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Syphilis-Meldungen: Erhebliche Zunahme in Berlin, Hessen und Baden-Württember
Reinhard Kurth, Präsident des Robert Koch-Instituts, appelliert daher an die Ärzte in den betroffenen Regionen, "verstärkt auf verdächtige Symptome bei Patienten zu achten und bei den diagnostischen Überlegungen an die Möglichkeit einer Syphilis zu denken". Gefährdete Personen sollten über die Symptome einer Infektion aufgeklärt werden und bei verdächtigen Symptomen einen Arzt aufsuchen. Wenige Tage nach Infektion entwickelt sich ein meist schmerzloses Geschwür an der Eintrittsstelle des Erregers, meist an den Genitalien, im Analbereich oder im Mund, und nach einigen Wochen treten Hauterscheinungen auf, oft an Hand- und Fußinnenseite. Eine unbehandelte Syphilis kann bei den Betroffenen noch Jahre später zum Teil lebensbedrohliche Komplikationen verursachen.
Syphilis erhöht zudem deutlich das Risiko, sich mit HIV zu infizieren und das Risiko, eine HIV-Infektion weiterzugeben. Die rechtzeitige Erkennung und Behandlung einer Syphilis ist daher auch eine wichtige Maßnahme, um die Ausbreitung von HIV einzudämmen. Das Robert Koch-Institut erinnert daher in diesem Zusammenhang nachdrücklich daran, dass die konsequente Verwendung von Kondomen nicht nur das Risiko einer HIV-Übertragung vermindert, sondern auch das Risiko, an Syphilis oder einer anderen sexuell übertragbaren Infektion zu erkranken.
Die Zunahme könnte am geänderten Meldesystem liegen
Das Robert Koch-Institut räumt ein, dass die Meldezahlen der Vorjahre aufgrund der mit dem Infektionsschutzgesetz im Jahr 2001 erfolgten Umstellung des Meldesystems (jetzt anonyme Meldungen aus den diagnostizierenden Laboratorien, vorher Meldungen der behandelnden Ärzte) nur bedingt mit den aktuellen Daten vergleichbar seien. Ein Teil der in diesem Jahr beobachteten Zunahme könnte somit auf eine verbesserte Erfassung der Syphilis-Fälle zurückzuführen sein. Die besonders hervorgehobene Zunahme bei homosexuellen Männern in bestimmten Regionen - insbesondere sind die Regionen Berlin und Frankfurt am Main betroffen - sei jedoch wahrscheinlich in erster Linie auf eine tatsächlich gestiegene Zahl von Infektionen zurückzuführen. Dies ergebe die Auswertung der Angaben zum wahrscheinlichen Infektionsrisiko, die seit Beginn dieses Jahres mit den Meldungen erhoben wird, und werde auch durch Berichte von behandelnden Ärzten aus den betroffenen Regionen bestätigt.
Obwohl in anderen Großstädten und Ballungsräumen wie Köln, Düsseldorf, Ruhrgebiet, Hannover, München und Leipzig bislang keine auffällige Zunahme von Erkrankungen zu beobachten sei, würden die Empfehlungen auch für diese Regionen gelten, da ein Übergreifen des Ausbruchs nicht auszuschließen sei. Bereits in den Jahren 1998 bis 2000 sei es zu einem lokalen Syphilis-Ausbruch unter homosexuellen Männern im Raum Hamburg gekommen.
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