BVA-Info

Sind Gewerkschaften noch zeitgemäß?

Brauchen wir im 21. Jahrundert noch die Gewerkschaften, oder sind sie inzwischen überflüssig geworden? Eine Antwort auf diese Frage gibt Monika Oppenkowski, die Vorsitzende des BVA.

Nachlassende Attraktivität

Die Rolle der Gewerkschaften als treibende Kraft im wirtschaftlichen und arbeitspolitischen Leben scheint seit geraumer Zeit nachzulassen. Und auch die Arbeitnehmer verlassen sich immer weniger auf ihre Gewerkschaften, um ihre Rechte und Vorteile abzusichern. Die sinkenden Mitgliederzahlen bei den großen Gewerkschaftsverbänden beweisen es. War früher die Mitgliedschaft für viele selbstverständlich, so wird heute gern der Beitrag gespart. Viele Vorteile, die von Gewerkschaften erkämpft wurden, gelten ja auch für Nichtmitglieder. Und erst im akuten Fall einer Auseinandersetzung mit dem Arbeitgeber erinnert man sich wieder an die Gewerkschaft und deren Rechtsschutzangebote, die jetzt eigentlich sehr praktisch wären ... (eine gewisse Parallele zu den Kirchenaustritten ist nicht zu übersehen).

Dienstleistungsangebot muss überzeugen

Mit erhobenem Zeigefinger oder moralischem Druck ist hier jedoch nichts auszurichten. Eher verstärkt man die Zögerer und Zauderer noch in ihrer Abwehrhaltung. Der einzig richtige Ansatz muss sein, durch ein überzeugendes Dienstleistungsangebot "Kunden", d.h. Mitglieder zu gewinnen. Und wenn die Leistung begeistert, kann man natürlich auch auf positive Mundpropaganda hoffen. Dabei ist der BVA sicher auf dem richtigen Weg.

Mehr Qualität am Arbeitsplatz

Aber die Frage bleibt: Ist eine Gewerkschaft wie der BVA überhaupt noch zeitgemäß? Die augenblickliche Diskussion um den Fachkräftemangel im Apothekenbereich zeigt: Die Arbeitgeber verlieren offensichtlich den Zusammenhang zwischen den Gehältern und der Attraktivität von Arbeitsplätzen schnell aus den Augen. Hier bedarf es eines starken Tarifpartners, der die Interessen der Arbeitnehmer vertritt - nicht zuletzt auch im Interesse der Kunden und Apothekenleiter. Denn zufriedene MitarbeiterInnen bieten besseren Service und sorgen so für Kundenbindung und Umsatz.

Dass die Höhe des Gehaltes nicht allein ausschlaggebend ist für die Qualität eines Arbeitsplatzes, erscheint selbstverständlich. Die Optimierung von Arbeitszeiten und Fortbildungsangeboten im beiderseitigen Interesse von Arbeitnehmern und -gebern ist deshalb ein anderer wichtiger Aspekt, den sich der BVA auf die Fahnen geschrieben hat.

Das Arbeitsleben mitgestalten

Es ist ein Trugschluss, dass Gewerkschaften im Zeitalter der "New Economy" langsam, aber sicher überflüssig werden. Eine starke Interessenvertretung hilft gerade bei der Vereinzelung und Individualisierung des Arbeitslebens, der wir zunehmend ausgesetzt sein werden. Die gerechte Verteilung von Arbeit ist ein hochbrisantes Thema, bei dem Gewerkschaften eine zentrale Vordenkerrolle haben sollten. Und selbst Fragen der Gleichberechtigung von Frauen im Arbeitsleben sind noch keineswegs zufriedenstellend gelöst. Tarifpolitik, Dienstleistungen in der Fortbildung und Rechtsberatung sowie eine aktiv mitgestaltende Rolle in der Gesundheitspolitik und beim Wandel der Arbeitswelt - das sind die Arbeitsschwerpunkte des BVA für das 21. Jahrhundert.

Natürlich brauchen wir neue Mitglieder, aber um die Zahlen ist uns nicht bange, solange unsere Leistung stimmt. Der Trend der Neuanmeldungen z.B. während der Expopharm zeigt, dass der BVA seine Attraktivität offenbar erfolgreich unter Beweis stellt.

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