Kommentar

Berufspolitik: Es lohnt sich, für unser Apothekensystem zu kämpfen

Meran (diz). Mit dem deutlichen Hinweis, dass er sich auch weiterhin für den Erhalt unseres Apothekensystems einsetzen werde und dass es sich lohne, dafür zu kämpfen, zumal bis jetzt noch nichts in Sachen Versandhandel oder in Richtung einer Systemveränderung beschlossen sei, versuchte ABDA-Präsident Hans-Günter Friese den Apothekerinnen und Apotheker Mut zu machen. In der berufspolitischen Diskussion, die am 28. Mai im Rahmen des Fortbildungskongresses der Bundesapothekerkammer in Meran stattfand, war Gelegenheit gegeben, Fragen rund um die Berufspolitik an die ABDA zu stellen, die neben Friese von Johannes Metzger, Präsident der Bundesapothekerkammer, und Eva-Maria Schmitt, Vorsitzende des saarländischen Apothekerverbands, vertreten wurde.

Erwartungsgemäß stand das Thema Versandhandel im Mittelpunkt. Friese machte noch einmal klar, dass ein Versandhandel nur mit Rosinenpickerei funktioniere und keineswegs die Gesamtkosten reduziere. Ganz abgesehen von pharmapolitischen Problemen: eine nationale Pharmapolitik würde obsolet, da arzneimittelrechtlich das Recht des Ursprungslands der Arzneimittel gelte. Hinzu komme, dass es bei einer Einführung des Versandhandels in Deutschland zur Bildung von Apothekenketten käme, das Fremd- und Mehrbesitzverbot fiele, letztendlich auch die Arzneimittelpreisverordnung. Mit dem Fall der Arzneimittelpreisverordnung, so Friese, fiele auch der freie Heilberuf Apotheker. Der Systemwechsel wäre eingeläutet, die Grundprinzipien unserer Berufsausübung wären gefährdet. Manche wünschten sich, die ABDA sollte aggressiver gegen die Politik auftreten.

Hier verwies Friese auf die ABDA-Unterschriftenaktion "Pro Apotheke", die in der Bevölkerung auf äußerst gute Resonanz gestoßen sei, in Regierungskreisen jedoch größtes Missfallen ausgelöst habe – ein Zeichen dafür, dass man hier sehr wohl mit der nötigen Schärfe vorgegangen sei. Selbst die Bundesgesundheitsministerin habe ihr Missfallen ausgedrückt und den Apothekern bereits gedroht, was Friese allerdings als unglaublichen Eingriff in die Meinungsfreiheit wertete. Insgesamt habe man bereits mehr als 2,2 Millionen Unterschriften gesammelt. Die Aktion läuft noch bis 15. Juni. In einem öffentlichkeitswirksamen Event sollen die Unterschriften dann dem Gesundheitsministerium übergeben werden. Die Aktion zeige, dass die Bevölkerung im Arzneimittelbereich keinen Versandhandel und keine Großmärkte wolle, sondern die individuell geführte Apotheke. Weitere Aktionen seien bereits geplant, so zum Beispiel Handzettel für die Patienten, um über gesundheitspolitische Fragen zu informieren, oder Fragen an die Gesundheitspolitiker vor der Wahl, um die Gesundheitsprogramme der Parteien transparent zu machen. Ein Streik oder ähnliche Aktionen, die auf dem Rücken der Patienten ausgetragen würden, seien jedoch nicht geplant. In diesem Fall würde man die Unterstützung der Patienten verlieren.

Friese wies in der berufspolitischen Diskussion auf das Angebot der Apotheker an die Politik hin. Die ABDA habe ein schlüssiges Konzept entwickelt mit einem modularen Aufbau. Hierzu gehören: ermäßigter Mehrwertsteuersatz auf Arzneimittel, Arzneimittelmanagement mit dem Apotheker, elektronischer Arzneimittelpass und eRezept, reformiertes Zuzahlungssystem, Internetbestellsystem und modifizierter Botendienst, weiterentwickelte Arzneimittelpreisverordnung ("Drehung"), intelligente Steuerung der Strukturkomponente. Die einzelnen Module ergänzten sich gegenseitig und böten eine sinnvolle Weiterentwicklung der Arzneimittelversorgung.

Fortbildung als Pflicht?

In der Fragestunde interessierte auch das Thema Pflichtfortbildung. Ob die generelle Pflichtfortbildung für alle komme, sei eine Frage, die gelöst werden müsse, hieß es, da ansonsten wohl Reglementierungen von außen zu erwarten seien. Man wolle von Seiten der ABDA dies eher auf freiwilliger Schiene organisieren. Im Prinzip sei die Fortbildungsbereitschaft bei Apothekerinnen und Apotheker bereits exzellent "aber nicht bei allen".

Der Mangel an Arbeitskräften sei ein Problem, das man deutlich sehe. Man habe hier allerdings nur begrenzt Möglichkeiten, etwas dagegen zu tun, so Friese. Die ABDA bemühe sich auf die Universitäten einzuwirken, die Ausbildungsplätze zu erhalten, daneben werde der Wiedereinstieg von Apothekerinnen in den Beruf, beispielsweise nach der Baby-Pause, mit besonderen Veranstaltungen und Programmen gefördert. Friese appellierte an alle Apothekerinnen und Apotheker, bereits bei den Schulabgängern an Gymnasien für den Apothekerberuf zu werben.

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