- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 33/2000
- Hormonelle Kontrazeption...
F+E
Hormonelle Kontrazeption: Eine Pille für den Mann
Die Firma Organon ist dabei, ein Kontrazeptivum für Männer zu entwickeln und hofft, ein solches Präparat in etwa fünf bis zehn Jahren auf den Markt bringen zu können.
Die Schwierigkeit bei einem Kontrazeptivum für Männer liegt darin, dass Millionen von Spermien blockiert werden müssen.
In bisherigen Studien wurden hohe Mengen an Testosteron eingesetzt, um die Spermienproduktion zu verhindern. Über einen negativen Feedback-Mechanismus wird die Produktion der Gonadotropine LH und FSH, welche die Spermatogenese stimulieren, unterdrückt. Der Einsatz von Testosteron allein bewirkt jedoch nur bei 65 bis 70 Prozent der Männer eine komplette Azoospermie. Die hohen Dosen führen außerdem zu zahlreichen Nebenwirkungen.
Mit Desogestrel kann die Spermienproduktion ebenfalls erfolgreich blockiert werden. Das Problem dieser Methode ist, dass dadurch die Testosteronspiegel absinken. Daraus resultieren Neben- wirkungen wie ein Verlust der Libido und der Muskelmasse sowie ein erhöhtes Osteoporoserisiko. Um diese unerwünschten Wirkungen zu verhindern, muss zusätzlich Testosteron eingenommen werden. Da es bis heute keine orale Form von Testosteron gibt, mit der die Testosteronspiegel im Blut im physiologischen Bereich gehalten werden können, muss es entweder implantiert oder injiziert werden.
In einer neuen Studie an 31 Männern wurde über acht Wochen die Effektivität einer Kombination aus Desogestrel und Testosteron getestet. Testosteron wurde den Teilnehmern in die Bauchdecke implantiert. Zusätzlich schluckten die Männer täglich eine Tablette Desogestrel. Das Ergebnis war eine komplette Blockade der Spermienproduktion, ohne dass schwerwiegende Nebenwirkungen auftraten. Andere Studien zur Entwicklung einer Pille für den Mann verwenden Testosteronimplantate oder -injektionen in Kombination mit einem Prolactininhibitor wie Quinagolid. Diese Strategie basiert auf der Theorie, dass Prolactin als Reservehormon fungiert, um die Spermatogenese in der Abwesenheit von Gonadotropinen aufrecht zu erhalten. hel
Quelle: Scrip Nr. 2562, S. 27
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.