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- DAZ 48/2001
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Prisma
Wirkstoffe aus der Mülltonne
Vor zwei Jahren wurde Sarah Schott während eines Praktikums an einer Klinik darauf aufmerksam, dass - teilweise hochpreisige - Arzneimittel in großem Umfang im Müll landen. Die damals 17-Jährige, die sich schon seit längerer Zeit mit dem Thema Recycling beschäftigte, suchte daraufhin Wege, den teuren Abfall wieder nutzbar zu machen. Sie konzentrierte sich dabei auf zwei HIV-Arzneimittel und ein Medikament gegen Herpesviren. Material für ihre Forschungsarbeiten erhielt sie von Aidshilfen, Schwerpunktpraxen und der Universitätsapotheke Tübingen. Die Herstellerfirmen, die sie ebenfalls um Probenmaterial gebeten hatte, reagierten ablehnend. Die zur Verfügung gestellten Arzneimittel reichten Schott jedoch aus, um ein Verfahren zu entwickeln, die darin enthaltenen Wirkstoffe zu isolieren. Dass diese auch bei abgelaufenem Verfallsdatum noch einwandfrei waren, hatte sie zuvor überprüft.
90 Prozent der Wirkstoffe gegen HIV und Herpes konnte Schott mit ihrer Methode aus dem Arzneimittelmüll rückgewinnen. Das Verfahren brachte der Nachwuchsforscherin den dritten Rang beim Bundeswettbewerb "Jugend forscht" und einen Sonderpreis des Deutschen Museums ein, das eine Ausstellung über das Pillenrecycling eröffnete.
Mit einer konkreten Umsetzung von Schotts Recyclingverfahren ist kurzfristig jedoch nicht zu rechnen. Das Arzneimittelgesetz verbietet eine Wiederverwertung von recycelten Wirkstoffen in Deutschland. Und bevor sie in Drittweltländer exportiert werden können, wo sie die Herstellung der Arzneimittel deutlich verbilligen könnten, gilt es noch viele rechtliche Hürden zu überwinden. ral
Quelle: Staatsanzeiger für Baden-Württemberg vom 19.11.2001
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