
Am nächsten Tag führte der Besuch der Firma Boehringer-Ingelheim mit Besichtigung des Heilpflanzenanbaus, der Kulturräume und der Extraktionsanlagen die Exkursionsteilnehmer wieder zurück in den pharmazeutischen Alltag. Das Tagesprogramm wurde abgerundet durch eine Fahrt in den Mainzer Sand, eines der bedeutendsten Naturschutzgebiete Europas. Der Mainzer Sand zählt zu einem ca. 15 km langen Flusssandgebiet, welches zwischen Ingelheim und Mainz verläuft. Aufgrund seiner besonderen Lage konnte sich hier eine einzigartige Fauna und Flora entwickeln. Durch Nährstoffarmut, hohe Temperaturen, geringe Niederschläge und extensive Nutzung (Beweidung) können hier Arten beobachtet werden, deren Hauptverbreitung heute im mediterranen Bereich liegt. Den gelungenen Abschluss der gemeinsamen Woche bildete ein bunter Abend, an dem die neu erworbenen Pflanzenkenntnisse auf humorvolle Weise in Ratespiele und Sprechübungen umgesetzt wurden. Nach einer Besichtigung des Hambacher Schlosses am Samstagmorgen trennten sich schließlich die Wege der Studenten wieder. Die Exkursionsteilnehmer bedanken sich bei den Mitarbeitern der Firmen Schwabe und Boehringer-Ingelheim sowie bei Prof. Dr. Hans Becker für die interessanten Führungen und beim Deutsch-Französischen Jugendwerk für die finanzielle Unterstützung.
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