Randnotitz

David gegen Goliath

Unverfroren, dreist und rechtsbrecherisch gehen seit einigen Wochen Krankenkassen vor, indem sie ihre Versicherten auffordern, "die Arzneimittel bequem von zu Hause aus zu bestellen" und ihnen die niederländischen Apotheken DocMorris und Europa Apotheek Venlo empfehlen mit dem Köder, dort keine Zuzahlung leisten zu müssen oder einen Bonus gut geschrieben zu bekommen. Diese Krankenkassen, allen voran bayerische Betriebskrankenkassen, die Gmünder Ersatzkasse (GEK) und andere, setzen sich damit über bestehendes Recht hinweg und diskriminieren die deutschen Apothekerinnen und Apotheker. Es geht dabei zunächst nicht darum, einige Euro zusparen - die Kassen wollen über den Weg des Rechtsbruch das System verändern. Der Versandhandel wird nur als Vehikel oder Auslöser für eine Systemveränderung vorgeschoben, denn es ist nur eine verschwindend geringe Zahl an Patienten, die über den lästigen und mühevollen Umweg der Auslandsbestellung seine Arzneimittel bezieht. Den Rechtsbruch will jetzt eine Initiative Pro Apotheke im Kreis Bonn-Rhein-Sieg zum Anlass nehmen, den Kassen Paroli zu bieten: Die 14 Apotheken von Sankt Augustin sind sich da einig. Sie wollen Rezepte zu Lasten der GEK wie Privatrezepte behandeln. Das heißt: die Rezepte werden selbstverständlich beliefert, der Patient muss allerdings die Medikamente selbst bezahlen und sein Rezept dann bei der Kasse einreichen. Außerdem stellen diese Apotheken ihre Dienstleistungen wie Lieferung nach Hause, kostenlose Aut-idem-Auswahl, Arztrücksprache, Wechselwirkungschecks und Arzneimittelprüfung den GEK-Versicherten nicht mehr kostenlos zur Verfügung. Diese Apotheken sind sich dabei wohl der Tatsache bewusst, dass sie mit diesem Verhalten gegen Verträge verstoßen. Auf der anderen Seite wollen sie mit dieser Vorgehensweise den Kampf gegen die Erpressungen der Kassen aufnehmen. Sie gehen davon aus, dass die Mehrheit der Kassen in Deutschland für den Erhalt der Apotheke ist und empfehlen den GEK-Versicherten einen Kassenwechsel. Ein mutiger Kampf, wie David gegen Goliath. Wer hat damals gewonnen?

Peter Ditzel

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