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MCC Health World 2003: Düstere Prognosen für Krankenkassen

Bonn (ri). Die Spatzen pfeifen es von allen (Zeitungs-)Dächern: Das deutsche Gesundheitssystem ist krank. Wie man diese Krankheit kurieren sollte, darüber machten sich diverse Experten bei der Veranstaltung "MCC health world 2003" in Bonn am 6. November Gedanken. Insbesondere über die Finanzierungen der Gesetzlichen und der Privaten Krankenkassen waren sich die Vertreter der jeweiligen Versicherungsform uneins.

Wie kann Finanzierung aussehen?

Während sich Dr. Jan Boetius, Vorsitzender des Vorstandes der DKV Deutsche Krankenversicherung AG und u. a. stellvertretender Vorsitzender des Verbandes der privaten Krankenversicherungen, für eine zukünftig kapitalgedeckte Finanzierung der Versicherungssysteme aussprach, wurde dieser Weg von seinen beiden Mit-Diskutanden, Prof. Dr. Gert G. Wagner, Universitäts-Professor, und Prof. Dr. Norbert Klusen, Vorsitzender des Vorstandes der Techniker Krankenkasse, eher skeptisch beurteilt. So bezeichnete etwa Professor Wagner, Lehrstuhlinhaber für "Empirische Wirtschaftsforschung und Wirtschaftspolitik" an der TU Berlin den Vorschlag der kapitalgedeckten Finanzierung als "bei Schadenversicherungen sinnvollerweise nicht üblich". So könne man zwar das altersspezifische Risiko anhand von Statistiken zur demographischen Entwicklung prognostizieren, es sei aber unklar, in welcher Höhe sich der ebenfalls zur Rechnung gehörende Anteil der Ausgaben des medizinisch-technischen Fortschrittes bewege. Der Kapitalstock müsse jedoch an den Gesamtbetrag der Kosten angepasst werden. Da bei der kapitalgedeckten Finanzierung somit eine Lücke bei der Ermittlung des Kapitalstockes bestehe, sei dies eher ein Argument, das gegen dieses Modell spräche.

Demgegenüber schätzte Dr. Jan Boetius die Risiken des Kapitaldeckungsverfahrens gegenüber den Risiken des Umlageverfahrens trotz dieser Unwägbarkeit wesentlich günstiger ein. Mit dem Hinweis, dass alleine aufgrund der demographischen Entwicklung eine immens hohe Nachhaltigkeitslücke bei der GKV entsteht, plädierte er für einen – möglicherweise auch Schritt für Schritt – vollzogenen Wandel: "An der Kapitaldeckung führt kein Weg vorbei." Der schrittweise Einstieg in diese Art der Finanzierung kann nach seinen Vorstellungen durch Ausgliederung einzelner Leistungen, wie etwa im Bereich Zahnersatz, erfolgen.

Inkasso-Unternehmen Apotheke?

Bei der Veranstaltung war auch eine Live-Schaltung zu den gesundheitspolitischen Sprechern der Parteien nach Berlin gelegt worden. Bei dieser Diskussion bezeichnete der Gesundheitspolitiker der SPD, Horst Schmidbauer, die für ein Jahr angesetzte Nullrunde als "Options-Jahr". Innerhalb dieser Frist habe man Zeit, eine große Gesundheitsreform auszuarbeiten. Als die Grünen-Politikerin Birgitt Bender vom Moderator auf eine Bemerkung von Professor Krebs, Geschäftsführender Gesellschafter bei Boehringer Ingelheim, angesprochen wurde, wonach die Forschungsaktivitäten dieses Unternehmens angesichts der Politik der Regierung ins Ausland verlegt werden, konterte Bender: "Wir beugen uns nicht jeder Erpressung." Dieter Thomae (FDP) wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es ja heute schon nicht mehr so viele Pharmafirmen gebe, die am Standort Deutschland Forschung betreiben. Die Vertreterin der CDU, Annette Widmann-Mauz wies im Zusammenhang mit den Neuregelungen der Rabatte durch das Vorschaltgesetz darauf hin, dass die "Apotheke nicht als Inkasso-Unternehmen fungieren kann, das die Rabatte eintreibt".

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