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Klinische Pharmazie – wem gehört das neue Fach? Kommentar
Das Jahr 2001 wird manche Überraschung bringen, sicher aber bringt es uns eine neue Approbationsordnung und mit ihr die Klinische Pharmazie als neues Fach. Neues Terrain will erobert werden. Darum rüsten sich die Fronten schon für den bevorstehenden Kampf um Ansehen, Einfluss und universitäre Stellen. Besonders Mediziner melden bereits ihre Ansprüche an und werben mit der Reputation für die Pharmazie.
Bevor die Argumente unentwirrbar verschwimmen, sollten einige Eckdaten klar ins Auge gefasst werden:
- Erstens, der Name des neuen Faches ist Klinische Pharmazie, nicht Medizin. Dies spricht für ein pharmazeutisches Fach mit pharmazeutischen Hochschullehrern.
- Zweitens, die Inhalte, soweit sie sich bisher abzeichnen, sind zu großen Teilen durch pharmazeutische Analytik und Technologie sowie Sozialpharmazie geprägt.
- Drittens, die Methoden beschränken sich nicht auf die naturwissenschaftliche Arbeitsweise, sondern beziehen auch medizinische, psychologische und sozial- bzw. wirtschaftswissenschaftliche Instrumente ein.
- Viertens, das Ziel: Klinische Pharmazie bedeutet nicht "Pharmazie in der Klinik", sondern patientenorientierte Pharmazie - auch, aber nicht nur im Krankenhaus. Viele Inhalte von der Compliance bis zur Epidemiologie beziehen sich sogar primär auf ambulante Patienten, und es sollen immer mehr werden, verkündet doch die Politik den Leitspruch "ambulant vor stationär".
Wie aber das Verhalten von Menschen in ihrer "natürlichen" Umgebung - außerhalb des Krankenhauses - wissenschaftlich zu beschreiben ist, lehren uns die Sozialwissenschaften sicher eher als die Medizin.
Die Herausforderung ist demnach, Medizin und Sozial- bzw. Wirtschaftswissenschaften zu integrieren und so ein neues pharmazeutisches Fach zu gestalten. Die Konzeption des neuen Faches wird die künftige Rolle der Pharmazie an den Universitäten erheblich beeinflussen: Wird die Pharmazie mehr als bisher schon als Nachfrager von Leistungen auftreten, besonders in der Medizin? Oder wird sie selbst zum Anbieter von Leistungen und Lehrinhalten für Mediziner und Sozialwissenschaftler? - Auch dies entscheidet über die Reputation und die Stellung eines Faches innerhalb der Universitäten.
Thomas Müller-Bohn
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