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Kommentar
Berufspolitik: Es lohnt sich, für unser Apothekensystem zu kämpfen
Erwartungsgemäß stand das Thema Versandhandel im Mittelpunkt. Friese machte noch einmal klar, dass ein Versandhandel nur mit Rosinenpickerei funktioniere und keineswegs die Gesamtkosten reduziere. Ganz abgesehen von pharmapolitischen Problemen: eine nationale Pharmapolitik würde obsolet, da arzneimittelrechtlich das Recht des Ursprungslands der Arzneimittel gelte. Hinzu komme, dass es bei einer Einführung des Versandhandels in Deutschland zur Bildung von Apothekenketten käme, das Fremd- und Mehrbesitzverbot fiele, letztendlich auch die Arzneimittelpreisverordnung. Mit dem Fall der Arzneimittelpreisverordnung, so Friese, fiele auch der freie Heilberuf Apotheker. Der Systemwechsel wäre eingeläutet, die Grundprinzipien unserer Berufsausübung wären gefährdet. Manche wünschten sich, die ABDA sollte aggressiver gegen die Politik auftreten.
Hier verwies Friese auf die ABDA-Unterschriftenaktion "Pro Apotheke", die in der Bevölkerung auf äußerst gute Resonanz gestoßen sei, in Regierungskreisen jedoch größtes Missfallen ausgelöst habe – ein Zeichen dafür, dass man hier sehr wohl mit der nötigen Schärfe vorgegangen sei. Selbst die Bundesgesundheitsministerin habe ihr Missfallen ausgedrückt und den Apothekern bereits gedroht, was Friese allerdings als unglaublichen Eingriff in die Meinungsfreiheit wertete. Insgesamt habe man bereits mehr als 2,2 Millionen Unterschriften gesammelt. Die Aktion läuft noch bis 15. Juni. In einem öffentlichkeitswirksamen Event sollen die Unterschriften dann dem Gesundheitsministerium übergeben werden. Die Aktion zeige, dass die Bevölkerung im Arzneimittelbereich keinen Versandhandel und keine Großmärkte wolle, sondern die individuell geführte Apotheke. Weitere Aktionen seien bereits geplant, so zum Beispiel Handzettel für die Patienten, um über gesundheitspolitische Fragen zu informieren, oder Fragen an die Gesundheitspolitiker vor der Wahl, um die Gesundheitsprogramme der Parteien transparent zu machen. Ein Streik oder ähnliche Aktionen, die auf dem Rücken der Patienten ausgetragen würden, seien jedoch nicht geplant. In diesem Fall würde man die Unterstützung der Patienten verlieren.
Friese wies in der berufspolitischen Diskussion auf das Angebot der Apotheker an die Politik hin. Die ABDA habe ein schlüssiges Konzept entwickelt mit einem modularen Aufbau. Hierzu gehören: ermäßigter Mehrwertsteuersatz auf Arzneimittel, Arzneimittelmanagement mit dem Apotheker, elektronischer Arzneimittelpass und eRezept, reformiertes Zuzahlungssystem, Internetbestellsystem und modifizierter Botendienst, weiterentwickelte Arzneimittelpreisverordnung ("Drehung"), intelligente Steuerung der Strukturkomponente. Die einzelnen Module ergänzten sich gegenseitig und böten eine sinnvolle Weiterentwicklung der Arzneimittelversorgung.
Fortbildung als Pflicht?
In der Fragestunde interessierte auch das Thema Pflichtfortbildung. Ob die generelle Pflichtfortbildung für alle komme, sei eine Frage, die gelöst werden müsse, hieß es, da ansonsten wohl Reglementierungen von außen zu erwarten seien. Man wolle von Seiten der ABDA dies eher auf freiwilliger Schiene organisieren. Im Prinzip sei die Fortbildungsbereitschaft bei Apothekerinnen und Apotheker bereits exzellent "aber nicht bei allen".
Der Mangel an Arbeitskräften sei ein Problem, das man deutlich sehe. Man habe hier allerdings nur begrenzt Möglichkeiten, etwas dagegen zu tun, so Friese. Die ABDA bemühe sich auf die Universitäten einzuwirken, die Ausbildungsplätze zu erhalten, daneben werde der Wiedereinstieg von Apothekerinnen in den Beruf, beispielsweise nach der Baby-Pause, mit besonderen Veranstaltungen und Programmen gefördert. Friese appellierte an alle Apothekerinnen und Apotheker, bereits bei den Schulabgängern an Gymnasien für den Apothekerberuf zu werben.
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